Ab ins Körbchen: Brustkrebs wegen Handy im BH? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.06.2013, 01:54 (vor 4147 Tagen)

Sechs Jahre lang will die 21-Jähriger US-Amerikanerin Tiffany Fran(t)z ihr Handy täglich zwölf Stunden lang im BH mit sich herum getragen haben - dann hätte sie an der Stelle, an der die Antenne war, Brustkrebs bekommen. So lässt es sich diesem aktuellen Posting (englisch) und diesem Video vom November 2012 entnehmen.

Eva und Alfred sind schockiert: Hatten sie es doch immer schon gewusst, Handys machen krank, irgendwie.

Meine Frau sagt mir: Keine Frau stecke sich ihrer Meinung nach gerne ein Handy in den BH, das sähe doof aus und wäre unbequem.

Und ich frage mich: Wie kommt diese Nachricht überhaupt in die Medien? Wer lanciert so etwas, wo steckt der Nutznießer? Mindestens 81 Websites in aller Welt haben diese Meldung aufgegriffen und weiter verbreitet.

Aus den Berichten geht Tiffanys Nutzungsverhalten des Handys nicht hervor. Nehmen wir zuerst mal an, sie habe ohne Headset telefoniert. Im Standby empfängt ein Handy bekanntlich zwar pausenlos, es geht jedoch nur schlimmstenfalls alle 30 Minuten für 1 Sekunde auf Sendung, dann allerdings stets mit voller Sendeleistung. Wollte Tiffany ohne Headset telefonieren, musste sie dazu das Handy dem BH entnehmen und ans Ohr halten. Da zwar eine Verbindung zwischen Ohr und Rachenraum existiert, nicht aber zwischen Ohr und Brust, ist Brustkrebs infolge so einer Handynutzung eher sehr unwahrscheinlich. Wenn überhaupt, müsste Tiffany dann einen Ohrkrebs bekommen haben. Bestimmungsgemäßer Gebrauch eines Handys ist traditionell das Halten des Geräts ans Ohr. Die Rückseite mit Antenne zeigt dann (ohne dass man drüber nachdenken muss)) vom Ohr weg und der SAR-Wert bleibt immer unter dem Grenzwert.

Schlechter sieht es aus, wenn mit Headset telefoniert wurde und das Handy während der Telefonate im BH blieb. Wahrscheinlich war es dort so eingesteckt, dass die Rückseite des Handys mit Antenne der Brust zugewendet war. Das kann bei schlechtem Empfang zu einer Überschreitung des zulässigen SAR-Werts geführt haben. Schlechter Empfang herrscht z.B. dann zuhause, wenn ein paar liebe Mitbürger mit der ungeschickten Parole "keine Sendemasten im Wohngebieten" Erfolg hatten.

Die vermeintlich belanglos wenigen Millimeter Differenz zwischen Vorder- und Rückseite eines Handys, sie haben erhebliche Auswirkung auf die Immission von EMF am Kopf oder am Körper eines Nutzers.

Wer also unbedingt mit Handy am Körper (und Headset) telefonieren will, sollte vorsorglich auf Distanz achten. Am einfachsten geht dies, indem das Handy stets so am Körper getragen wird, dass die Antenne vom Körper weg zeigt. Normalerweise ist dies der Fall, wenn die Tastaturseite des Handys zum Körper hin zeigt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Brustkrebs, BH

Handy im BH: Die Studie zum Film

H. Lamarr @, München, Freitag, 25.10.2013, 23:36 (vor 4029 Tagen) @ H. Lamarr

Sechs Jahre lang will die 21-Jähriger US-Amerikanerin Tiffany Fran(t)z ihr Handy täglich zwölf Stunden lang im BH mit sich herum getragen haben - dann hätte sie an der Stelle, an der die Antenne war, Brustkrebs bekommen. So lässt es sich diesem aktuellen Posting (englisch) und diesem Video vom November 2012 entnehmen.

Hinter dieser Sache scheint mehr zu stecken, als nur ein kurzzeitiger Aufreger in den Medien. Denn Eva W. hat eine Studie entdeckt, besser gesagt eine Sammlung von vier Fallberichten, in denen es um Brustkrebs bei Frauen geht, die die Angewohnheit hatten, ihr Handy im BH mit sich herum zu tragen. Der erste Fallbericht dort (Case 1) dürfte der von Tiffany Fran(t)z sein.

Jetzt sind in Anbetracht von gut 3 Mrd. Handynutzern vier Fälle sicher kein Grund zur Panik, im Auge behalten sollte man mMn diesen Zusammenhang jedoch schon. Schließlich gibt es da allerhand zu sehen, wie sexy Teilnehmer "schilte6i" im Gigaherz-Forum dreidimensional darlegt.

Denn da gibt es in den Benutzerhandbüchern von diversen Handys den vielzitierten Hinweis, ein betriebsbereites Handy nicht näher als z.B. 1,5 cm am Körper zu tragen/betreiben. Damit sind die Handy-Hersteller, sollte ein Zusammenhang nachgewiesen werden, rechtlich aus dem Schneider, denn Hautkontakt dürfen Handys nur am Ohr haben. Über den tieferen Sinn dieser Instruktion gibt es keine öffentlich einsehbaren Informationen. Nicht einmal Michael Repacholi wusste eine Antwort darauf. Das finde ich fragwürdig: Da gibt es einen Warnhinweis, den kaum jemand versteht oder beachtet und über dessen Ursprung nichts bekannt geworden ist.

Also habe ich am 12. August diesen Jahres beim MMF (nicht Make Money Fast, sondern Mobile Manufacturers Forum) in Brüssel angefragt, ob man mir tiefergehende Auskunft über Sinn und Zweck der Abstandsvorschrift geben könnte. Doch das MMF schweigt. Dabei ist dort mit Thomas Barmüller ein Österreicher als Direktor für Europa zuständig, der aus seiner Zeit beim FMK das IZgMF noch als Quälgeist kennen müsste.

Die Amerikanerin Claire Roberts aus Indianapolis ficht dies alles nicht an. Sie hat sich in BHs eingearbeitete HHs (Handy-Halter) patentieren lassen. Gesundheit (Schirmung) spielt bei diesem Patent keine Rolle, vielmehr geht es um Bedienungskomfort an Ort und Stelle.

Und zum Schluss noch die Frage: Ein Kopf darf laut Grenzwertregelung nicht mehr als 2 W/kg HF-Leistung absorbieren. Das ist unstrittig. Aber wieviel vertragen Brüste? Ich habe beim BfS nachgesehen und kann sagen: ebenfalls 2 W/kg, da sie zum Rumpf gehören. Die Gliedmaßen eines Menschen, also Hände und Arme sowie Füße und Beine dürfen dagegen maximal 4 W/kg absorbieren. Dieser Teil der Grenzwertregelung ist weitgehend unbekannt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Brustkrebs, Fallgeschichten, BH, FMK

Handy am Kopf: Ohrmuschel ist Abstandshalter

Gast, Montag, 28.10.2013, 00:54 (vor 4027 Tagen) @ H. Lamarr

Hinter dieser Sache scheint mehr zu stecken, als nur ein kurzzeitiger Aufreger in den Medien. Denn Eva W. hat eine Studie entdeckt, besser gesagt eine Sammlung von vier Fallberichten, in denen es um Brustkrebs bei Frauen geht, die die Angewohnheit hatten, ihr Handy im BH mit sich herum zu tragen. Der erste Fallbericht dort (Case 1) dürfte der von Tiffany Fran(t)z sein.

Um den Sachverhalt richtig beurteilen zu können, müsste man wissen wie viele Mädels diese blöde Angewohnheit haben und wie viele davon Krebs bekommen. Hindawi, dort wurde die Arbeit publiziert, ist allerdings nicht der verlässlichste Herausgeber. Angeblich peer-reviewed, akzeptiert dieser Verlag auch qualitativ sehr schwache Studien.

Außerdem: So ein Handy produziert auch Wärme, von der Batterie werden in die Brust niederfrequente Ströme induziert (die stehen schon lange im Verdacht einen negativen Einfluss zu haben) und die Plastikhülle kann jede Menge krebserregender Chemikalien enthalten (die würden aber Hautkrebs, nicht Brustkrebs verursachen).

Was den empfohlenen Abstand von 1,5 cm betrifft, ergibt sich dieser aus der Messvorschrift, nach der am Phantom geprüft wird, ob ein Handy die 2 W/kg im Kopf einhält. Da wird einfach angenommen, dass da noch das Ohr und ein wenig Luft zwischen Kopf und Handy sind. Die Ohrmuschel zählt nicht als Kopf, sondern als Abstandshalter! Auf seiner Rückseite darf ein Handy viel mehr abstrahlen, d.h in der Brusttasche (oder im BH) mit der Tastatur nach vorne überschreitet es auch die Grenzwerte. Das ist alles bekannt und wurde auch hier im Forum schon diskutiert.

Messvorschriften sind manchmal recht widersinnig, ein Induktionsherd wird z.B. in 30 cm Abstand mit nur einer eingeschalteten Platte vermessen. Wenn später im Haushalt alle Platten und das Backrohr an sind, und jemand sich an den Herd lehnt, werden Grenzwerte sicher ebenfalls überschritten. In den Normungsgremien sitzt Industrievertreter, die das durchsetzen. Die nehmen einfach das Szenario, das ihnen passt, und definieren es als typisch. Bingo!

Tags:
Brustkrebs, Hautkrebs

Handy am Kopf: Ohrmuschel ist Abstandshalter

Gast, Donnerstag, 14.11.2013, 17:20 (vor 4009 Tagen) @ Gast

Die Ohrmuschel zählt nicht als Kopf, sondern als Abstandshalter!

Hier zwei Arbeiten, in denen die Problematik der Ohrmuschel (pinna) als Abstandshalter (spacer) beschrieben ist.

http://apps.fcc.gov/ecfs/document/view?id=7520945323
http://www.speag.com/assets/downloads/publications/Burkhardt2000.pdf

Die US Messvorschrift wurde kürzlich überarbeitet, SAR im Ohr wird aber weiterhin nicht berücksichtigt.

http://standards.ieee.org/findstds/standard/1528-2013.html

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