Sich am Schutzleiter erden kann tödlich enden (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 10.09.2015, 22:38 (vor 3349 Tagen) @ Czub

was hat der PE mit dem Nullleiter zutun?

In alten Hausverkabelungen gilt PE = N (derselbe Leiter ist sowohl Schutz- als auch Neutralleiter wie der Nullleiter heute offiziell heißt), daher die Bezeichnung PEN.

wenn ein gerät mit PE an eine Dose ohne weiterführenden PE gepackt wird ist das prinzipiell nicht ideal,

Nicht ideal? Das ist Grande Malheur, denn in so einem Fall glauben die Hausbewohner, ein PE-Leiter würde sie bei einem Gerätedefekt schützen, was in diesem Fall aber nicht stimmt. Ein Elektrogerät würde so versorgt funktionieren, bei einem Defekt würde aber ein Gerät mit Metallgehäuse unter Spannung stehen. Ungesund.

... aber woher soll der Saft bekommen, dem ist das doch egal ob der Nullleiter oder L1 Spannung führt oder nicht, der ist nur dazu da das Gehäuse etc. zu erden...

Stimmt. Der Saft kommt über L1 und geht über den Neutralleiter. Der PE hat allein Schutzfunktion, im Falle eines Gerätedefekts soll er bewirken, dass die Sicherung auslöst und so keine gefährliche Spannung auf Menschen einwirken kann.

[Edit] Ja, ok verstehe! im Falle dass das Gerät intern einen Mangel hat, jaaa, das kann unagenehm werden... :D habe mich schon gewundert... Entschuldigung!

Nein, Sie verstehen nicht! Bei klassischer Nullung liegt auch dann Netzspannung am Metallgehäuse (z.B. Waschmaschine), wenn die Maschine elektrisch völlig unversehrt ist. Grund: Wegen der Brücke zwischen Schutzkontakt und Neutralleiter in der Steckdose braucht es keinen Defekt, die Spannung gelangt vom Neutralleiter über die Brücke zum Schutzkontakt und von dort ans Metallgehäuse. Jetzt werden Sie fragen, wo die Spannung am Neutralleiter herkommt, dafür wäre doch ein Außenleiter (L1) zuständig. Stimmt. Aber in unserem Fall ist der Neutralleiter irgendwo auf dem Weg zum Sicherungskasten unterbrochen. Das heißt: Es kann kein Strom der Waschmaschine über ihn abfließen. Ohne Strom aber kann es keinen Spannungsfall am Innenwiderstand der Maschine geben und das bedeutet schlussendlich: Sie messen an der Steckdose, an der die Maschine angeschlossen ist, am Neutralleiter N dieselbe Spannung (230 V) wie am Außenleiter L1. Zum N-Leiter kommt die Spannung über die Motorwicklung der eingeschalteten Waschmaschine. Okay? So, und nun ist es einfach: Wegen der Brücke zwischen Schutzkontakt und Neutralleiter liegen die 230 V auch am Gehäuse der elektrisch einwandfreien Waschmaschine! Da der Innenwiderstand der Maschine niedrig ist (Stromstärke einige Ampere), ein Mensch aber schon ab 0,05 A Wechselstrom zu Tode kommen kann, ist das gezielte Erden von Menschen an Stromsteckdosen bei klassischer Nullung fahrlässig.

Schauen Sie mal in das Posting von Teilnehmer "Alexander Lerchl". Der Link dort führt zu Grafiken, die das Problem mit dieser vertrackten Nullung verdeutlichen.

uuund zur Erdung haben wir die Metallpins von L1 und N entfernt... also solange der PE kein Saft hätte...

Sie glauben, dies würde Frau Czub von einem Stromschlag bewahren? L1 und N werden üblicherweise von einer Steckdose zur nächsten durchgeschleift. Wird bei irgendeiner dieser Steckdosen im oben beschriebenem Störfall (klassische Nullung und Unterbrechung des Neutralleiters) ein angeschlossenes Elektrogerät eingeschaltet wird es nicht funktionieren, doch führt dann der Schutzkontakt aller Steckdosen bis hin zur Unterbrechungsstelle des Neutralleiters Spannung! Das Entfernen der Steckerpins (die meinen Sie doch, oder?) für L1 und N hat hier keinerlei Schutzwirkung, der Tod kommt über den Schutzkontakt und die Leitung, die Frau Czub in der Hand hält! Wohlgemerkt: Dies gilt NUR für den beschriebenen Störfall. Bei einer Dreileiterversorgung mit getrennten Drähten für Schutzleiter PE und Neutralleiter N besteht bei gleicher Störung (Unterbrechung des Neutralleiters) keine Lebensgefahr.

Ob Sie Zwei-oder Dreileiterversorgung haben erkennen Sie am einfachsten beim Öffnen einer Steckdose (vorher Sicherung auslösen!). Sichere Dreileiterversorgung haben Sie, wenn zwischen Neutralleiteranschluss (blau) und Schutzkontakt keine Brücke liegt, sondern am Schutzkontakt ein Schutzleiter (grün-gelb) ankommt. Wenn es ihr gut tut, kann sich Frau Czub an so einer Steckdose weiter erden, ohne dass sich sich dabei in Lebensgefahr begibt. Im Neubau ihres Hauses wird dies so sein.

Nur aus Interesse, sind Sie Elektriker? :D

Wo denken Sie hin, ich bin Nachrichtentechniker :cool:.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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