Reflex: Neues von der Schlacht um Wien (Forschung)
[Strang nach Prüfung wieder frei geschaltet am 19.11.2011]
Aktuelle Stellungnahme von den Prof. A. und Rüdiger zu dem *** gegenüber den Wiener Reflex-Studien. Bei Next-up in Deutsch, Englisch und demnächst auch in Französisch zu haben, also großer Bahnhof.
[Hinweis: *** aus Rechtsgründen editiert am 19.11.2011]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Reflex: Neues von der Schlacht um Wien
Aktuelle Stellungnahme von den Prof. A. und Rüdiger zu dem *** gegenüber den Wiener Reflex-Studien. Bei Next-up in Deutsch, Englisch und demnächst auch in Französisch zu haben, also großer Bahnhof.
So, jetzt habe ich mir diese Stellungnahme durchgelesen. Schwere Kost, nur für den verdaulich, der die in der Stellungnahme nicht genannten Hintergründe des Skandals kennt. Wesentliche neue Erkenntnisse sind mir nicht aufgefallen, die Stellungnahme betrifft fast ausschließlich Vorwürfe gegenüber dem Rektor der MUW.
Die für mich wichtigste Passage steht auf Seite 3:
Gegenwärtig sind mindestens drei Publikationen eingereicht, zwei davon bereits zur Veröffentlichung angenommen, in denen die gentoxische Wirkung der Mobilfunkstrahlung und damit die Ergebnisse der MUW Arbeitsgruppe in überzeugender Weise bestätigt werden.
Was mich daran nur ein bisschen irritiert ist, dass Prof. A./Rüdiger offensichtlich bestens informiert sind, zu welchem Ergebnis die drei Arbeiten gekommen sind, noch bevor diese in einer Fachzeitschrift publiziert wurden. Ist das so üblich? Ich dachte bislang, dass da nichts durchsickern darf, um Interventionen "interessierter Kreise" zu entgehen. Zuletzt war Primo Schär als Bestätiger dran, dessen Vortrag im Sommer in Davos freilich ein deutlich geteiltes Echo fand. Während Franz Prof. A. von einer gelungenen Reflex-Replikation sprach, wies Frank Gollnick darauf hin, Schär hätte bei HF nur schwache Effekte gefunden. Außerdem habe Schär Zweifel an der Methode mit dem Comet-Assay, die möglicherweise Artefakte hervorrufe.
Leider führen Prof. A./Rüdiger nicht weiter aus, wer die neuen Studien gemacht hat. Deshalb kann ich nicht sagen, ob er die Darmstädter Studie mitzählt oder nicht. Ein Missverständnis früherer Tage scheint jetzt wenigstens ausgeschlossen zu sein: Da in der Stellungnahme eindeutig von gentoxischer Wirkung der Mobilfunkstrahlung die Rede ist, (ich präzisiere dies hier mal auf Handy-Strahlung), sollten Verwechslungen mit der gentoxischen Wirkung von NF-Feldern diesmal nicht mehr passieren. Ob die kommenden Studien die MUW-Arbeitsgruppe wirklich in überzeugender Weise bestätigt bleibt abzuwarten und zu prüfen. Die Formulierung "in überzeugender Weise" verheißt nichts gutes, denn sie bedeutet, dass nur die (Art & )Weise der Bestätigung überzeugend ist, was nicht unbedingt bedeutet, dass dies auch fürs Ergebnis gilt. Aber gut, das ist jetzt Haarspalterrei, warten wir also geduldig die drei Pubs ab,vergleichen wir sie mit dem Original und lassen wir uns überraschen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Reflex: Neues von der Schlacht um Wien
Die für mich wichtigste Passage steht auf Seite 3:
Gegenwärtig sind mindestens drei Publikationen eingereicht, zwei davon bereits zur Veröffentlichung angenommen, in denen die gentoxische Wirkung der Mobilfunkstrahlung und damit die Ergebnisse der MUW Arbeitsgruppe in überzeugender Weise bestätigt werden.
Was mich daran nur ein bisschen irritiert ist, dass Prof. A./Rüdiger offensichtlich bestens informiert sind, zu welchem Ergebnis die drei Arbeiten gekommen sind, noch bevor diese in einer Fachzeitschrift publiziert wurden.
Es sind keine REFLEX-Replikationen von denen Prof. A. spricht sondern Arbeiten von anderen Wissenschaftler, die letztendlich die große Frage beantworten sollen, ob EMF wie sie beim Handytelefonieren vorkommen, genotoxisch sein können. Das was er selber auch festgestellt hat.
Er nützt die mobilfunkkritischen Seiten um seine Stellungnahme unter die Leser zu bringen. Auf mast-victims ist seine Stellungnahme auch eingestellt.
Warum ich das mit den Studien annehme, wurde hier schon mal angesprochen. Prof. A. bezog sich auf diese italienische Studie
Transienter DNA-Schaden, induziert durch hochfrequente elektromagnetische Felder (GSM, 1,8 GHz) in der menschlichen Trophoblasten Zelllinie HTR-8/SVneo, bewertet mit dem alkalischen Komet-Assay. Abstract
Von: Franzellitti S, Valbonesi P, Ciancaglini N, Biondi C, Contin A, Bersani F, Fabbri E
Und eine interessante Äußerung gab es auch im hese Forum (ist auch hier im Forum eingestellt).
Prof. A. spricht von 3 Arbeiten, zwei seien schon zur Publikation eingereicht. Eine ist sicherlich die o.g. italienische von Franzellitti et al.
In den letzten Tagen gab es auch DNA-Studien im EMF-Portal, bei denen ich mir schon vor der Stellungnahme von Prof. A. dachte, ob diese Arbeiten für die REFLEX-Ergebnisse, sprich allgemein für DNA Schäden durch EMF unterhalb des Grenzwertes, sprechen.
Ob Prof. A. auch diese Arbeit meint? Geht ja auch in die Richtung.
Reflex: Replikationsstudie zur NF von Primo Schär
Außerdem habe Schär Zweifel an der Methode mit dem Comet-Assay, die möglicherweise Artefakte hervorrufe.
Da in der Stellungnahme eindeutig von gentoxischer Wirkung der Mobilfunkstrahlung die Rede ist, (ich präzisiere dies hier mal auf Handy-Strahlung), sollten Verwechslungen mit der gentoxischen Wirkung von NF-Feldern diesmal nicht mehr passieren.
Der/das Abstract der Arbeit von Primo Schär zur Niederfrequenz ist nun
bei pubmed eingestellt
DNA Fragmentation in Human Fibroblasts Under Extremely Low Frequency Electromagnetic Field Exposure.
Focke F, Schuermann D, Kuster N, Schär P.
Institute of Biochemistry and Genetics, Department of Biomedicine, University of Basel, Mattenstrasse 28, CH-04058 Basel, Switzerland.
Extremely low-frequency electromagnetic fields (ELF-EMF) were reported to affect DNA integrity in human cells with evidence based on the Comet assay. These findings were heavily debated for two main reasons; the lack of reproducibility, and the absence of a plausible scientific rationale for how EMFs could damage DNA. Starting out from a replication of the relevant experiments, we performed this study to clarify the existence and explore origin and nature of ELF-EMF induced DNA effects. Our data confirm that intermittent (but not continuous) exposure of human primary fibroblasts to a 50Hz EMF at a flux density of 1 mT induces a slight but significant increase of DNA fragmentation in the Comet assay, and we provide first evidence for this to be caused by the magnetic rather than the electric field. Moreover, we show that EMF-induced responses in the Comet assay are dependent on cell proliferation, suggesting that processes of DNA replication rather than the DNA itself may be affected. Consistently, the Comet effects correlated with a reduction of actively replicating cells and a concomitant increase of apoptotic cells in exposed cultures, whereas a combined Fpg-Comet test failed to produce evidence for a notable contribution of oxidative DNA base damage. Hence, ELF-EMF induced effects in the Comet assay are reproducible under specific conditions can be explained by minor disturbances in S-phase processes and occasional triggering of apoptosis rather than by the generation of DNA damage.
Quelle: pubmed
Quelle: EMF-Portal
Reflex: Replikationsstudie zur NF von Primo Schär
Fpg-Comet test failed to produce evidence for a notable contribution of oxidative DNA base damage.
FPG = Die Sensitivität und Selektivität des Comet Assays wird durch zusätzliche Behandlung der DNA mit dem DNA-Reparaturenzym Formamido-pyrimidin-DNA-glykosylase (FPG) gesteigert (Quelle).
... can be explained by minor disturbances in S-phase processes and occasional triggering of apoptosis rather than by the generation of DNA damage
S-Phase = Synthesephase, eine der Phasen des Zellzykulus: Reduplikation (Replikation) der DNA, Produktion der Histone. Danach hat jedes Chromosom zwei Chromatiden. Diese Phase dauert ca. 7 Stunden (Quelle).
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Reflex: Replikationsstudie zur NF von Primo Schär
Im EMF-Portal gibt es die ausgearbeitete Studie von Primo Schär
Hauptergebnis der Studie (lt. Autor)
Die Ergebnisse bestätigten, dass eine intermittierende Exposition (aber nicht eine Kontinuierliche) von menschlichen primären Fibroblasten bei einem elektromagnetischem 50 Hz-Feld (bei einer magnetischen Flussdichte von 1 mT) einen leichten, aber signifikanten Anstieg der DNA-Fragmentierung im Komet-Assay induziert. Die Autoren liefern zum ersten Mal die Evidenz dafür, dass dies eher durch das Magnetfeld als durch das elektrische Feld verursacht wird (für diesen Zweck wurden die Zellen aus den zentralen und peripheren Bereichen der Petrischalen miteinander verglichen). Darüber hinaus zeigten die Autoren, dass die elektromagnetischen Feld-induzierten Reaktionen im Komet-Assay abhängig von der Zellproliferation waren, was darauf hindeutet, dass eher die Prozesse der DNA-Replikation beeinflusst worden sein könnten und nicht die DNA selbst. Übereinstimmend korrelierten die Wirkungen im Komet-Assay mit einer Verminderung der sich aktiv replizierenden Zellen und einer gleichzeitigen Erhöhung der apoptotischen Zellen in den exponierten Zellkulturen, wohingegen der Fpg-modifizierte Komet-Assay keine Evidenz für einen merklichen Beitrag eines oxidationen DNA-Basen-Schadens lieferte.
Daher sind die ELF-EMF-induzierten Wirkungen im Komet-Assay unter spezifischen Bedingungen reproduzierbar und können durch kleine Störungen in den S-Phase-Prozessen und eher durch eine gelegentliche Auslösung von Apoptose als durch die Erzeugung eines DNA-Schadens erklärt werden. Schließlich kann die S-Phasen-Abhängigkeit die Probleme bei der Reproduzierbarkeit der ELF-EMF-induzierten Komet-Assay-Wirkungen erklären (der Anteil von S-Phase-Zellen in einer Zell-Population wird durch die Kultur-Bedingungen und die verwendeten Zelllinien bestimmt, und diese Parameter können zwischen den Laboren variieren).