Elektrosmog: Kiener Nellen in Schweiz am Sonntag (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Samstag, 06.02.2016, 20:14 (vor 3189 Tagen) @ H. Lamarr

Es gibt einen starken Hinweis dafür, dass Frau Kiener Nellen von den hinlänglich bekannten Lobbyisten im Elektrosmog-Szenario instrumentalisiert worden ist, nachdem Yvonne Gilli, bislang Statthalterin der Anti-Mobilfunk-Szene im Nationalrat, bei den Wahlen am 18. Oktober 2015 abgewählt wurde: Kiener Nellen kümmerte sich zuletzt in keiner Weise um Elektrosmog, Mobilfunk und Elektrosensible, zu keinem dieser drei Stichworte gibt es auf ihrer Website auch nur einen einzigen Treffer (Abgefragt: 2. Januar 2016, 14:30 Uhr).

Gut einen Monat später hat sich Frau Kiener Nellen noch immer nicht dazu durchringen können, ihre verschrobenen Standpunkte zu Elektrosmog, Mobilfunk und "Elektrosensible" auf ihrer eigenen Website darzulegen. Stattdessen gibt sie lieber Interviews zu diesem Thema, das offensichtlich jedoch nicht das ihre ist. Schaut man sich an, was die Berner Nationalrätin in Schweiz am Sonntag vom 16. Januar 2016 zum Besten gibt, dann sehe ich viel Populismus und wenig Kompetenz in der Sachfrage. Hier ein paar Kostproben:

Margret Kiener Nellen ist alarmiert. Die Nationalrätin der SP sagt einem «menschheitsschädlichen Phänomen» den Kampf an: dem Elektrosmog.

Sie fordern den Bundesrat auf, ein Forschungsprojekt zur Wirkung nicht ionisierender Strahlung auf sogenannt elektrosensible Personen einzurichten.

[...] die Exposition gegenüber elektromagnetischer Strahlung habe zugenommen, neue kritische Studien seien erschienen und die Anzahl elektrosensibler Personen wachse rasant an.

Die Forschung, wie sie etwa von der ETH-Stiftung «Strom und Mobilkommunikation» durchgeführt wird, sei von der Branche finanziert und daher kaum unabhängig.

Ob eine strahlungsfreie Zone überhaupt möglich ist, ist unklar. Denn nicht ionisierende Strahlung erzeugt etwa auch die Nutzung elektrischer Geräte oder die terrestrische Verbreitung von Radio und Fernsehen. Für Margret Kiener Nellen aber ist klar: «Als ehemalige Gemeindepräsidentin sage ich: Das wird bald zu einem Standortvorteil werden!»

Das sind die gleichen Phrasen, wie sie auf den Websites von Mobilfunkgegnern haufenweise zu finden sind. Und da Kiener Nellen sich privat offenbar einen Teufel um das Thema schert, gehe ich davon aus: sie lässt sich von organisierten Mobilfunkgegnern briefen, deshalb kommen einem die tristen Verlautbarungen der Rechtsanwältin so bekannt vor. Vermutlich ist sich die Nationalrätin nicht im Klaren darüber, dass sie den Karren von Leuten zieht, die mit der Angst vor Elektrosmog gute Geschäfte auf Kosten anderer machen.

Kiener Nellens Motion vom 18. Dezember 2015 wurde bislang im Nationalrat noch nicht behandelt. Wegen mangelnder Substanz in der Argumentation sehe ich für diese Motion keine Erfolgsaussichten zumal es Kiener Nellen kaum gelingen dürfte, an der wachen Bundesrätin Doris Leuthard vorbei zu kommen. Erschreckend ist mMn, dass diese Motion ohne Tiefgang dennoch 27 parlamentarische Unterstützer gefunden hat. Das hätte nicht passieren dürfen.

Hintergrund
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Funkloch, Populismus


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