Stadt Luzern: Volksinitiative gegen Antennenwildwuchs (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 24.11.2014, 22:52 (vor 3627 Tagen)

Gigaherz-Präsident Hans-U. Jakob schreibt:

In der Stadt Luzern bestimmen heute allein die Mobilfunkbetreiber, wo eine Antenne gebaut wird. Entgegen einer Vereinbarung des Kantons Luzern mit Swisscom, Sunrise und Orange, verzichtet die Stadt Luzern darauf, bei der Planung der Antennenstandorte aktiv mitzuwirken. Die Initiative will die Stadtbehörden verpflichten, ihren gesetzlichen Spielraum auszuschöpfen und auf die Standortwahl und die Ausgestaltung der Anlagen Einfluss zu nehmen. Regelungen dieser Art fehlen derzeit. Andere Gemeinden haben Lösungen gefunden und damit die Lebensqualität und die Investitionssicherheit ihrer Wohnquartiere gesteigert, ohne dabei die Versorgung mit Mobilfunk zu gefährden.

Kommentar: Aus meiner Sicht handelt die Stadt Luzern genau richtig.

Denn was die "Volksinitiative" will, kommt allein Profiteuren der Mobilfunkdebatte zugute, sonst niemandem. Wie das? Ab 2004 herum haben einige Mobilfunkgegner eine Marktlücke erkannt: Sie fingen an, sich als "unabhängige" Standortplaner in Szene zu setzen, mit einem nicht sonderlich komplizierten Geschäftsmodell. Es geht davon aus, dass von Netzbetreibern benannte Mobilfunk-Standorte häufig Widerspruch in der (ländlichen) Bevölkerung auslösen. Der "unabhängige" Standortplaner tritt dann als Erlöser in Erscheinung, indem er mit vermeintlich viel Expertise einen Standort ein bisschen umplant, damit dieser "gesundheitsverträglicher" werde. Unabhängig habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil keiner dieser "Experten" unabhängig ist. Ohne die Unterstützung durch die Netzbetreiber (Planungsdaten der Station) könnten die "unabhängigen" Planer nicht arbeiten. Doch warum sollten Netzbetreiber diese Leute auch noch unterstützen? Ganz einfach: Weil sie einen Nutzen davon haben.

Plant ein Netzbetreiber einen Standort, kostet dies eine Kommune keinen Cent. Plant ein "Unabhängiger", kann dies für die Kommune richtig teuer werden, ab 5000 Euro aufwärts, bei mehreren Standorten sind schnell 30'000 Euro und mehr drin.

Doch was passiert da? Die "unabhängigen" Planer erledigen auf Kosten der Gemeinde die Aufgabe, die normalerweise die Netzbetreiber erledigen müssten. Zweiter Vorteil: Weil die "Unabhängigen" sich scheinheilig als bürgernaher Gegenpart zu den Betreibern inszenieren, gibt es gegen ihre Planung keinen oder nur geringen Widerstand in der Bevölkerung. Die Vorteile, die "unabhängige" Planer den Betreibern bringen, sind so frappierend, dass der Verdacht nicht von der Hand zu weisen ist, die vermeintlichen Widersacher arbeiten in Wahrheit zusammen. Die Zeche zahlt die Kommune, die sich ihrerseits jedoch nicht geprellt sieht, da sie vorgeben kann, die neuen Standorte, gefunden von dem "unabhängigen" Planer, seien gesundheitsverträglicher als die ursprünglich geplanten.

In diesem Netz der Beziehungen gibt es nur Gewinner, der Dumme ist unterm Strich der Steuerzahler, der letztlich die "Unabhängigen" finanziert.

Gäbe es wenigstens einen erkennbaren Mehrwert der "unabhängigen" Planung, wäre dies alles nicht so schlimm. Doch diesen Mehrwert gibt es nicht. Und haftbar machen lassen sich die "Unabhängigen" auch nicht, denn sie berufen sich auf die Plandaten, die sie von den Betreibern abfragen.

Der Verein Gigaherz ist gegen das kluge Modell der Stadt Luzern, weil er die Interessen von Elektrosmog-Profiteuren vertritt, wobei es dem Präsidenten zuzutrauen ist, dass er als "nützlicher Idiot" von Klügeren instrumentalisiert wird, er sich der Tragweite seines Handelns nicht bewusst ist. Fakt ist: Zu den großen Profiteuren der emsig geschürten Angst vor Elektrosmog gehören die "unabhängigen" Standortplaner, die ihren Auftraggebern mit wertlosen scheinbar komplexen Planungen viel Geld aus der Tasche ziehen, ohne einen realen Mehrwert abzuliefern.

Hintergrund
Maximaler Profit mit minimaler Funkstrahlung

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Krötenwanderung, Druck, Standortkonzept, Luzern


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