Reise in die Historie der Gibelegg: Wo ist das Loch im Wald? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 03.08.2018, 14:42 (vor 2339 Tagen) @ H. Lamarr

Erst in historischen Fotos derselben Stelle sollte das Loch in der Bewaldung, hat es dieses je gegeben, zu erkennen sein.

Mit der Historie-Funktion von Google Earth ist es möglich, in die Vergangenheit zu schauen. Dieser Blick reicht im konkreten Fall zurück bis Dezember 2004 (rd. sechs Jahre nach Stilllegung des Senders). Hier sind die Bilder in chronologischer Reihenfolge:

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Das älteste Foto (Dezember 2004) lässt erahnen, was Hans-U. Jakob glaubt, 1995 gesehen zu haben. Die kahlen Stellen sind zweifelsfrei erkennbar. Doch von dem klar umrissenen "Loch im Wald" inmitten augenscheinlich unversehrter Bäume, das Ausgabe 16/1995 des "Beobachter" mit einem Foto zeigt, fehlt jede Spur. Mehr noch: Betrachtet man mit Google Earth die gesamte Gibelegg des Jahres 2004, wird deutlich: Es gab auf der Hügelkette noch jede Menge anderer kahler Stellen weit abseits vom angeblichen "Aufprallpunkt" des 125°-Hauptstrahls. Besonders betroffen waren alle Höhenlagen der Hügelkette. Dies kann jedoch ebenso gut als spätes Zeugnis des Sturms Vivian von 1990 gesehen werden und als Folge des vom Forstamt angeordneten Kahlschlags (siehe hier). Erweitert man den Blick auf die ganze Region Bern, wird deutlich: 2004 sah es dort – mindestens 15 Kilometer vom Sender entfernt – überall so aus, wie der angebliche "Brandfleck" auf der Gibelegg, häufig sogar noch viel schlimmer! Gegen eine Schadwirkung des Senders spricht auch das Foto (oben) von 2017, das vom Baumbestand her dem Foto von 2004 ähnlich ist. Ob abermals ein Sturm dafür verantwortlich ist konnte ich allerdings nicht feststellen.

Jakobs laienhafte Vorstellung von einem Hauptstrahl des Kurzwellensenders, der sich wie ein vielleicht 50 Meter oder 100 Meter breiter Laserstrahl durch den Baumbestand der Gibelegg gefressen hat, ist funktechnisch falsch und wird von dem kleinen Ausflug in die Vergangenheit der Gibelegg auch in keiner Weise bestätigt. Anders als Mikrowellen, die sich lichtähnlich verhalten, breiten sich Kurzwellen mit "Bodenwellen" und mit "Raumwellen" aus (mehr <hier>). Einen gerichteten Hauptstrahl gibt es zwar auch bei Kurzwelle, scharf begrenzt ist dieser jedoch nicht. Wie oben gezeigt hat der Kern des 125°-Hauptstrahls (höchste Energiedichte) die Kuppe der Gibelegg um rd. 680 Meter verfehlt. Die Kuppe wurde lediglich in den diffusen Rand des Hauptstrahls getaucht, der an dieser Stelle (5 km vom Sender entfernt) mutmaßlich schon so breit war, dass er die gesamte Gibelegg einhüllte. Die Vorstellung vom "Loch im Wald" ist unter diesen Umständen absurd.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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