WIMAX-Pilotversuch gerichtlich gestoppt (Allgemein)

Doris @, Dienstag, 31.07.2007, 20:39 (vor 6234 Tagen)

Die Swisscom wird angewiesen, den Sendebetrieb der im Rahmen das WIMAX-Pilotversuches montierten Antennen in Boltigen im Simmental unverzüglich einzustellen.
Der Verein Gigaherz.ch verfolge Anliegen des Umweltschutzes und sei deshalb zur Beschwerde legitimiert. Dies aus dem Urteil des Bernischen Verwaltungsgerichtes Nr.22998U vom 27.Juli 2007 Weiterlesen.....

Gigaherz beschummelt Schweizer Gerichte

Kuddel, Mittwoch, 01.08.2007, 00:21 (vor 6234 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Kuddel, Mittwoch, 01.08.2007, 01:13

...oder auch "mit Kanonen auf Spatzen".

Also ehrlich...welches Strahlungsniveau hat ein Bürger von einer Basis mit 6Watt EIRP auf einem Schweizer Berg zu erwarten ?
Das sind in 1km Entfernung zum nächsten Dorf unter 1uW/m².

Gigaherz Zitate in kursiv:

Die 360 BAW- resp. WIMAX Grossantennenanlagen müssen aus technischen Gründen, d.h infolge der erforderlichen Reichweiten mit Sichtverbindung zu den Endgeräten (Kleinantennen), ausschliesslich ausserhalb der Bauzonen, möglichst in erhöhten Lagen auf markanten Hügeln und Bergen, errichtet werden.
....
Das Dumme an der Sache ist nur, dass sich mit weniger als 6Watt ERP Gesamtleistung bei weitem keine 330 Quadratkilometer abdecken lassen.

Hier schummelt Gigaherz, denn es ist möglich.
330km² entsprechen einem Radius von ca 10km. Auf eine Entfernung von 10km beträgt die Pfaddämpfung bei 3,5GHz ca 123 dB.
Die Endgeräte verwenden bei solchen Punkt zu Mehr-Punkt Verbindungen in der Regel Richtantennen mit einem Gewinn von 15..17dBi.
Bei Sichtverbindung und einer Sendeleistung der Basis von 37dBm kommt am Empfänger noch eine Leistung von (+37-123+16) ca -70dBm an. Das reicht locker für eine Datenrate von mehreren Mbit/s.
Die Wimax Modems funktionieren ab einem Empfangspegel von schätzungsweise -95dBm (reduzierte Datenrate) bzw -80dBm (volle Datenrate), so dass sogar eine Reserve von 25dB (10dB) für Schlechtwetter und Fading vorhanden ist.

Bedenkt man, dass zu jeder Basisstation (Grossantenne) noch mindestens 1000 Endgeräte (mit Kleinantennen) hinzukommen, ergibt das einen Zuwachs im Schweizer Antennenwald von mindestens 120'000 bewilligungspflichtigen Antennen von über 6Watt ERP pro Konzessionär.

Zwei unkorrekte Behauptungen.
Erstens wird ein Betreiber niemals 1000 Nutzer auf eine Basis buchen können, da sich die Übertragungskapazität der Basis auf die Nutzer aufteilt

Zweitens: Bei asymmetrischem Service (Uplink mit geringerer Datenrate als Downlink) kann bei Wimax eine zusätzliche Systemreserve (auf Kosten einer geringeren Datenrate) durch "Subchanneling" erzielt werden.

Somit kommen die Endgeräte tatsächlich mit deutlich geringeren Sendeleistungen aus, als die Basis.
Das Szenario 120.000 bewilligungspflichtigen (Endgeräte-)Antennen mit über 6Watt EIRP ist also eine Irreführung.

Zudem handelt es sich bei dem Feldversuch um Richtantennen auf Dächern, um die letzte Meile zu überbrücken. Die Strahlung wird also in Häusern und auf Strassen im Vergleich zum normalen Mobilfunk sehr gering sein.

(Bei einem Netzausbau für Mobile Endgeräte wird allerdings mit einem ähnlichen Strahlungsniveau zu rechnen sein).

Kuddel

Tags:
, Schweiz, Gigaherz, Irreführung, Sendeleistung, EIRP

Gigaherz beschummelt Schweizer Gerichte

Fee, Mittwoch, 01.08.2007, 07:36 (vor 6233 Tagen) @ Kuddel

Also ehrlich...welches Strahlungsniveau hat ein Bürger von einer Basis mit 6Watt EIRP auf einem Schweizer Berg zu erwarten?
Das sind in 1km Entfernung zum nächsten Dorf unter 1uW/m².

In der Schweiz hat es nicht nur Berge wie das Matterhorn, sondern auch Hügel nahe eines Dorfes und auf einem solchen Hügel befand sich dieser WiMAX.

Gigaherz Zitate in kursiv:
Die 360 BAW- resp. WIMAX Grossantennenanlagen müssen aus technischen Gründen, d.h infolge der erforderlichen Reichweiten mit Sichtverbindung zu den Endgeräten (Kleinantennen), ausschliesslich ausserhalb der Bauzonen, möglichst in erhöhten Lagen auf markanten Hügeln und Bergen, errichtet werden.
....
Das Dumme an der Sache ist nur, dass sich mit weniger als 6Watt ERP Gesamtleistung bei weitem keine 330 Quadratkilometer abdecken lassen.

Hier schummelt Gigaherz, denn es ist möglich. 330km² entsprechen einem Radius von ca 10km. Auf eine Entfernung von 10km beträgt die Pfaddämpfung bei 3,5GHz ca 123 dB. Die Endgeräte verwenden bei solchen Punkt zu Mehr-Punkt Verbindungen in der Regel Richtantennen mit einem Gewinn von 15..17dBi. Bei Sichtverbindung und einer Sendeleistung der Basis von 37dBm kommt am Empfänger noch eine Leistung von (+37-123+16) ca -70dBm an. Das reicht locker für eine Datenrate von mehreren Mbit/s. Die Wimax Modems funktionieren ab einem Empfangspegel von schätzungsweise -95dBm (reduzierte Datenrate) bzw -80dBm (volle Datenrate), so dass sogar eine Reserve von 25dB (10dB) für Schlechtwetter und Fading vorhanden ist.

Es ging um Beweise, dass Swisscom die genauen Angaben dazu offenlegen sollte, dass es sich nur um höchstens 6 W ERP handelte.

Bedenkt man, dass zu jeder Basisstation (Grossantenne) noch mindestens 1000 Endgeräte (mit Kleinantennen) hinzukommen, ergibt das einen Zuwachs im Schweizer Antennenwald von mindestens 120'000 bewilligungspflichtigen Antennen von über 6Watt ERP pro Konzessionär.

Zwei unkorrekte Behauptungen. Erstens wird ein Betreiber niemals 1000 Nutzer auf eine Basis buchen können, da sich die Übertragungskapazität der Basis auf die Nutzer aufteilt

Zweitens: Bei asymmetrischem Service (Uplink mit geringerer Datenrate als Downlink) kann bei Wimax eine zusätzliche Systemreserve (auf Kosten einer geringeren Datenrate) durch "Subchanneling" erzielt werden.

Somit kommen die Endgeräte tatsächlich mit deutlich geringeren Sendeleistungen aus, als die Basis. Das Szenario 120.000 bewilligungspflichtigen (Endgeräte-)Antennen mit über 6Watt EIRP ist also eine Irreführung.

Zudem handelt es sich bei dem Feldversuch um Richtantennen auf Dächern, um die letzte Meile zu überbrücken. Die Strahlung wird also in Häusern und auf Strassen im Vergleich zum normalen Mobilfunk sehr gering sein.

Die Endgeräte-Antennen waren nicht auf Dächern, sondern an Hausfassaden angebracht. Ausserdem haben wir die Nase gestrichen voll von jeglicher Strahlenmehrbelastung, auch wenn sie im Vergleich mit Mobilfunk gering sei, kommt sie leider zum Mobilfunk hinzu. Wenn das Mass voll ist, genügt ein Tropfen. Es ging darum, diesen WiMAX schon am Boden zu zerstören. In einem Entwicklungsland mag so etwas noch seinen Sinn haben, aber nicht in einem dichtbesiedelten Land mit bester ADSL-Versorgung, die man bloss noch etwas auf die bis jetzt wenigen noch nicht damit erschlossenen Gebiete zu erweitern brauchte, jedoch per Kabel und nicht per Funk. Denn dies war erst ein Pilotversuch, dem stärkere Sender folgen sollten und wie Sie selber schreiben, mit einem ähnlichen Strahlungsniveau wie beim Mobilfunk noch zusätzlich zum Mobilfunk. Wissen Sie, Ihre schönen technischen Begründungen in Ehren, aber wir Betroffenen haben auch ein Recht auf ein beschwerdefreies Leben ohne dass ständige neue Elektrosmog-Belastungen hinzu kommen.

Frage an die Fachleute

Fee, Mittwoch, 01.08.2007, 08:01 (vor 6233 Tagen) @ Kuddel

Somit kommen die Endgeräte tatsächlich mit deutlich geringeren Sendeleistungen aus, als die Basis. Das Szenario 120.000 bewilligungspflichtigen (Endgeräte-)Antennen mit über 6Watt EIRP ist also eine Irreführung.

Zudem handelt es sich bei dem Feldversuch um Richtantennen auf Dächern, um die letzte Meile zu überbrücken. Die Strahlung wird also in Häusern und auf Strassen im Vergleich zum normalen Mobilfunk sehr gering sein.

(Bei einem Netzausbau für Mobile Endgeräte wird allerdings mit einem ähnlichen Strahlungsniveau zu rechnen sein).


Hierzu noch gleich die schon länger hängige unbeantwortete Frage: handelt es sich bei diesen Endgeräte-Antennen um Dauerstrahler? Oder nur wenn Daten übertragen werden?

Frage an die Fachleute

Kuddel, Mittwoch, 01.08.2007, 20:24 (vor 6233 Tagen) @ Fee
bearbeitet von Kuddel, Mittwoch, 01.08.2007, 20:56

Ich gebe Ihnen Recht, wenn DSL bereits verfügbar ist, so ist Wimax überflüssig.

Für die Wimax-Technik gibt es prinzipiell 2 Anwendungsfälle
- 1.) Die Übertragung über längere Strecken, weil es keine DSL-Kabel gibt oder eine Verlegung zu teuer ist. Dann wird i.d.R. mit Richtantennen und unter "Sichtbedingungen" gearbeitet. In diesem Fall ist die zu erwartende Strahlenbelastung vergleichsweise gering, denn durch das Fehlen jeglicher Hindernisse im Funkweg zusammen mit Richtantennen, welche auch die Empfangsleistung erhöhen,kann mit mehr als 100-fach kleineren Leistungsflußdichten gearbeitet werden.
Die "6Watt-EIRP" -Basis auf einem Hügel vorm Ort würde ich in diese Kategorie einordnen. Deshalb mein "Spruch" von Kanonen auf Spatzen.
Natürlich kann man auch in die entlegensten Ecken ein ADSL-taugliches Kabel legen, aber dann eben mit Anschlußkosten im Bereich etlicher tausend Euro pro Anschluß.

- 2) Das Notebook-Szenario, bzw "Mobility Wimax". Hier geht es um Netzverfügbarkeit immer und überall. Es müssen dann erheblich größere Leistungsflußdichten aufgefahren werden, weil die Endgeräte keine Antennen mit Gewinn verwenden und zudem Hindernisse im Funkweg die Regel sind. Die Reichweite einer Basis in diesem Szenario beträgt dann auch kaum mehr als 1000 Meter bei Sendeleistungen ähnlich wie bei UMTS-Basisstationen.
In Europa wird diese Technik, wenn sie denn überhaupt kommt, mit dem schon vorhandenen UMTS bzw dem LTE Nachfolger konkurieren müssen. Deshalb zweifeln manche daran, dass Mobility Wimax in Europa ein Erfolg wird.

Ich hätte schon Verständnis dafür, wenn ein ES das "Mobility-Wimax" Szenario bekämpft.

Hierzu noch gleich die schon länger hängige unbeantwortete Frage: handelt es sich bei diesen Endgeräte-Antennen um Dauerstrahler? Oder nur wenn Daten übertragen werden?

Solange ein Endgerät angemeldet ist, wird es "ab und zu" einen Puls zur Basis schicken, ähnlich einem Location-Update beim Handy. Das "ab und zu" liegt schon im Interesse der Betreiber, da diese "hallo ich bin noch da"-Meldungen die Übertragungsleistung der Basis reduzieren, so dass weniger Endgeräte angemeldet werden können.
Ansonsten wird gesendet, wenn Daten in Senderichtung anfallen.

Wimax hat ähnlich wie UMTS bei den Endgeräten eine Sendeleistungsregelung, welche nur die für die Übertragung "gerade eben" erforderliche Sendeleistung einstellt.
Bei "Sichtverbindung" wird ein Endgerät also mehr als 100 fach geringe Strahlung aussenden, als wenn das Endgerät den Weg zur Basis durch Häuserwände und über Reflexionen suchen muß.

Falls sie also Wimax nicht verhindern können, sollten sie zur Strahlungsminimierung für die Endgeräte "wenigstens Dachantennen" fordern. Dann werden automatisch auch die Basisstationen mit weniger Sendeleistung auskommen...

Kuddel

WIMAX-Pilotversuch gerichtlich gestoppt

Doris @, Sonntag, 02.09.2007, 21:01 (vor 6201 Tagen) @ Doris

Die Swisscom legt keinen Rekurs gegen die Verfügung des Berner Verwaltungsgerichts ein und beendet ihren Wimax-Test in Boltigen.

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