„Vorsicht ja -­ aber kein Grund zur Panik” (Medien)

Gast, Samstag, 03.02.2007, 14:23 (vor 6364 Tagen) @ H. Lamarr

Verdächtige Handys nicht mehr im Handel
München -­ Wer jahrelang mit dem Handy telefoniert, könnte ein erhöhtes Risiko haben, an einem Hirntumor zu erkranken: Das behaupten skandinavische Forscher im Fachmagazin "International Journal of Cancer”. Deutsche Wissenschaftler warnen indes vor Panikreaktionen: Auf die Bundesrepublik seien die Daten nicht übertragbar.

"In der neuen Studie wurden fast ausschließlich Nutzer von analogen Handys untersucht”, erklärt Klaus Schlaefer, Epidemiologe am Deutschen Krebsforschungsinstitut in Heidelberg. "Und diese Mobiltelefone gibt es in Deutschland praktisch nicht mehr”, sagt er. Nur im dünn besiedelten Skandinavien sind sie noch im Einsatz: Durch ihre höhere Reichweite ersparen sie den Netzbetreibern das Aufstellen zusätzlicher, teurer Sendemasten.

Doch um eine höhere Reichweite zu erzielen, brauchen analoge Geräte eine viel höhere Leistung: "Analoge Mobiltelefone haben eine höhere Sendeleistung”, erklärt Schlaefer. In der aktuellen Studie wurden aber nur vier Nutzer von digitalen Handys befragt, die ihr Mobiltelefon bereits länger als zehn Jahre besaßen. Die Ergebnisse sind auf Deutschland darum nicht so einfach zu übertragen.
Die Arbeit von Anna Lahkola kritisiert Schlaefer indes nicht: "Die Studie ist exzellent gemacht”, sagt er. "Doch selbst die skandinavischen Forscher sind mit der Bewertung ihrer Ergebnisse sehr vorsichtig.”

Schlaefer zweifelt allerdings am Erinnerungsvermögen der befragten Personen: Er selbst hatte in Studien für das Deutsche Krebsforschungszentrum die Erfahrung gemacht, dass Befragte oft falsche Antworten gegeben haben, wenn es um lang Vergangenes geht. "Oft gaben sie einen Anbieter an, der damals noch gar nicht existierte”, sagt Schlaefer.

Ein Problem, das auch Otto Petrowicz sieht, der an der Technischen Universität München die Forschungen zu Handystrahlen und Gesundheit koordiniert: "Sind Sie sich sicher, dass Sie sich noch genau erinnern, wie oft sie das Handy auf welcher Seite benutzt haben”, fragt Petrowicz. Doch genau danach haben die skandinavischen Forscher die Studienteilnehmer gefragt: Sie wollten damit herausfinden, ob Hirntumore häufiger auf der Seite des Kopfes entstehen, an der das Handy öfter ans Ohr gehalten wurde.

Den Sinn dieser Studie stellt Schlaefer indes in Frage: Er vermutet, dass die Strahlen der analogen Handys den Kopf vollständig durchdringen. Ein Unterschied zwischen den beiden Seiten sei dann nicht mehr feststellbar.

Um das Risiko von Handystrahlen wirklich umfassend bewerten zu können, dürfe man nicht nur die neue Untersuchung aus Skandinavien betrachten, sind sich beide einig: "Man muss auch die anderen Studien einbeziehen.”, sagt Petrowicz.

Andrea Eppner
Quelle: Merkur-online

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Tags:
Interphone, Hirntumor, Handystrahlung, Krebsforschungsinstitut, Klaus Schlaefer


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