Klaus Buchner über Kellerschläfer und Weggezogene (Berichtigungen)

H. Lamarr @, München, Samstag, 01.08.2015, 14:17 (vor 3437 Tagen)

[Admin: Strang abgetrennt am 04.08.2015, Absprung hier]

In seinem Artikel lässt der Ex-Richter nichts aus, was in der Szene an unbelegten Gerüchten gehandelt wird:

Für die Richtigkeit dieser Laborergebnisse mag weiter sprechen, dass nach einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz bereits 25000 Menschen auf der "Flucht vor den Sendern" außer Haus oder im Keller schlafen und sich nach Meinung der baden-württembergischen Gesundheitsministerin 1,5% der Bevölkerung - also 1,2 Mio. Menschen - durch den Mobilfunk nachweislich krank fühlen; nach einer weiteren Studie sind es sogar 9%, wie das Bundesamt 2006 feststellte und "unabweisbar" Vorsorgcmaflnahmen forderte.

Dies alles schreibt der Ruheständler, ohne eine einzige Quelle zu nennen.

5 Jahre später springt Klaus Buchner, inzwischen Europaparlamentarier der ödp, auf den Zug des Ex-Richters Budzinski auf und verbreitet das unsägliche Gerücht von den 25'000 Strahlenflüchtlingen in einem Vortrag aufs Neue. Ein PDF seines Vortrags, erstellt am 17. März 2015, wird auf Buchners Website zum Download angeboten. Auf Seite 3 von 34 heißt es dort:

Studie des Bundesamts für Strahlenchutz [sik!] zitiert nach Lauer, Financial Times Deutschland, 1.8.2008, Weekend 30, S.1: 25.000 Menschen leben in Deutschland wegen Funkstrahlung im Keller oder sind weggezogen.

Für einen "Wissenschaftler" hegt Klaus Buchner an seine Quellen Ansprüche, wie sie eher der Häkelgruppe in Klein-Kleckersdorf gut zu Gesicht stünden.

Budzinski & Buchner: die skrupellosen Kolporteure

Die Kolportagekette von der Primärquelle bis zu Klaus Buchners Vortrag sieht so aus:

Glied 1: Marco Lauer, ein freier Journalist, veröffentlicht in der Financial Times Deutschland (Beilage Weekend) vom 1. August 2008 den Artikel "Ein Leben im Funkloch", ein Portrait der überzeugten Extrem-EHS Suzanne S., in dem die besagte Passage im Original so lautet:

Das BfS schätzt in einer bislang nicht veröffentlichten Studie, dass in Deutschland etwa 25.000 Elektrosensible leben, die sich mehr oder weniger auf der Flucht vor dem Mobilfunk befinden. Die große und kleine Funklöcher aufsuchen - manchmal sind es nur Kellerräume, manchmal ganze Landstriche wie bei Sohmer.

Eine Textfassung dieses Artikels ist unter folgender Webadresse als Word-Datei zu bekommen: http://www.diewellenbrecher.de/docs/suzanne.doc

Eine Garantie für die Authentizität dieser Textfassung gibt es nicht.

Glied 2: Der Ex-Verwaltungsrichter Bernd Irmfried Budzinski ergattert 2009 den Lauer-Artikel und schreibt davon ab für seinen Artikel in "Natur und Recht", 2009:

25'000 Menschen – so schätzt das Bundesamt für Strahlenschutz im Rahmen einer Studie – suchen Schutz vor Mobilfunksendern im Keller, im Wohnwagen, im Wald oder in einer abgelegenen Zweitwohnung, das berichtet unter anderem die Financial Times Deutschland.

Glied 3: Klaus Buchner ergattert spätestens 2015 nun seinerseits den Artikel von Budzinski und übernimmt dessen Darstellung abgewandelt in seinen Vortrag (Zitat siehe oben). Dass Buchner sich bei der Financial Times Deutschland bediente ist unwahrscheinlich, denn das Blatt wurde im November 2012 eingestellt.

Beide Mobilfunkgegner, Budzinski und Buchner, vertrauen blind auf einen Journalisten, der 2008 seinen Anti-Mobilfunk-Artikel an mehrere Zeitschriften verkaufen konnte. Keiner der beiden machte sich die Mühe, den fragwürdigen Behauptungen des Journalisten mit einer Anfrage beim BfS auf den Grund zu gehen. Den Grund dafür meine ich zu kennen: Besonders Klaus Buchner braucht sich beim BfS nicht blicken lassen, denn er unterstellt dem Amt gerne Korruption. Das hindert Buchner jedoch nicht, mit einer "Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz" zu kokettieren, wenn es seiner Hetze gegen Mobilfunk dienlich ist. Ich finde diese Doppelmoral des ödp-Europaabgeordneten ebenso enttäuschend wie seine mEn verantwortungslose Hetze gegen Mobilfunk. Der Selbstmord eines überzeugten "Elektrosensiblen" in seinem weiteren Umfeld hat Buchner nicht zur Besinnung gebracht, eher das Gegenteil trifft zu.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
ödp, Buchner, MdEP, Rentenschock-Phänomen, Kolportage, Strahlenflüchtling, Zitiert, Gerüchte, Seniorenvereinigung, Tricksen, Verwaltungsrichter a. D. Budzinski, Kellerschläfer, Skrupellos


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