Geldrolleneffekt: Zur Dosimetriebestimmung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 13.04.2011, 00:08 (vor 4956 Tagen) @ Pizzamanne

Und was soll ich mit dem SAR-Wert?

Die SAR ist die Mutter aller EMF-Grenzwerte!

Da gehen die Problemchen ja gerade weiter.

Glaub' ich Ihnen gerne, da stellt es zuweilen sogar "richtige" Wissenschaftler auf.

Ich will ja die Leistungsflussdichte wissen.

Das scheint mir eben der Fehler zu sein. Leistungsflussdichte ist ein von der SAR abgeleiteter Grenzwert, nur gültig im Fernfeld einer Sendeantenne, also sagen wir mal (nur) 3 Wellenlängen weit vom Emissionspunkt weg. Das wären dann bei GSM900 3 x 33 cm also rund 1 Meter, bei GSM1800 dann entsprechend 0,5 Meter. Wenn Sie mit Ihrem Messgerät (Knatterbüchse von G.) näher an die Antenne (Handy) rangehen, messen Sie zwar noch irgendwas, die Werte aber stimmen nicht mehr. Im Nahfeld kommen Sie also mit Leistungsflussdichte gar nicht weiter, dort müssen Sie elektrische und magnetische Feldstärke separat messen oder eben die SAR. Dies alles ist aber so komplex, aufwendig und fehlerbehaftet, dass das eine Sache für Experten ist - auch ich würde mich da nicht rantrauen.

Überlegen Sie sich mal, was Sie denn überhaupt wissen möchten, die Leistungsflussdichte kann es nämlich aus o. g. Gründen nicht sein, Sie wollen mMn eher die SAR in dem Ohrläppchen wissen, von dem Sie Blut abzapfen möchten. Wenn das so ist, bleibt Ihnen mMn nur die rechnerische grobe Abschätzung der SAR an dieser Stelle und die Hoffnung, dass "Kuddel" oder ein anderer, der sich da auskennt, sich erbarmt. Zur Abschätzung muss aber bekannt sein, mit welcher Leistung das Handy beim Versuch sendet. Eine Abschätzung reicht mMn völlig, HF-Messtechnik ist ohnehin mit großen Messunsicherheiten behaftet, erwarten Sie bloß nicht 1 % Messfehler, wie Sie es evtl. von einem Multimeter her kennen.

Und eine genaue Umrechnung ist schwierig bis unmöglich.

Für den, der sich auskennt, sollte das nicht so schwierig sein, ich selber habe aber ebenfalls meine liebe Not damit.

Ich hab die Wahl zwischen Maschek und Gigahertz. Danke übrigens für den Link.

Nutzen tut Ihnen aus meiner Sicht weder der eine noch der andere, siehe oben.

Die 20 cm sind schon verdammt wenig, das ESM140 ist für Messungen im Nahfeld von Antennen eher ungeeignet (ungenau).

H. Maschek meint, mit Schutzabstand wäre es in Ordnung.

Schutzabstand?

Sie wollen vermutlich ein Handy dafür verwenden, das eine Gesprächsverbindung hält. Da werden Ihre Problemchen noch größer werden, denn erstens beherrschen die Dinger den DTX-Modus (wird nicht gesprochen, sinkt die RMS-Sendeleistung)

--> Laute Musik?

Ja, muss aber nicht laut sein, vielleicht was von Rammstein.

und zweitens bestimmen nicht Sie, sondern die Basisstation, mit welcher Leistung das Handy sendet.

Wenn ich was falsch wiedergebe klären sie mich bitte auf...
Hat die Basisstation (bei gutem Empfang) denn einen Einfluss darauf, wie stark das Handy strahlt?

Die BTS ist der Chef, allein sie sagt dem Handy, mit welcher Leistung es senden soll. Selbständig sendet das Handy nur ganz kurz nach dem Einschalten des Geräts, dann aber mit voller Leistung, bis die BTS ihm sagt, was ihr an Sendeleistung genügt, damit die Verbindung noch gut ist, aber nicht unnötig viel Leistung in die Luft geblasen wird, was schlecht für die Akkulaufzeit ist.

Das Handy strahlt doch lediglich so stark ab wie laut man spricht bzw. wie gut oder schlecht der Empfang ist.

Mitnichten! Die Lautstärke Ihrer Stimme ist wurscht, schlechter Empfang (Handy) ist mit hoher Sendeleistung (Handy) gleich zu setzen, damit die BTS noch Lebenszeichen des Handys (z.B. aus einer Tiefgarage heraus) wahrnimmt.

Ist der gut, dann dürfte es doch theoretisch gar nicht mehr an der Basisstation hängen wie und mit welcher Intensität das Handy sendet sondern nur von der Lautstärke bzw. davon abhängen ob das was ich sage monoton klingt oder nicht.

Die BTS regelt immer die Sendeleistung am Handy. Stehen Sie quasi neben dem Mast, ist der Empfang perfekt, die BTS sagt dem Handy, Junge, du kannst mit niedrigster Leistungsstufe senden (ein paar Milliwatt), ich empfang' dich trotzdem noch gut. Am Rand der Funkzelle muss das Handy dann auf volle Leistung hoch geregelt werden, damit es noch bis zur BTS durchkommt. Ob Sie ins Mikrofon jodeln, singen oder fluchen, hat auf die Sendeleistung keinen Einfluss. Nur, wenn Sie gar nix machen, sendet das Handy weniger Bursts pro Sekunde (bedeutet geringere mittlere Leistungsaufnahme bei konstant hoher Peak-Leistung, sonst würde ja bei jeder Gesprächspause die Verbindung abreißen)

Und wenn das problem sein sollte dass die Zelle verstopf ist...dann werd ich eben werktags nachts telefonieren um sicherzugehen, dass die Funkzelle "leer" ist.

Dies sollte kein Problem sein, mit einer real existierenden BTS als Versuchsleiter, der Ihr Handy nach Lust und Laune herumkommandiert und es auch (von Ihnen unbemerkt) in eine andere Funkzelle umbuchen kann (dann andere Sendeleistung des Handys) würde ich so einen schmerzhaften Versuch, der Blutzoll fordert, nicht machen.

Kontrollierte Bedingungen sehen anders aus. Dazu bräuchten Sie einen Funkmessplatz und eine Test-SIM fürs Handy, so ausgestattet können Sie das Handy auf eine beliebige der rund 10 für Handys erlaubten Leistungsstufen dirigieren.

Ok. Wo gibts sowas?

Also ich hätte so was (kleiner Funkmessplatz) für GSM, gebe das gute Stück aber nicht aus der Hand. Ob Ihnen Rohde & Schwarz oder Aeroflex sowas leihweise samt Bedienmannschaft überlassen, halte ich für unwahrscheinlich.

Es gäbe vielleicht noch einen anderen einfacheren Weg. Dazu müssten Sie aber eigenständig erst jemanden finden, der sagt, er könne den SAR-Wert im Ohrläppchen abschätzen, wenn er nur wüsste, mit welcher Sendeleistung das Handy denn während der Befeldung gewerkelt hat. Wenn Sie so jemanden haben, verrate ich Ihnen, wie Sie mit ungefähr 10 Euro Einsatz die Sendeleistung halbwegs genau ermitteln können, ohne dass Sie dazu externe Messgeräte brauchen. Aber erst mal müssen Sie in Vorleistung gehen.

Vielen Dank für ihre Antwort.

Ich bin selber Fan von Tests mit Bordmitteln, und weiß aus eigener Erfahrung, wie rutschig das Terrain da sein kann.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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