Klaus & Claus: Senioren fabulieren gegen Mobilfunk (Allgemein)
Vor 20 Jahren waren Klaus Buchner (heute 84) und Claus Scheingraber (77) bekannte Figuren der deutschen Anti-Mobilfunk-Szene. Dann wurde es still um die Senioren. Jetzt traten beide noch einmal ins Rampenlicht, Klaus im Februar 2025, Claus im April.
Klaus Buchner trat am 25. Februar 2025 unentgeltlich im Rudolf-Steiner-Haus, Hamburg, auf. Sein Vortrag titelte "Mobilfunk - Welche Risiken sind aus der aktuellen Forschung bekannt?" und dauerte ein knappes Stündchen. Buchners Parteifreunde in Hamburg hauten mächtig aufs Blech und ließen wissen: "Als promovierter Physiker und Dozent für Mathematik an der Technischen Universität München, bringt er eine wissenschaftlich objektive Sichtweise und tiefes Fachwissen in die Diskussion um die gesundheitlichen Gefahrenpotenziale von elektromagnetischer Strahlung." Diese Sichtweise kann ich nicht teilen, für mich ist Buchner ein Populist, der seine persönliche Meinung als Tatsachen verbreitet und dem der tatsächliche Stand des Wissens über das Risiko Mobilfunk ein ewiges Rätsel bleiben wird. So gesehen war der Veranstaltungsort eine ausgezeichnete Wahl, denn was Buchner seinem Publikum auftischte hat mit Wissenschaft mMn nichts zu tun, mit Anthroposophie hingegen viel.
Augenscheinlich verfing Buchners Panikmache bei den weniger hellen Kerzen unter seinen Zuhörern, erkennbar an Ausrufen des Schreckens, die vom Saalmikrofon ab Minute 2:25 mehrfach festgehalten wurden.
Claus Scheingraber trat am 8. April in München auf. Der Verein für "Elektrosensible" verkündete dies ziemlich schwammig so: "Herr Dr. Scheingraber vom Arbeitskreis Elektrobiologie e.V. hält einen Vortrag zum Thema "Welche Arten von physikalischen Feldern stellen für den Menschen eine gesundheitliche Belastung dar". Da der akademische Grad "Dr." äußerst vielsagend ist, erlaube ich mir zu präzisieren, dass Claus Scheingraber Zahnarzt war. Der Arbeitskreis, dem Scheingraber seit 1991 vorsteht, hat sich unter anderem der "Anerkennung von Elektrosensibilität" verschrieben, womit klar ist, warum der Verein für "Elektrosensible" Scheingrabers Vortrag bewirbt. Zweiter Vorstand des Arbeitskreises ist Herbert Tobischek, ein Musikwissenschaftler aus Essen.
Die Richtwerte, die sich der Arbeitskreis für auskömmlichen Elektrosmog ausgedacht hat, sind hier zu bestaunen. Wie durch ein Wunder stehen die Werte des Arbeitskreises im Einklang zu den Richtwerten der Baubiologie, die seit August 2024 in neunter Fassung vorliegen und faktisch gleichwertig sind.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –