Europaparlament-TV zeigt Mobilfunkdebatte (Allgemein)

Doris @, Sonntag, 22.03.2009, 16:03 (vor 5633 Tagen) @ Gast

Die Aktionen von Frédérique Ries verfolge ich seit Anfang März und kann das Ganze, vor allen Dingen ihre Bedeutung in der Mobilfunkdiskussion, nach wie vor nicht einschätzen. Die Tatsache, dass es Peter Hensinger bei hese als "Sensationell" ankündigt, hilft mir auch nicht unbedingt weiter...

FGF berichtete bereits am 05.03. darüber

Informationen zum angekündigten EU-Bericht zu Elektromagnetischen Feldern
Die „Health and Environment Alliance“, ein europäisches Netzwerk, das sich um die prioritäre Behandlung von Gesundheitsfragen im Rahmen der Umweltpolitik einsetzt, hat auf seiner Webseite Einzelheiten zu dem geplanten Parlamentsreport zu Elektromagnetischen Feldern veröffentlicht. Die Basis für diesen Report ist ein eigeninitiierte Bericht der belgischen Europaparlamentarierin Frédérique Ries, der am 17. Februar vom Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Verbraucherpolitik mit 43 zu einer Stimme angenommen wurde. Im Mittelpunkt der darin geforderten Maßnahmen steht die Forderung nach einer Änderung der Empfehlung des EU-Rates 1999/519/EC zur Begrenzung der Exposition der Bevölkerung gegenüber elektromagnetischen Feldern mit dem Ziel, die Expositionsgrenzwerte herabzusetzen. Dies soll durch den Einsatz bester verfügbarer Technik erreicht werden.

Das sind die Berichte von Frau Ries, auf die sie auch in dem Fernsehinterview verweist.
http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2004_2009/documents/pr/757/757441/757441de.pdf

http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2004_2009/documents/am/763/763584/763584de.pdf

Auch hier bei dieser Veranstaltung:

Workshop on EMF and Health: Science and Policy to address public concerns, Brussels, 11-12 February 2009

wurde auf den eigenen Bericht, der von Ms Ries verfasst werden soll, hingewiesen

http://ec.europa.eu/health/ph_risk/documents/ev_20090211_mi.pdf
(unter Session 1)

Welches Gewicht hat Health and Environment Alliance, wo Ms Ries beruflich beheimatet ist bei den ganzen Diskussionen um Grenzwerte?
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http://www.europarltv.europa.eu/yourParliament.aspx?action=view&PackageId=dc2851a5-d4d7-48b7-9769-ecc7e37e3a6b

Ich habe mir den Beitrag angesehen, er ist informativ und interessant, enthält allerdings ein paar Ungereimtheiten.

Ebenfalls zu Wort kommt Prof. Vandervorst (der schon mal bei der belgischen "Rattenstudie" im Gespräch war). Wie kompetent ist Prof. Vandervorst von der Katholischen Universität Löwen in Belgien bei Fragen zu evtl. Gesundheitsschäden durch Handys?

Seine Meinung ist, dass Handygespräche nicht dazu gedacht sind seine Lebensgeschichte zu erzählen, sondern nur für kurze Gespräche eingesetzt werden sollen. Somit gehören dann wohl diejenigen, die sich für Handy statt Festnetz entscheiden zu der wohl größten Risikogruppe. Zum einen deshalb, weil die Telefonate dann länger sind und außerdem sind Verbindungen innerhalb von Gebäuden meistens mit stärkerer Belastung verbunden als Gespräche im Freien. In einem offiziellen Messbericht irgendeiner Behörde habe ich auch mal gelesen, dass die Dämpfung in Gebäuden am stärksten ist und die höchste Belastung bringt, mehr als z.B. in Fahrzeugen. Und der größten Teil der Gespräche werden mittlerweile innerhalb von Gebäuden geführt und dieser Entwicklung wird das installierte Netz sicherlich nicht in höchstem Maße gerecht.

Gestört hat mich, dass auch hier nicht so differenziert wurde, wie es nötig wäre. Durch Einblenden von Mobilfunkbasisstationen und dem Herrn mit dem Messgerät davor und der Verweis auf die nach wie vor nicht veröffentlichte Interphone STudie entsteht beim Laien ein falscher Eindruck. Die Interphone Studie wird so dargestellt, als ob sie die Lösung aller Robleme sei. Interphone geht nur der Frage "Gehirntumore durch Handynutzung" nach.

Größtenteils wird in dem Beitrag von Handys und evtl.daraus resultierende Folgen gesprochen, aber immer wieder kommen die Masten und auch DECT, WLAN usw. ins Gespräch und werden m.E. zu stark in einen Topf geworfen.
Grenzwertsenkungen sind in dem Beitrag ein zentrales Thema, aber eben diejenigen für die Basisstationen. Welche Auswirkungen wird das Senken der Grenzwerte z.B. in Belgien gerade auf die Handytelefonierer haben, die ihr Festnetz durch das Handy ersetzt haben. Werden die sich nur über einen schlechteren Empfang ärgern und sich nicht darüber bewusst sein, dass sie durch die Grenzwertsenkungen evtl. eine höhere Belastung bei Handygesprächen in Kauf nehmen?

Aber was bedeutet echte Vorsorge? Grenzwertsenkungen bei Basisstationen kann durchaus kontraproduktiv sein, denn vermutlich beinhalten diese nicht automatisch eine Netzverdichtung, damit der Empfang des Handytelefonierers gleich gut bleiben wird. Ich gehe davon aus, dass Netzverdichtung nur dann erfolgt, wenn es an manchen Punkten gar keinen Empfang mehr gibt, ansonsten werden die Handynutzer die Zeche zahlen, vor allen Dingen die, welche dort telefonieren, wo das Handy sowieso schon mit höherer Leistung arbeiten muss. Ich betrachte diese Forderungen nach drastischen Grenzwertsenkungen bei Basisstationen mit eher gemischten Gefühlen.

David Gee stellte in seinem Beitrag bei der Veranstaltung in Brüssel gleich zu Anfang zwei Fragen, und die zweite finde ich sehr interessant..

Two Questions to help structure the debate:

1. Why did the EEA in 2007, and Professor Herberman in 2008 in the Congressional
hearing on RF conclude that there was a sufficiency of scientific evidence to justify reducing the head exposures to RF energy from mobile phones?

2. To whom or to what shall we give the benefit of the scientific doubt about head tumours and mobile phones: to the phones or the phone users?

Was bedeutet echte Vorsorge...

die Handygrenzwerte zu senken, und/oder öffentlich dafür zu plädieren Handygespräche so kurz wie möglich zu halten (letzteres liegt ausschließlich in der Eigenverantwortung).
Altersbeschränkungen bei Kindern und verstärkt intensive Aufklärung was bei Handygesprächen zu beachten ist .

Und wie wirken sich evtl. drastische Grenzwertsenkungen für Basisstationen genau auf diese sehr wichtige Frage aus?

Nein, alles in allem kann ich diesen Beitrag nicht so wie Peter Hensinger nur als "sensationell" empfinden. Ich bin mir nicht sicher, ob die Forderungen nach Grenzwertsenkungen wie in Belgien und Liechtenstein die echten Probleme lösen und nicht vielleicht sogar verstärken.

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Gee


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