In BaWü gibt es jetzt eine Alternative zu den IZMF-Ärztefortbildungen.
Kann eine Vergiftung tatsächlich nur mit Gegengift behandelt werden? Diese sogenannte Alternative zur IZMF-Ärztefortbildung kommt mir reichlich dubios vor, denn eine faire Aufklärung von Ärzten ist allein schon wegen der völlig einseitigen Referentenzusammenstellung nicht gegeben. Mit fair meine ich, den Tatsachen entsprechend, ohne Beschönigung und ohne Dramatisierung. Denn mir ist ein wild gemachter Arzt genauso suspekt wie ein Bagatellisierer.
Was mir an der Einladung zu der Veranstaltung (PDF, 47 KByte) so aufgefallen ist ...
1. Erster Ansprechpartner ist nicht etwa ein Arzt, sondern ein Baubiologe, der auf dem Flyer der Veranstaltung als Architekt geführt wird.
2. Veranstalter ist Prof. Dr. (UN Cordoba, RA) Johann Ferdinando Walker, ein Allgemeinmediziner, der sich bei den GRÜNEN engagiert und im selben Ort zuhause ist wie der Baubiologe. Als Mobilfunkexperte ist Dr. Walker bislang kein einziges mal öffentlich in Erscheinung getreten, da ihm nur 15 Minuten Redezeit zuteil werden (Begrüßung der Teilnehmer) ist anzunehmen, dass der Veranstalter nicht viel oder keine Ahnung davon hat, was er da veranstaltet. Offensichtlich bildet Dr. Walker nur den formellen Mantel der Veranstaltung, an den Fäden zieht jedoch der Baubiologe. Welche Professur Johann Walker an welcher Uni innehaben soll, konnte ich nicht herausfinden - derartige Titel passen gewissen Kritikern dennoch gut ins Konzept.
3. Kern der Veranstaltung sind die Referate der bekannten Mobilfunk-Kritiker Dr. rer. nat. Warnke, Dr. med. Mutter und Physiker Dr. Schorpp. Die Positionen dieser Kritiker sind bekannt, leider fehlen völlig Referenten, die diese Positionen aus einem anderen Blickwinkel beleuchten könnten und die "Fortbildung" auf das Niveau einer ausgewogenen Pro & Kontra-Veranstaltung gehoben hätten. Allein eine solche Veranstaltung haben Ärzte verdient.
4. Das letze und damit in Hinblick aufs Erinnern am günstigsten platzierte Referat hält - der Baubiologe. Sein Thema: Felder, Wellen, Strahlung im Wohn- und Arbeitsumfeld Haus- und Wohnraumuntersuchungen nach SBM 2008. Und bestimmt bekommen die teilnehmenden Ärzte noch das eine oder andere Papier mit nachhause, auf dem mit Sicherheit die Kontaktdaten des einen oder anderen Baubiologen stehen. Nunja, und wenn dann ein Patient über EMF klagt, dann wird ihm der Arzt zwar noch immer nicht helfen können - aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass dann die Erinnerung kommt und eine Weitervermittlung des "Problems" in Richtung Baubiologie stattfindet. Womit sich der Kreis wie erhofft geschlossen hätte.
5. Im Veranstaltungsflyer werden Teilnehmer mit acht Fortbildungspunkten gelockt, auf der Website der BW-Landesärztekammer sind es nur sieben.
6. Dubios ist in der Einladung die Benennung eines "Qualitätszirkel Elektromagnetische Felder (EMF) in Medizin, Diagnostik und Therapie". Der Begriff macht schön was her, so wie ein Prof. im Namen - Hinweise auf die Existenz eines solchen Zirkels in Baden-Württemberg jedoch konnte ich nicht finden. Einen solchen Qualitätszirkel, genauer "Ärztlichen Qualitätszirkel" gibt es lediglich in Bayern. Woher der aus BaWü kommen soll, dem womöglich das Prädikat "Ärztlich" deshalb fehlt, weil es durch "Baubiologisch" ersetzt werden müsste, und wer an diesem Zirkel teilnimmt - die Sterne mögen es wissen.
Ob mein Verdacht sich nun bewahrheitet oder doch nur pure Graswachsenhörerei ist, lässt sich für jeden Teilnehmer der Veranstaltung kinderleicht feststellen indem er nur darauf achtet, ob dezent eingestreute baubiologische Werbung stattfindet oder nicht.
Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?mode=entry&id=22563
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Strategie, Warnke, Aerzte, Geschäft, Werbung, SBM, Mutter, Baubiologen, Aerztetagung, Fortbildungspunkte, Arzt, Schorpp, Landesärztekammer, Marionette