An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen! (Esoterik)

Trebron, Mittwoch, 10.06.2015, 18:51 (vor 3458 Tagen) @ Trebron

Zur Sprache unserer Baubiologen und der angeschlossenen Elektrosmog-Szene: Die Zauberformel „interdisziplinäre Zusammenarbeit“ gehört zu den unvermeidlichen Worthülsen jeglicher Aktivisten jenseits des anerkannten und seriösen Wissenschaftsbetriebes.

Die wikipedia verrät: << Unter Interdisziplinarität versteht man die Nutzung von Ansätzen, Denkweisen oder zumindest Methoden verschiedener Fachrichtungen.
Eine interdisziplinäre oder fächerübergreifende Arbeitsweise umfasst mehrere voneinander unabhängige Einzelwissenschaften … >>
Interdisziplinäres Arbeiten gehört heute zum selbstverständlichen Handwerkzeug der Wissenschaftler. Einstein war wohl der letzte, der wenigstens als Einzelkämpfer gestartet ist. Die Kernspaltung konnte nur durch die Zusammenarbeit von Chemiker (Otto Hahn) und Physiker (Lise Meitner) geklärt werden.
Wenn auf die Interdisziplinarität mit großen Worten extra darauf hingewiesen werden muss, dann dürfen Bedenken aufkeimen. Gemeint ist dann möglicherweise: Hier dürfen auch Para-Wissenschaften, wissenschaftliche Graugebiete und esoterischer Hokuspokus kräftig mitspielen. Der wissenschaftliche Mainstream und der fachliche Konsens werden mangels eigener Kompetenz gerne ausgeblendet. In der Fachwelt eher namenlose Randfiguren werden als Heilsbringer und Märtyrer bejubelt und bespendet.
In die gleiche Ecke gehören die „unabhängigen Wissenschaftler“ oder „unabhängigen Forschungseinrichtungen“ bis hin zu den „unabhängigen Instituten“. Kaum ein Wissenschaftler kann, wie weiland Goethe, seine Arbeit aus eigenem Vermögen bestreiten. Er wird in der Regel immer jemand brauchen, der ihn und seine Arbeit unterhält. Groß-Forschungseinrichtungen wie das CERN oder das DESY können nicht gerade von der örtlichen VHS nebenher betrieben werden. Auch an staatlichen Universitäten läuft nichts ohne das Einwerben von Fremdmitteln. Ohne solche Mittel würden wir heute noch für unseren täglichen Brei den Esel zur Windmühle treiben. Und ein Durchschnittalter von ca. 35 Jahren erreichen.
Und die unvermeidlichen Spendenaufrufe aus der „Szene“ führen ja auch zu Fremdmitteln, nur eben zu völlig unkontrollierten …
Ähnlich wird gerne der allgemein als selbstlos tätig verstandene „e.V.“ (eingetragener und steuerbegünstigter Verein) als selbstverliehenes Ehrenzeichen verwendet. Es wird damit der Eindruck einer aufopfernden Tätigkeit für das Wohl der Allgemeinheit geweckt. Dabei wird ausgeblendet, dass der operative Teil des rein kommerziellen Geschäfts vom Verein gerne ausgelagert wird. Der e.V. tritt dabei als Vermittler („Förderer“) auf, was seine Satzung zulässt. Das ist rechtlich völlig in Ordnung, man sollte das als Auftraggeber oder Spender aber besser wissen, bevor man in den Geldbeutel greift …

Und bevor mich Spatenpauli jetzt in die besondere Klinik einweisen lässt, verzichte ich auf ähnliche Betrachtungen zu „nachhaltig“, „ganzheitlich“ und „alternativ“. Mit diesen Wörtern wird auch fröhlich Schindluder getrieben, weil sie mittlerweile im allg. Sprachgebrauch einfach als „grün und daher gut“ (fehl-)verstanden werden …

Sorry für den Roman …

Tags:
Interdisziplinär, Umweltmediziner, Hokuspokus, Heilpraktiker, unabhängige Wissenschaft, Chemiker, Konsens, Denkweise


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