Gerücht: Repacholi wurde am 30.06.2006 von der WHO entlassen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 15.09.2018, 18:34 (vor 2237 Tagen) @ Gast

Es ist alles ganz einfach und unspektakulär: Dr. Repacholi ist in Pension gegangen, nicht mit 10. Juli sondern mit 30.06.2006.

Das Ausscheiden von Dr. Repacholi ist somit ganz sicher als "natürlicher Abgang" zu betrachten und sicher nicht/keinesfalls auf die diversen Unterschriftslisten gegen ihn zurückzuführen, auch nicht auf den Aufruf "der Italiener", ihn anlässlich seiner Reise zur Benevento-Tagung zu verhaften, etc. etc..

Da könnte ja jeder kommen und behaupten, Mike Repacholi wäre am 30. Juni 2006 in den Ruhestand verabschiedet worden. Für faktenscheue Mobilfunkgegner wie Franz Adlkofer zählt so eine Meldung nicht, er behauptet noch 2018 frech wie Oskar:

Repacholi, erster Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender der ICNIRP, schied nach Korruptionsvorwürfen 2006 aus der WHO aus und wechselte als Berater zu einem amerikanischen Stromversorger.

Quellen für seine Behauptun nennt der Zigaretten-Franz nicht. Geschickt lässt der Ex-Tabaklobbyist den falschen Schluss im Kopf des Lesers entstehen, Repacholi habe die WHO wegen Korruptionsverdacht verlassen müssen. Er selbst behauptet dies genau genommen nicht, ich meine an Details wie diesem ist der gewiefte mit allen Wassern gewaschene Tabak-Lobbyist zu erkennen.

Doch wie war es nun wirklich, ging Repacholi am 30. Juni 2006 in Rente oder ist dies nur eine Scheinerklärung, weil die WHO ihn los werden wollte?

Machen wir den Faktencheck.

Wikipedia verrät uns, wann Mike geboren wurde:

Michael Harry Repacholi (* 30. Juni 1944) ist ein australischer Physiker, Biologe und Strahlenschutz-Experte

Was für ein Zufall, Repacholi schied ausgerechnet an seinem Geburtstag bei der WHO im Alter von 62 Jahren aus. Doch das ist verdächtig früh, hierzulande gehen Leute seines Jahrgangs erst mit 65 in Rente. Hat Adlkofer etwa doch recht?

Da Repacholi Australier ist, besagt das in Deutschland übliche Renteneintrittsalter für ihn überhaupt nichts. Doch gemäß dieser Quelle durfte der EMF-Koordinator der WHO tatsächlich mit 65 Jahren in Rente gehen, erst 2017 wurde auch in Australien das Renteneintrittsalter auf 65 ½ Jahre angehoben. Dieser Punkt geht zweifelsohne an Adlkofer, Repacholi ging offensichtlich genau drei Jahre vor Erreichen seines Renteneintrittsalters in den Ruhestand. Warum? War der Job als EMF-Koordinator so stressig, dass er Frührentner wurde? Oder war da doch noch etwas anders mit im Spiel?

Ja, es war noch etwas anders im Spiel, aber nicht ein dunkler Fleck auf Repacholis Weste, wie uns Adlkofer suggerieren möchte, sondern die ganz gewöhnlichen "Staff Rules" der Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese regeln in Kapitel 10 klipp und klar, wann ein Mitarbeiter in Rente gehen darf. Da Wikipedia uns auch sagt, dass der Australier 1995 in die Dienste der WHO trat, galt für ihn die unter Abschnitt 1020.1.2 getroffene Vereinbarung, die besagt:

Staff members who became participants in the United Nations Joint Staff Pension Fund from 1 January 1990 to 31 December 2013 inclusive shall retire on the last day of the month in which they reach the age of 62.

Damit steht ohne Wenn & Aber fest: Repacholi ging völlig konform zur Ruhestandsregelung seines Arbeitgebers am letzten Tag desjenigen Monats in Rente, in dem er 62 Jahre alt wurde! So einfach ist das, wenn man sich nicht mit dem Munkeln & Raunen aus dem Unterholz der Anti-Mobilfunk-Szene zufrieden gibt, sondern selbst recherchiert.

Doch da ist noch Adlkofers Behauptung, Repacholi sei nach seinem Job bei der WHO als Berater zu einem amerikanischen Stromversorger gegangen. Vermutlich will der Zigaretten-Franz damit andeuten, ein korrupter Repacholi habe sich nach seinem vermeintlichen Rauswurf bei der WHO sofort zu einem seiner Schmiergeldzahler geflüchtet. Bei einem Kanzler der Bundesrepublik Deutschland ist man nicht auf Munkeln & Raunen angewiesen. Denn über Schröder weiß jeder, dass er nach seinem abrupten Rückzug von der Politik 2005 in die Dienste eines russischen Energieversorgers trat. Auch Schröder musste dafür teils heftige Kritik einstecken.

Da Adlkofer keine Quellen nennt, habe ich seine Behauptung mit dem US-Stromversorger nicht weiter geprüft, ich meine mich jedoch zu erinnern, dass die Stromversorger-Story ohnehin nur auf den Seiten von 120-prozentigen Mobilfunkgegnern zu lesen war und deshalb nicht ernst genommen werden muss. Doch selbst wenn die Behauptung den Tatsachen entsprechen sollte, der Ex-WHO-Mann kann höchstens sieben Monate für ein Unternehmen gearbeitet haben. Denn schon im Februar 2007 trat Repacholi, eigenen Angaben zufolge, eine Gastprofessur an der E-Technik-Fakultät der Universität La Sapienza in Rom, Italien, an. Ob er diese Gastprofessur noch innehat oder 2012 aufgab, darüber finden sich im www widersprüchliche Angaben. Auf Linkedin bezeichnet sich Repacholi gegenwärtig als "Independent Research Professional" im Raum Perth und Umgebung, Australien.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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