Kontroverse um Radarstrahlung (Allgemein)

Doris @, Freitag, 21.11.2008, 21:53 (vor 5833 Tagen)

In der aktuellen FGF Infoline wird auf einen m.E. sehr interessanten Artikel zu schwacher Radarstrahlung und Veränderung des Erbgutes hingewiesen.

Der Beitrag ist zu lang um ihn komplett einzustellen, aber im Gesamten recht interessant, vor allen Dingen auch die Aussage am Schluss zu vorsorglichen Senkung von Grenzwerten. Ein Aspekt, der auch hier bei den Diskussionen zu den schwachen Feldern nicht außer Acht gelassen werden sollte.

Auszüge....

Kontroverse um Radarstrahlung

Schwache Radarstrahlung verändert den Zustand des Erbguts in menschlichen Zellen – ob dies zu dauerhaften Gesundheitsschäden führen kann, ist jedoch ungeklärt

...... Dem ukrainischen Team um Prof. Yuriy Shckorbatov ist es jetzt jedoch in einer Laborstudie gelungen, einen Zusammenhang zwischen der Bestrahlung menschlicher Zellen mit Radarstrahlen und Veränderungen im Erbgut nachzuweisen.

......Die Forscher bestrahlten Wangenzellen, die sie zuvor der Mundhöhle von Versuchspersonen entnommen hatten, 10 Sekunden lang mit elektromagnetischer Strahlung der Frequenz 35 Gigahertz. Diese Frequenz wird für Verkehrsradarmessungen genutzt. "Wir haben diese Frequenz relativ willkürlich gewählt", erläutert Shckorbatov. "Sie liegt in dem Bereich, der unter Verdacht steht, die menschliche Gesundheit zu schädigen."

.....Die Stärke (genauer: die Leistungsflussdichte) der Strahlung betrug beim Auftreffen auf die Zellen 0,3 Watt pro Quadratmeter. Dies entspricht der Stärke, die beim Verkehrsradar im Abstand von etwa 3 Metern vom Radargerät gemessen wird. Diese Stärke liegt noch deutlich unter dem von der Europäischen Union empfohlenem Grenzwert von 10 Watt pro Quadratmeter.....

......Doch trotz der geringen Strahlungsstärke fanden die ukrainischen Forscher eindeutige Veränderungen im Chromatin der Zellen. Chromatin besteht aus DNA-Molekülen, die wiederum die Träger des Erbguts sind. Chromatin existiert in zwei Formen: Im Heterochromatin sind die DNA-Moleküle sehr dicht verpackt und zusammengerollt. In dieser Form ist das Erbgut inaktiv. Es wird keine Erbinformation abgelesen. Dagegen ist die Verpackung im Euchromatin sehr viel lockerer. In dieser Form kann die Erbinformation gelesen und verarbeitet werden.

......Das Team um Shckorbatov fand nun nach der Bestrahlung in den Zellen eine "Chromatin-Kondensation". Das ist eine Umwandlung von Euchromatin zu Heterochromatin und entspricht somit einer Abnahme der Ablese-Aktivität des Erbguts. "Theoretisch kann solch eine Veränderung die Umwandlung einer Zelle in eine Krebszelle zur Folge haben", sagt Shckorbatov. "Es gibt bisher jedoch keinen direkten Beweis eines Zusammenhangs zwischen Chromatin-Kondensation und Krebs." Noch in einem weiteren Punkt relativiert Shckorbatov sein Ergebnis: "Strahlung im Radarwellenbereich dringt nur wenige Millimeter tief in den menschlichen Körper ein."

Fazit: Die Beweislage bleibt unklar. Es gibt keine Beweise für die Schädlichkeit elektromagnetischer Strahlung, sofern die gültigen Grenzwerte eingehalten werden. Das gilt sowohl für niederfrequente als auch für hochfrequente Strahlung. Doch in beiden Fällen gibt es Indizien, die auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung hindeuten. Weltweit wird in Forschungsprojekten versucht, diese Indizien zu erhärten oder zu entkräften.

Bis dahin die vermeintlich sichere Lösung zu wählen und die Grenzwerte vorbeugend herunterzusetzen, kann das Gegenteil des beabsichtigten Schutzes zur Folge haben. Dies zeigt die entsprechende Diskussion bezüglich radioaktiver Strahlung. Hier deuten viele Forschungsergebnisse der letzten Jahre darauf hin, dass schwache radioaktive Strahlung, die die gültigen Grenzwerte um einiges überschreitet, Krebserkrankungen verhindern kann (siehe den wissenschaft.de-Hintergrundbericht "Schützt radioaktive Strahlung vor Krebs?"). Wenn sich dies bestätigt, dann sind die strengen Grenzwerte für radioaktive Strahlung paradoxerweise für zusätzliche Krebserkrankungen verantwortlich.


http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/hintergrund/297264

Kontroverse um Radarstrahlung

Kuddel, Samstag, 22.11.2008, 11:59 (vor 5832 Tagen) @ Doris

Eine ähnliche Diskussion hatten wir schon hier.

Während bei Mobilfunk-Frequenzen die Energie der auftreffenden Wellen Zentimeter-tief ins Gewebe eindringt, sind es beim Übergang zu Terahertz-Wellen nur noch Millimeter.

Bei gleicher Leitungsflußdichte "konzentriert" sich die Energie bei Terahertz-Wellen quasi auf weniger Zellschichten, d.h. bei konstanter Leistungsflußdichte steigt die "Belastung" (SAR) pro Zelle mit zunehmender Frequenz.

Aufgrund der geringen Eindringtiefe wäre es sinnvoll, die SAR nicht mehr über 1*1*1 cm³ zu mitteln, sondern über z.B. 0,1*0,1*0,1 mm³.

Derartige Ergebnisse (sollten sie sich in Wiederholungsstudien bestätigen) stimmen bedenklich, da auch THz- Strahlung ja immer noch nichtionisierend sein soll.

Kontroverse um Radarstrahlung

Robert, Sonntag, 23.11.2008, 11:11 (vor 5831 Tagen) @ Doris

Hier das Abstract:

http://arxiv.org/abs/0809.0559

Ich hab nicht so recht verstanden, was in dieser Arbeit ausgewertet wurde.

Aber etwas macht mich doch stutzig:
Wangenzellen, die vorher Testpersonen entnommen wurden, werden 10 (!) Sekunden mit 35 GHz mit einer Leistungsflussdichte von 30 µW/cm2 „bestrahlt“ .
Das ist alles verdammt wenig (Energie, Zeit, Leistung).

Aus dem Abstract:
The state of chromatin in human cells was determined by methods of light and electron microscopy.

Licht- und Elektronenmikroskop hören sich mal unspektakulär an. Sind Routine-Instrumente.
Aber:
Brät man da nicht mit ziemlich energiereichen Teilchen beträchtlicher Leistung drauf (Optisches Mikroskop: Licht im eV-Bereich, keV-Elektronen im REM)? Die Auswertung dürfte auch sicher etwas länger als 10 Sekunden dauern.
Und damit will man die Wirkung von GHz-Wellen (Quantenenergie 1/100000 eV) geringster Leistungsdichte nachweisen?

Tags:
Radar, Radarstrahlung

Kontroverse um Radarstrahlung

Doris @, Sonntag, 23.11.2008, 11:21 (vor 5831 Tagen) @ Robert

Hier das Abstract:

http://arxiv.org/abs/0809.0559

Ich hab nicht so recht verstanden, was in dieser Arbeit ausgewertet wurde.

Hier steht vielleicht mehr drin

Kontroverse um Radarstrahlung

ES, Sonntag, 23.11.2008, 14:22 (vor 5831 Tagen) @ Doris

Bis dahin die vermeintlich sichere Lösung zu wählen und die Grenzwerte vorbeugend herunterzusetzen, kann das Gegenteil des beabsichtigten Schutzes zur Folge haben.

Mehr und mehr ereilt mich der Eindruck, als möchte man (nur lange genug) "gezielt" im Nebel stochern.
Was sollen die unbegründeten abwegigen Mutmaßungen? Wenn ich auf einer Website, namens wissenschaft.de, nichts in sich schlüssiges von mir gebe, kann ich es auch gleich bleiben lassen...
In anbetracht der Tatsache, dass die "Grenzwerte" nicht im Ansatz ausgeschöpft werden, hat dieser Aspekt keinen definierbaren Bezug, doch das wird nicht mal erwähnt!
Da ist ja der Apfel-Birnen-Vergleich noch sinnvoll...

Im Klartext bedeutet das zweierlei: Erstens, es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die Gefährlichkeit jedweder elektromagnetischer Strahlung, wenn die jeweils gültigen Grenzwerte eingehalten werden. Zweitens, es gibt genauso wenig einen Beweis dafür, dass diese Strahlung ungefährlich ist.

Aus allen Studien zum Thema, ist über Jahrzehnten noch kein einziger Beleg hervorgegangen.
Das kann ich garnicht glauben... dann hört doch einfach auf mit der Zeitverschwendung...

dass schwache radioaktive Strahlung, die die gültigen Grenzwerte um einiges überschreitet, Krebserkrankungen verhindern kann

Dann lasst uns doch weitere Atomkraftwerke bauen...
Vor kurzem habe ich eine Mitteilung im TV aufgeschnappt, die doch wirklich besagte, dass die radioaktive Strahlung im Umkreis der Atomkraftwerke geringer sei, als das natürliche Ratioaktivitäts-Niveau, da fehlen mir echt die Worte, und nun diese kontroverse Aussage.
So war die "interessante" Schlussfolgerung, dass man theoretisch die allgemeine Radioaktivität senken könnte, man müsse nur noch mehr Atomkraftwerke bauen :-)

Ich weiß nicht was man davon überhaupt glauben kann/soll.

--
"Allzu oft muss es erst richtig schlecht werden, bevor es besser wird..."

Kontroverse um Radarstrahlung

Doris @, Sonntag, 23.11.2008, 14:54 (vor 5831 Tagen) @ ES

Bis dahin die vermeintlich sichere Lösung zu wählen und die Grenzwerte vorbeugend herunterzusetzen, kann das Gegenteil des beabsichtigten Schutzes zur Folge haben.


Mehr und mehr ereilt mich der Eindruck, als möchte man (nur lange genug) "gezielt" im Nebel stochern.

Wenn ich was Aktuelles finde, suche ich mir so viel wie möglich Hintergrundmaterial zu der Person um mir ein Bild machen zu können über evtl. Beweggründe.

So hat Yuriy Shckorbatov vor 10 Jahren doch recht Ähnliches gefunden.

Es ging ebenfalls um Chromatin-Kondensation, die Befeldungszeit war damals bereits sehr niedrig (Sekunden), die Expositionsstärke lag bei 200 µW/cm² --> 2 W/m². Die Frequenz lag bei 42.2 GHZ. Er kam bereits vor 10 Jahren zu demselben Ergebnis wie heute.

Ob die Mutmaßungen, die in wissenschaft.de enthalten sind, tatsächlich so von ihm kamen oder aus der Feder des Autors, kann vielleicht am ehesten in Erfahrung gebracht werden, wenn die komplette Studie, die ich auf einen Beitrag von Robert eingestellt habe, durchgelesen wird (ich hab's (noch) nicht getan und kann somit gar nichts sagen).

Zu der im EMF Portal zusammengefassten Studie von Shckorbatov gibt es noch einen Kommentar von Foster, der allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.

Hier die Zusammenfassung aus dem EMF-Portal

Kontroverse um Radarstrahlung

helmut @, Nürnberg, Sonntag, 23.11.2008, 18:29 (vor 5831 Tagen) @ ES

Vor kurzem habe ich eine Mitteilung im TV aufgeschnappt, die doch wirklich besagte, dass die radioaktive Strahlung im Umkreis der Atomkraftwerke geringer sei, als das natürliche Ratioaktivitäts-Niveau, da fehlen mir echt die Worte, und nun diese kontroverse Aussage.


Glauben Sie wirklich alles, was im Fernsehen gesagt wird? Ich nicht.

Wenn es wirklich genau so gesagt wurde, war es selbstverständlich Unfug!

Es dürfte da eher gemeint sein, daß in der Nähe eines Atomktaftwerkes die zusätzliche Beaufschlagung weniger als das natürliche Radioaktivitäts-Niveau betrage.

Andererseits ist es ein Irrtum, daß die Radioaktivität nur in der Nähe des Kraftwerkes verstärkt würde. Bei einem Unfall oder einer Panne würde die Radioaktivität weit und breit erhöht werden.

Im Normalbetrieb muß die Radioaktivität allein schon im Arbeitsbereich des Personals auf dem "natürlichen Level" sein

MfG
Helmut

Kontroverse um Radarstrahlung

ES, Dienstag, 25.11.2008, 00:31 (vor 5830 Tagen) @ helmut

Glauben Sie wirklich alles, was im Fernsehen gesagt wird? Ich nicht.

Mein Beitrag ist zum Ende hin etwas sarkastisch geworden, das versteht schon so nicht jeder, erst recht nicht im Internet, also in Schriftform... deswegen sollte ich es sein lassen :-)

Glauben Sie wirklich alles, was im Fernsehen gesagt wird? Ich nicht.

Ich bin froh, wenn ich überhaupt einer Quelle mein Vertrauen schenken kann.
Das Fernsehen ist es sicher nicht, doch fährt man da manchmal nicht schlecht, wenn man Vergleichssituationen heranziehen kann, um eigene Schlüsse zu ziehen...

--
"Allzu oft muss es erst richtig schlecht werden, bevor es besser wird..."

Kontroverse um Radarstrahlung

dlsasv @, Sonntag, 23.11.2008, 18:07 (vor 5831 Tagen) @ Doris

Later the fact of microwave-induced chromatin condensation was demonstrated by group of I. Beliaev using the method of chromatin anomalous viscosity time dependencies (AVTD). 30-min exposure to microwaves at 900 and 905 MHz ...

Noch näher liegen 50 GHz, 10 min.

Zu der im EMF Portal zusammengefassten Studie von Shckorbatov gibt es noch einen Kommentar von Foster, der allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.

In der Studie von 1998 wurde noch die Anzahl der "negativ geladenen Zellkerne" vor und nach Bestrahlung bestimmt, indem ein Gleichfeld mit 15 V/cm angelegt und beobachtet wurde, ob sich der Zellkern bewegt. Foster rechnet vor, dass ein Gleichfeld innerhalb einer Zelle (mit intakter Membran) so stark (ca. um Faktor 100.000) abgeschwächt würde, dass man eigentlich keine Bewegung des Kerns sehen sollte. In der Antwort zeigen die Autoren Bilder, meinen dass der Widerstand der Membran kleiner als angenommen sei und verweisen auf Literatur.

@ Kuddel:

Aufgrund der geringen Eindringtiefe wäre es sinnvoll, die SAR nicht mehr über 1*1*1 cm³ zu mitteln, sondern über z.B. 0,1*0,1*0,1 mm³.

Bei Grenzwerten geht es um Erwärmungen, und die sind trotz relativ hoher SAR klein, da die absorbierende Schicht dünn ist.

Tags:
Radarstrahlung, AVTD

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