Österreich: Wissenschaftlicher Beirat entwarnt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 02.12.2006, 19:46 (vor 6473 Tagen)

"Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft", so der zusammenfassende Befund des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) "gibt es keinen Nachweis für eine Gefährdung der Gesundheit durch elektromagnetische Felder des Mobilfunks unterhalb der von der WHO/ICNIRP - Weltgesundheitsorganisation/International Commission on Non-Ionising Radiation Protection) empfohlenen Grenzwerte. Ungeachtet der bisherigen Erkenntnisse laufen derzeit umfangreiche internationale Studien, deren Ergebnisse umgehend vom WBF wissenschaftlich diskutiert und bewertet werden." Und Handymaste, so die Wissenschafter, seien "für die Scientific Community kein Thema mehr."

Komplette Meldung: Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft kein Nachweis für eine Gefährdung der Gesundheit durch Mobilfunk

Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirat Funk

Kommentar IZgMF: Die Aussage, Handymasten seien für die Wissenschaft kein Thema mehr, lässt einen - so überhaupt korrekt zitiert wurde - an der Kompetenz des WBF zweifeln. Denn es wird damit der Eindruck erweckt, als hätte die Wissenschaft in der Vergangenheit mögliche Schadwirkungen von Mobilfunk-Sendemasten ebenso gründlich wie ergebnislos erforscht. Dies aber trifft nicht zu, gründlich erforscht wurde und wird das Risiko durch Handys, also durch kurzzeitige relativ starke Exposition des Kopfes. Die Dauerexposition durch die vergleichsweise schwachen Funkfelder von Sendemasten ist weitgehend unerforscht, erst seit kurzem wagt sich auch die konservative Wissenschaft überhaupt an dieses Thema heran. Spontan fallen mir zwei Sendemastenstudien ein (Perform A und QUEBEB), die noch nicht einmal publiziert worden sind oder sogar erst am Anfang stehen. Die Aussage des WBF ist daher vor allem eines: falsch. Warum der WBF sich überhaupt zu so einer Behauptung verstiegen hat, darüber lässt sich sehr zum Nachteil des WBF spekulieren. Oder es macht sich jemand die Mühe und fragt an Ort & Stelle nach.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Exposition, Perform-A, Funkfelder

Richtig recherchieren wäre besser gewesen

RDW, Samstag, 02.12.2006, 20:56 (vor 6473 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar IZgMF: Die Aussage, Handymasten seien für die Wissenschaft kein Thema mehr, lässt einen - so überhaupt korrekt zitiert wurde - an der Kompetenz des WBF zweifeln. Denn es wird damit der Eindruck erweckt, als hätte die Wissenschaft in der Vergangenheit mögliche Schadwirkungen von Mobilfunk-Sendemasten ebenso gründlich wie ergebnislos erforscht. Dies aber trifft nicht zu, gründlich erforscht wurde und wird das Risiko durch Handys, also durch kurzzeitige relativ starke Exposition des Kopfes. Die Dauerexposition durch die vergleichsweise schwachen Funkfelder von Sendemasten ist weitgehend unerforscht, erst seit kurzem wagt sich auch die konservative Wissenschaft überhaupt an dieses Thema heran. Spontan fallen mir zwei Sendemastenstudien ein (Perform A und QUEBEB), die noch nicht einmal publiziert worden sind oder sogar erst am Anfang stehen. Die Aussage des WBF ist daher vor allem eines: falsch. Warum der WBF sich überhaupt zu so einer Behauptung verstiegen hat, darüber lässt sich sehr zum Nachteil des WBF spekulieren. Oder es macht sich jemand die Mühe und fragt an Ort & Stelle nach.

Spantenpauli, dann fragen Sie doch beim WBF nach.
Als erstes werden Sie dann die Gegenfrage erhalten, warum Sie sich heute auf eine Arbeit aus dem Jahr 2004 beziehen und nicht auf die neue.
Und dann wird man Sie aber vor allem fragen, weshalb sie dann auch noch nicht einmal von der Homepage des WBF zitieren (und kommentieren), wo man zu genau diesem Thema aus dem Jahr 2004 deutlich anders lesen kann:
"Einhellige Meinung der anwesenden Wissenschafter war, dass die von den Handymasten ausgehende Exposition um den Faktor 1.000 bis 10.000 geringer als beim Telefonieren selbst ist. Nach Selektion der Literatur gemäß den vom WBF geforderten Kriterien für die Qualität von Studien ließ sich kein Beweis erbringen, dass die Exposition durch EMF von Handymasten von heutigem Kenntnisstand eine Gesundheitsgefährdung für die Allgemeinbevölkerung darstellt.
Ungeachtet dieser Meinung werden derzeit breit angelegte epidemiologische Studien durchgeführt bzw. geplant, die die Auswirkungen aller auf den Menschen einwirkenden Expositionen im Hochfrequenzbereich untersuchen. Dabei geht es nicht nur um Handymaste, sondern auch um andere hochfrequente Expositionsquellen, wie z.B. digitales Fernsehen, Rundfunksender, Mobiltelefone. Von diesen Studien wird erwartet, dass sie Antworten auf die Frage geben, ob diese Expositionen in ihrer Gesamtheit gesundheitsbeeinträchtigende Auswirkungen auf den Menschen erkennen lassen."

Haben Sie noch weitere Kommentare?

RDW

Kleinhirn an Großhirn: Lächeln!

H. Lamarr @, München, Samstag, 02.12.2006, 23:15 (vor 6473 Tagen) @ RDW

Spantenpauli, dann fragen Sie doch beim WBF nach.

Ooooch nö, nicht schon wieder ich!

Als erstes werden Sie dann die Gegenfrage erhalten, warum Sie sich heute auf eine Arbeit aus dem Jahr 2004 beziehen und nicht auf die neue.

Da hätte ich dumm aus der Wäsche geschaut, denn selbstverständlich habe ich meinen Link nicht absichtlich auf die alte Meldung gelegt. Gell, so etwas Harmloses haben Sie jetzt gar nicht in Erwägung gezogen. Ich hatte schon eines der Exemplare der neuen Meldung am Bildschirm. Dann aber ist mir der Browser abgeschmiert und nach dem Neustart habe ich irrtümlich den alten Link von 2004 erwischt. Gut dass Sie so schnell waren, so konnte ich die halbfertige E-Mail an Prof. Vana noch rechtzeitig der Ablage P zuführen.

"Einhellige Meinung der anwesenden Wissenschafter war, dass die von den Handymasten ausgehende Exposition um den Faktor 1.000 bis 10.000 geringer als beim Telefonieren selbst ist.

Welch' eine Erkenntnis - nur eine Meinung haben die Herrn also einhellig eingenommen! Um diese Meinung durch Fakten zu bestätigen brauche ich freilich keine Wissenschaftler, sondern nur handelsübliche Messtechnik.

Nach Selektion der Literatur gemäß den vom WBF geforderten Kriterien für die Qualität von Studien ließ sich kein Beweis erbringen, dass die Exposition durch EMF von Handymasten von heutigem Kenntnisstand eine Gesundheitsgefährdung für die Allgemeinbevölkerung darstellt.

Diese Passage bietet nichts Neues (Streit Beweis ./. Hinweis) und ist noch dazu ziemlich vorsichtig formuliert, um sich das Hintertürchen offen zu lassen für den Fall, dass ...

Ungeachtet dieser Meinung werden derzeit breit angelegte epidemiologische Studien durchgeführt bzw. geplant, die die Auswirkungen aller auf den Menschen einwirkenden Expositionen im Hochfrequenzbereich untersuchen. Dabei geht es nicht nur um Handymaste, sondern auch um andere hochfrequente Expositionsquellen, wie z.B. digitales Fernsehen, Rundfunksender, Mobiltelefone. Von diesen Studien wird erwartet, dass sie Antworten auf die Frage geben, ob diese Expositionen in ihrer Gesamtheit gesundheitsbeeinträchtigende Auswirkungen auf den Menschen erkennen lassen."

Haben Sie noch weitere Kommentare?

Na klar! Die Indianer des WBF reden mit gespaltener Zunge. Der von Ihnen oben zitierte Text und mein Link sind beide aus dem Jahr 2004. Die WBF-Behauptung, "Handymaste, so die Wissenschafter, seien für die Scientific Community kein Thema mehr" war 2004 schon falsch - und sie ist es heute noch immer. Ich sehe daher keine Veranlassung, an meinem Kommentar dazu Abstriche zu machen. Und dass QUEBEB eine momentan laufende Studie über die Auswirkungen von Mobilfunk-Basissationen ist - also etwas, was es laut obigen WBF-Zitats schon 2004 nicht mehr hätte geben dürfen - können Sie schlecht bestreiten. Verhandelbar wäre höchstens noch Perform A (A1 bis A4): In den mir zugänglichen Quellen ist zwar von der Untersuchung von Langzeitauswirkung die Rede aber leider fehlen sämtliche Angaben über SAR/Feldstärke. Da die Befeldung offenbar nicht rund um die Uhr stattfindet (was auf eine Handystudie hindeutet), wäre die Kenntnis von SAR/Feldstärke zweifellos maßgebend, um Perform A als Handy- oder BTS-Studie einzuordnen. Wissen Sie darüber mehr?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Perform-A

RDW, Sonntag, 03.12.2006, 08:36 (vor 6473 Tagen) @ H. Lamarr

Verhandelbar wäre höchstens noch Perform A (A1 bis A4): In den mir zugänglichen Quellen ist zwar von der Untersuchung von Langzeitauswirkung die Rede aber leider fehlen sämtliche Angaben über SAR/Feldstärke. Da die Befeldung offenbar nicht rund um die Uhr stattfindet (was auf eine Handystudie hindeutet), wäre die Kenntnis von SAR/Feldstärke zweifellos maßgebend, um Perform A als Handy- oder BTS-Studie einzuordnen. Wissen Sie darüber mehr?

Bei Perform-A geht es um Handynutzung. Vor gerade einmal zwei Monaten erschien eine der Studien daraus, hier ist der Abstract:
Carcinogenicity study of GSM and DCS wireless communication signals in B6C3F1 mice

Übrigens unterscheiden sich Fachleute und Laien auch dadurch, dass Fachleute oft ihre eigenen Grenzen besser kennen. Das bewahrt sie dann vor unangemessenen Bewertungen bei Themen, die sie mangels eigener Kennnisse und ungenügender Quellen nicht richtig überschauen.
Wo es mehr auf Meinungen statt auf Fakten ankommt und eher Laien angesprochen werden, spielt das freilich keine so große Rolle. Nur braucht man dann aber nicht auch noch die Hoffnung hegen, dass man dadurch die Fachleute mit der eigenen Meinung überzeugen könnte.

RDW

Perform-A

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.12.2006, 16:06 (vor 6472 Tagen) @ RDW

Bei Perform-A geht es um Handynutzung. Vor gerade einmal zwei Monaten erschien eine der Studien daraus, hier ist der Abstract:
Carcinogenicity study of GSM and DCS wireless communication signals in B6C3F1 mice

Besten Dank für die Auskunft! Kein Wunder dass ich diese Studie nicht so einfach zuordnen konnte, von Perform steht dort kein Sterbenswörtchen.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Kriterien WBF

Helmut Breunig, Sonntag, 03.12.2006, 11:53 (vor 6473 Tagen) @ H. Lamarr

Nach Selektion der Literatur gemäß den vom WBF geforderten Kriterien für die Qualität von Studien

Bitte, wo sind die zu finden, RDW ?

Kriterien WBF

RDW, Sonntag, 03.12.2006, 12:03 (vor 6473 Tagen) @ Helmut Breunig

Nach Selektion der Literatur gemäß den vom WBF geforderten Kriterien für die Qualität von Studien

Bitte, wo sind die zu finden, RDW ?

Die sind gerade mal einen Mausklick von dem von mir bereits genannten Link zum WBF entfernt, nämlich hier: http://www.wbf.or.at/index.php?page=Studienkriterien

RDW

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