Hans-U. Jakob: 150'000 elektrosensible Schweizer beim Arzt (Forschung)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.08.2011, 15:35 (vor 4826 Tagen) @ H. Lamarr

Nehmen Erkrankungen infolge von Umwelteinflüssen wie Elektrosmog wirklich so dramatisch zu, wie es zuweilen in den Medien dargestellt wird?

Sag' mir wo die Elektrosensiblen sind, wo sind sie geblie-hi-ben?

Dazu träumte der noch amtierende Gigaherz-Präsident Hans-U. Jakob im Dezember 2004 [Nachtrag vom 27.12.2023: Der Link ist inzwischen tot, Ersatzlink] noch folgenden Traum:

Das ForumMobil, ein Verein der Schweizer Mobilfunkbetreiber und ihrer Zulieferer mit Jahresbeitrag 1 Million (pro Mitglied) versendet dieser Tage eine Broschüre mit dem Namen "Frequentia" an 11'000 Schweizer Ärzte mit der Empfehlung, ihre 150'000 elektrosensiblen Patienten *) allesamt als "psychisch gestört" zu erklären.

Für die Anzahl 150'000 elektrosensible Schweizer reicht Jakob im selben Artikel die Berechnungsgrundlage nach:

150'000 Elektrosensible in der Schweiz?
Dr.med Gerd Oberfeld von der Landessanitätsdirektion Salzburg spricht davon, dass heute 19% der Bevölkerung infolge elektromagnetischer Belastungen kleinere oder grössere gesundheitliche Probleme haben. Das wären auf die Schweiz bezogen ca. 1.5 Millionen Menschen. 10% davon, also 150'000 werden deshalb einen der 11'000 Schweizer Ärzte aufsuchen.

[Hinweis: Wie Jakob auf 19 % kommt ist völlig unklar, in einer 2006 von Oberfeld/Hallberg vorgestellten Prognose sind es nur 10 %]

Die von Jakob verdrängte Realität sieht völlig anders aus, wie die Studie zum Umweltmedizinischen Beratungsnetz der Schweiz nachweist. Statt der vermuteten 150'000 Elektrosensiblen meldeten sich beginnend mit dem 1. Januar 2008 in den folgenden 30 Monaten nur sage und schreibe 155 Elektrosensible, die Elektrosmog für ihre Beschwerden verantwortlich machen.

Das sind ungefähr 1 Promille der Anzahl, die der Gigaherz-Präsident einst ebenso kühn wie unkritisch herbei gerechnet hat. Jakob muss sich daher die Frage gefallen lassen: Sag' mir wo die Elektrosensiblen sind, wo sind sie geblie-hi-ben?

Noch anzumerken ist: Die Jakobs Prognose zugrunde liegende Überlegung von Oberfeld/Hallberg bezifferte den Anteil der EHS für 2004 auf etwa 10 %, für 2011 dagegen schon auf rund 20 %! Die Umweltärzte hätten 2008-2011 laut Jakob daher von 300'000 Elektrosensiblen überrannt werden, statt von nur 155 kontaktiert werden müssen. Inzwischen hat aber wohl auch Jakob die Vorausschau von Oberfeld/Hallberg als völlig unrealistisch verworfen, will davon nichts mehr wissen und schweigt dazu betreten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Oberfeld, Gerücht, Hallberg, Anzahl-EHS, Knotenpunkt, Gigaherz-Präsident


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