Ab ins Körbchen: Brustkrebs wegen Handy im BH? (Allgemein)
Sechs Jahre lang will die 21-Jähriger US-Amerikanerin Tiffany Fran(t)z ihr Handy täglich zwölf Stunden lang im BH mit sich herum getragen haben - dann hätte sie an der Stelle, an der die Antenne war, Brustkrebs bekommen. So lässt es sich diesem aktuellen Posting (englisch) und diesem Video vom November 2012 entnehmen.
Eva und Alfred sind schockiert: Hatten sie es doch immer schon gewusst, Handys machen krank, irgendwie.
Meine Frau sagt mir: Keine Frau stecke sich ihrer Meinung nach gerne ein Handy in den BH, das sähe doof aus und wäre unbequem.
Und ich frage mich: Wie kommt diese Nachricht überhaupt in die Medien? Wer lanciert so etwas, wo steckt der Nutznießer? Mindestens 81 Websites in aller Welt haben diese Meldung aufgegriffen und weiter verbreitet.
Aus den Berichten geht Tiffanys Nutzungsverhalten des Handys nicht hervor. Nehmen wir zuerst mal an, sie habe ohne Headset telefoniert. Im Standby empfängt ein Handy bekanntlich zwar pausenlos, es geht jedoch nur schlimmstenfalls alle 30 Minuten für 1 Sekunde auf Sendung, dann allerdings stets mit voller Sendeleistung. Wollte Tiffany ohne Headset telefonieren, musste sie dazu das Handy dem BH entnehmen und ans Ohr halten. Da zwar eine Verbindung zwischen Ohr und Rachenraum existiert, nicht aber zwischen Ohr und Brust, ist Brustkrebs infolge so einer Handynutzung eher sehr unwahrscheinlich. Wenn überhaupt, müsste Tiffany dann einen Ohrkrebs bekommen haben. Bestimmungsgemäßer Gebrauch eines Handys ist traditionell das Halten des Geräts ans Ohr. Die Rückseite mit Antenne zeigt dann (ohne dass man drüber nachdenken muss)) vom Ohr weg und der SAR-Wert bleibt immer unter dem Grenzwert.
Schlechter sieht es aus, wenn mit Headset telefoniert wurde und das Handy während der Telefonate im BH blieb. Wahrscheinlich war es dort so eingesteckt, dass die Rückseite des Handys mit Antenne der Brust zugewendet war. Das kann bei schlechtem Empfang zu einer Überschreitung des zulässigen SAR-Werts geführt haben. Schlechter Empfang herrscht z.B. dann zuhause, wenn ein paar liebe Mitbürger mit der ungeschickten Parole "keine Sendemasten im Wohngebieten" Erfolg hatten.
Die vermeintlich belanglos wenigen Millimeter Differenz zwischen Vorder- und Rückseite eines Handys, sie haben erhebliche Auswirkung auf die Immission von EMF am Kopf oder am Körper eines Nutzers.
Wer also unbedingt mit Handy am Körper (und Headset) telefonieren will, sollte vorsorglich auf Distanz achten. Am einfachsten geht dies, indem das Handy stets so am Körper getragen wird, dass die Antenne vom Körper weg zeigt. Normalerweise ist dies der Fall, wenn die Tastaturseite des Handys zum Körper hin zeigt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –