Vom Huhn zum Pfau: Diplomingenieur statt Baubiologe IBN (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 07.04.2016, 13:09 (vor 3187 Tagen) @ H. Lamarr

Die belgische Zeitung Grenzecho hat Diplomingenieur Jörn Gutbier interviewt.

Wikipedia weiß einiges über Architekten. Zum Beispiel, dass Architekturstudenten der Abschluss Dipl.-Ing. nach acht Semstern (Fachhochschule) oder nach zehn (Universität) verliehen wird. Ich habe großen Respekt vor dem Können von Architekten. An was die z.B. bei einem Wolkenkratzer alles denken müssen ... Und so beschreibt Wikipedia das, was angehenden Architekten im Studium lernen müssen:

Die Inhalte des Architekturstudiums ändern sich wie die Aufgaben des Architekten ständig. Das abwechslungsreiche und weit gestreute Studium ist je nach Hochschule unterschiedlich; von der Ausbildung zum Generalisten bis zur Konzentration auf einzelne Bereiche. Die Studienfächer sind oder können sein: Entwerfen, Darstellungstechnik, Gebäudekunde, Geschichte der Architektur bzw. Bau- und Kunstgeschichte, Architekturinformatik, Architekturtheorie, Baukonstruktion, Baumanagement, Bauchemie oder Baustoffkunde, Bauphysik, Haustechnik, Tragwerkslehre oder Baustatik im Bereich Betonbau, Holzbau, Stahlbau, (ggfls. Grundbau) sowie Städtebau und Bauleitplanung, Baurecht (bzw. Bau- und Planungsrecht), Freiraum- und Landschaftsplanung ggfls. auch Innenraumplanung.

Mein lieber Schwan, das ist ganz schön breit gefächert. Von Hochfrequenztechnik und Biologie steht dort jedoch nichts. Müsste es aber, denn Herr Gutbier tritt ja als "Experte" überall dort gerne auf, wo sich zu Angshasen umgeschulte Osterhasen die bange Frage stellen: Macht Mobilfunk krank?

Obwohl in Belgien als Diplomingenieur angepriesen, kann Herr Gutbier jedoch nicht auf eine akademische Laufbahn als EMF-Fachmann zurückblicken, er ist, was Elektrosmog anbelangt, ebenso Laie wie seine Kollegen im Vorstand von Diagnose-Funk. Das, was Gutbier über elektromagnetische Felder, über Feldstärken und Flussdichten weiß, hat er sich mWn mit einer privat finanzierten Fortbildung zum "Baubiologen" bei einem privaten "Institut" mit Sitz im bayerischen Neubeuern per Fernlehrgang angelacht. Staatlich anerkannt ist diese Fortbildung nicht, nur zugelassen. Den Titel, den Herr Gutbier mit dieser Fortbildung, die auch Bäcker, Metzger, Verwaltungsfachangestellte oder Literaturprofessoren durchlaufen können, ergattert hat, ist nicht der hoch angesehene "Diplomingenieur", sondern nur der anrüchige "Baubiologe (IBN)". Herrn Gutbier in Belgien oder sonstwo den Angshasen als "Diplomingenieur" vorzustellen, ist also bereits die erste Irreführung des Abends, über die man getrost die Stirn runzeln kann. Hier wird ein Huhn mit fremden Federn zum Pfau aufgedonnert. Fair, richtig und ehrlich wäre es gewesen, Herrn Gutbier als "Baubiologe IBN" anzukündigen, doch davon steht in der Ankündigung (siehe Screenshot unten) kein Wort. Ich halte das für unanständig. Ich halte das sogar für höchst unanständig, weil der Interessenkonflikt, dem Gutbier ohne Wenn & Aber unterliegt, in der Einladung vertuscht wird. Doch Gutbiers eigene Geschäfte als Baubiologe gehen umso besser, je größer die Angst vor Elektrosmog in der Bevölkerung ist. Und die Geschäfte aller Profiteure der Angst vor Elektrosmog gehen umso besser, je erfolgreicher Gutbiers Verein (Diagnose-Funk) Ängste schürt. Das, meine ich, sollten seine Zuhörer wissen, wenn er ihnen heute und morgen abend das Blaue vom Himmel verspricht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Filz, Baubiologe, BUND, Interessenkonflikt, Fernlehrgang, Einflussnahme, Irreführung, IBN, Gutbier, Verbandsarbeit, Etikettenschwindel, EMF-Sachverständiger, Ortsgruppe, Täsuchung, Arbeitsgruppe


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