Eva W.: Verständnisprobleme oder gezielte Irreführung? (Allgemein)

Alexander Lerchl @, Samstag, 02.08.2014, 22:07 (vor 3748 Tagen)

Absprung war hier.

Man mag es kaum glauben, aber Unfug trotz besseren Wissens zu verbreiten ist offensichtlich inzwischen Standard in der sogenannten Mobilfunkdebatte, die allerdings wissenschaftlich inzwischen ad acta gelegt wurde. So schreibt Eva W., angeblich Betroffene (die sich selber allerdings nie diesbezüglich testen ließ): "Da der Mensch ein elektrisches Wesen ist und mit geringsten Strömen funktioniert (EEG, EKG) ist dieser thermische Grenzwert mMn Witz."

Ist Frau W. der Unterschied zwischen Spannung und Feldstärke denn immer noch nicht klar? Nach so langer Zeit mit der Beschäftigung mit dem für sie so wichtigen Thema? Es gibt nur drei Möglichkeiten:

a) sie versteht es (immer noch) nicht,
b) sie will es nicht verstehen,
c) sie versteht es, macht aber billige und falsche Propaganda.

Ich will keine Aussage treffen, welche der drei Möglichkeiten für mich die wahrscheinliche ist. Klar ist: kläglich ist es allemal.

So Long, "Mobilfunkdebatte". Mit solchen Protagonisten muss die "böse" Industrie sich wirklich keine, aber auch gar keine Sorgen machen.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
, Debatte, Aktivist, elektrisches Wesen

Eva W.: Verständnisprobleme oder gezielte Irreführung?

Kuddel, Samstag, 02.08.2014, 23:40 (vor 3748 Tagen) @ Alexander Lerchl

"Da der Mensch ein elektrisches Wesen ist und mit geringsten Strömen funktioniert (EEG, EKG) ist dieser thermische Grenzwert mMn Witz."

Das ist Frau W. Lieblingsspruch in etlichen Zeitungs-Kommentaren der letzten Jahre.

Den hat sie sich aber nicht selbst ausgedacht, sondern der Spruch sozusagen das Dogma der so genannten "Elektrobiologie",dessen Wurzeln in die 50er Jahre zurückreichen (z.B. hier).

Viele Akteure in der Mobilfunkdebatte betätigen sich als sogenannte "Elektrobiologen" (z.B. der Zahnarzt Dr. Scheingraber, der auch im Hese-Forum aktiv ist und Leiter des "Arbeitskreises Elektrobiologie").
Die Elektrobiologie ist auch Bestandteil baubiologischer Lehren, bzw deren Unterkategorie mit der "Funkmesstechnik".
Siehe z.B. die in Mobilfunk-Kriterkreisen verehrten Publikationen von Herbert König "Unsichtbare Umwelt" oder Wolfgang Maes "Stress durch Strom und Strahlung".
Etliche Firmen vetreiben "Therapiergeräte" welche auf dieser Lehre beruhen. Dazu gehören z.B. auch der Hochschullehrer und Mobilfunkkritiker Dr. Ulrich Warnke, aber auch bekannte Mediziner, wie der Krebstherapeut Dr. Boris Pasche
Siehe auch "Bioresonanztherapie".
Wo ein Elektrosensibler auftaucht, ist ein "beratender" Elektrobiologe meist nicht weit.

Die Elektrobiologen und Bioresonanztherapeuten stören sich daran, dass "hochwirksame" gepulste Funkwellen, welche in ihren Therapiegeräten zur Heilung von Patienten zum Einsatz kommen, von Mobilfunkmasten unkontrolliert auf die Bevölkerung abgestrahlt werden. Quasi wie ein Medikament, welches Gesunden verabreicht wird und sie damit krank macht.

K

Tags:
Warnke, Kommerz, Scheingraber, Elektrobiologie, Gödeke, Therapiergeräte, Gehilfen

Baubiologie, Homöopathie, Fantasie: wie alles begann

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.08.2014, 00:56 (vor 3748 Tagen) @ Kuddel

Quasi wie ein Medikament, welches Gesunden verabreicht wird und sie damit krank macht.

Womit wir beim Vater der Baubiologie angekommen sind, der Homöopathie. Die Mutter der Baubiologie hat "sektor3" mal bei Big T. verortet. Schon in den 50-ern sollten sich die Leute grämen, ob das Leben in Betonbauten ihre Lebenszeit nicht fatal verkürzt - und beim Grübeln darüber sich zur Schmierung des Gedankenflusses am besten ein Zigarettchen anstecken.

Die Anfänge der Baubiologie in Deutschland werden sehr schön und mit Beispielen belegt in dem Buch "Geschäfte mit der Angst - Baubiologie zwischen Anspruch und Wirklichkeit" von Gerd Danielewski beschrieben. Das Buch ist mittlerweile gut 30 Jahre alt und zeigt: Die Methoden der Panikmache haben sich kein bisschen verändert, nur die Anlässe sind heute andere als früher. Wer das Handlungsmuster der Geschäftemacher erst einmal begriffen hat, der erkennt es mühelos wieder.

Wir haben mit Autor und Verlag gesprochen und freuen uns ankündigen zu dürfen: Das IZgMF wird das Buch als PDF und/oder eBook zum Nulltarif anbieten. Bis es soweit ist, dauert es freilich ein Weilchen, denn da steckt doch ziemlich viel Arbeit drin, 256 reich illustrierte Seiten zu scannen und mit OCR in Text umzuwandeln. Die Umwandlung in Text ist der eigentliche Clou an dem Projekt: Dann muss man nicht mehr alle Seiten lesen, um Dr. Warnke oder Anton Schneider in dem Buch zu entdecken, man kann gezielt danach suchen und hat in Sekunden die Resultate vorliegen.

Herr Danielewski marschiert jetzt stramm auf die 90 zu. Seit drei, vier Jahren geht er nicht mehr täglich zum Schwimmen ins Melbbad nebenan (Bonn), er hört genauso gut wie meine Kinder wenn ich die Frage "wer staubsaugt heute" in den Raum stelle, die Zitadelle aber, sein Kopf, die ist, wie ich feststellen durfte, noch völlig intakt. Mal schauen, vielleicht schreibt er mir eine kleine Widmung für die elektronische Fassung seines Buches.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Baubiologie, Radiästhesie, IBN, Architekt, Schneider, Danielewski, Häuslebauer, Beton

Eva W.: Verständnisprobleme mit 10'000'000 V/m

H. Lamarr @, München, Montag, 04.08.2014, 10:51 (vor 3747 Tagen) @ Alexander Lerchl

Ist Frau W. der Unterschied zwischen Spannung und Feldstärke denn immer noch nicht klar? Nach so langer Zeit mit der Beschäftigung mit dem für sie so wichtigen Thema?

Aus meiner Sicht ist Münchens letzte Mobilfunkgegnerin mit den technischen Details der Mobilf(l)unkerei überfordert, sie stützt sich deshalb blind auf Behauptungen von "Experten", die ihre Mobilfunk-macht-krank-Linie vertreten. Das Schlagwort, der Mensch sei ein "elektromagnetisches Wesen", wurde Mitte 2009 von den Medizinern Kern und Scheiner erstmals im großen Stil in die Mobilfunkdebatte injiziert. Die beiden versuchten seinerzeit (vergeblich), mit einer "Ringvorlesung" Kollegen der Zunft mit ihren Elektrosmog-Bedenken zu erreichen. Das tatsächlich erreichte Publikum war a) zahlenmäßig klein, b) überzeugte "Elektrosensible" und c) Profiteure der Mobilfunkdebatte.

Ich sehe Frau W. deshalb bei den "nützlichen Idioten", nicht bei den professionellen Angstschürern.

Als Nachrichtentechniker komme ich mit den grundlegenden technischen Aspekten der Mobilfunkerei noch ganz gut klar, nicht aber mit der biologischen Seite. Dass an einer Zellmembran eine Feldstärke von 10'000'000 V/m herrscht (weil diese so verdammt dünn ist reichen dazu schon 70 Millivolt Potentialdifferenz), gegen die die schlimmstenfalls 61 V/m von Mobilfunk-Basisstationen verschwindend klein sind, habe auch ich erst anhand ihres Wikipedia-Links begriffen.

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