WHO: Systematische Review zu Krebsrisiken, Teil 2 (Forschung)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 15.01.2025, 20:21 (vor 15 Stunden, 51 Minuten)

In Teil 1 ihrer systematischen Review der Krebsrisiken infolge HF-EMF-Exposition schaute sich die Arbeitsgruppe Karipidis et al. Studien zu gut erforschte Neoplasmen wie Hirntumoren an. In dem am 11..Januar 2025 online veröffentlichten Teil 2 der Review geht es nun um weniger gut erforschte Zusammenhänge zwischen HF-EMF-Exposition und Neoplasmen wie Leukämie bei Erwachsenen und Lymphome.

Im Rahmen der Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) durch die Weltgesundheitsorganisation die Arbeitsgruppe Karipidis eine systematische Überprüfung von Beobachtungsstudien am Menschen zum Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber HF-EMF und dem Risiko für neoplastische Erkrankungen durchgeführt. Aufgrund der sehr großen Anzahl der einbezogenen Expositionsarten/-umgebungen und Neoplasma-Kombinationen haben sich die Wissenschaftler entschlossen, die Ergebnisse der Überprüfung in zwei separaten Artikeln vorzustellen. Der erste befasst sich mit den am häufigsten untersuchten Expositions-Ergebnis-Paaren, z.B. Gliom, Meningiom, Akustikusneurinom in Bezug auf die Nutzung von Mobiltelefonen oder das Risiko von Leukämie im Kindesalter in Bezug auf die Umweltexposition durch ortsfeste Funksender.

Die jetzt publizierte zweite Artikel gilt Primärstudien (Kohorten- und Fallkontrollstudien) zu weniger häufig erforschten Neoplasmen. Systematisch überprüft wurden 26 Primärstudien, die zwischen 1988 und 2019 in Fachblättern erschienen sind, Studienteilnehmer aus zehn Ländern aufweisen und mehr als 143 Untersuchungen zu spezifischen Quellen der HF-Exposition (hauptsächlich Mobiltelefone sowie berufliche HF-Exposition) und 65 verschiedenen Krebsarten umfassen (hauptsächlich Leukämie und Lymphome).

Zusammenhänge zwischen der Exposition gegenüber HF-EMF durch Mobiltelefone oder der beruflichen
Exposition und den verschiedenen untersuchten Krebsarten konnte die Review nicht finden. So gibt es gegenwärtig nur eine einzige Studie, die die Auswirkungen von HF-EMF-Exposition durch ortsfeste Sender auf weniger erforschte Neoplasmen untersuchte, und diese Studie berichtet über fehlende statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der Exposition durch Basisstationen und dem Risiko von Lymphomen insgesamt, Lymphom-Subtypen oder chronischer lymphatischer Leukämie bei Erwachsenen. Der Review zufolge ist die Beweissicherheit für die einzelnen Endpunkte allerdings nur niedrig bis sehr niedrig. Die Autoren schlussfolgern aus den Ergebnissen ihrer Review:

► Die Exposition gegenüber HF durch die Nutzung von Mobiltelefonen erhöht wahrscheinlich nicht das Risiko für Leukämie, Non-Hodgkin-Lymphom oder Schilddrüsenkrebs.

► Die Beweislage für berufsbedingte HF-Exposition ist unsicher.

► Es gibt keine überzeugenden Beweise, HF-EMF von ortsfesten Sendern oder von anderen Quellen könnten zu Neoplasmen führen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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