Abschirmfarbe: Erdung nicht vergessen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 11.08.2006, 16:37 (vor 6588 Tagen)

Stellen Sie sich vor, Sie pinseln sich Abschirmfarbe auf die Wände, um den Elektrosmog draußen zu halten. Abschirmfarbe bedeutet, dass sich in der Farbe leitfähige Partikel (Metall oder Kohlenstoff) befinden. Das ist in etwa so, als ob sie die Wand mit Alufolie bekleben.

Und jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie an einer derart präparierten Wand ein Bild aufhängen möchten. Sie klopfen einen Nagel in die Wand - und riskieren dabei möglicherweise ihr Leben. Denn wenn der Nagel zufällig auf den Phasendraht einer Stromleitung trifft, steht nicht nur der Nagel unter Hochspannung, sondern alle miteinander verbundenen präparierten Wände!

Nach dem Pinseln muss deshalb eine präparierte Wand unbedingt fachgerecht geerdet werden, im Fachhandel gibt es dafür Montagesets. Bei einer so geerdeten Wand kann der oben beschriebene gefährliche Zustand nicht mehr eintreten: Trifft jetzt ein Nagel eine Stromleitung, fließt der Strom über den Schutzleiter ab und löst bei genügend großer Stromstärke die Sicherung aus.

Aller Voraussicht nach ist es ratsam, sich mit Detektoren vor dem Aufbringen von Abschirmfarbe über den Verlauf von Wasserrohren und Stromleitungen Klarheit zu verschaffen und diese Aufzeichnungen gut aufzuheben. Denn nach dem Aufpinseln der Farbe dürften Detektoren, die auf Metall reagieren, absolut fehl am Platz sein, weil sie überall Metall sehen. Magnetfelder stromdurchflossener Leitungen dagegen durchdringen die Abschirmfarbe völlig ungeschwächt, so dass darauf empfindlich reagierende Detektoren zumindest noch stromdurchflossene Leitungen orten können.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Abschirmung, Abschirmfarbe

Abschirmfarbe: Erdung nicht vergessen

charles ⌂ @, Freitag, 11.08.2006, 18:40 (vor 6587 Tagen) @ H. Lamarr

Nach dem Pinseln muss deshalb eine präparierte Wand unbedingt fachgerecht geerdet werden, im Fachhandel gibt es dafür Montagesets. Bei einer so geerdeten Wand kann der oben beschriebene gefährliche Zustand nicht mehr eintreten: Trifft jetzt ein Nagel eine Stromleitung, fließt der Strom über den Schutzleiter ab und löst bei genügend großer Stromstärke die Sicherung aus.

Ist nicht ganz richtig.

Man soll zuerst die Erdleitung anbringen.
Meistens ist das ein Erdungsband, welche auf die Wand geklebt wird.
Dann wird das Erdungsteil angebracht, woran den Erdungskabel befestigt wird.
Und dann anschliessend wird das ganze mit Farbe angebracht.

Wenn die Erdung nicht in Ordnung ist, kann es passieren das die Abschirmung auch nicht richtig funktioniert.

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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Absorption , Reflektion und Erdung

H. Lamarr @, München, Sonntag, 13.08.2006, 22:29 (vor 6585 Tagen) @ charles

Nach dem Pinseln muss deshalb eine präparierte Wand unbedingt fachgerecht geerdet werden, im Fachhandel gibt es dafür Montagesets.

Ist nicht ganz richtig.

Man soll zuerst die Erdleitung anbringen.

Ja aber wie kann es dann zu einem gut leitenden Kontakt zwischen Erdungs-Montageplatte und der Abschirmfarbe kommen?

Wenn die Erdung nicht in Ordnung ist, kann es passieren das die Abschirmung auch nicht richtig funktioniert.

In so einem Fall müsste die Energie der Funkfelder von der Wand reflektiert werden, bei geerdeter Wand wäre die Wirkung Absorbtion. Bei Absorbtion wird dem Funkfeld Energie entzogen, diese steht dem Funkfeld der Basisstation (BTS) dann nicht mehr zur Verfügung. Massenhaft mit Abschirmfarbe gestrichene sauber geerdete Wände im Nahfeld einer BTS müssten daher theoretisch die Funkfeldausbreitung ziemlich behindern und die Leistungsregelung bei BTS und Handy nach oben treiben. Das Nachsehen hätten in so einem Fall die Handy-Telefonierer und die Anwohner, die auf großflächige Abschirmungen verzichten. Sehen Sie das auch so?

Von Klitzing hat mir mal gesagt, man solle nicht auf den Schutzleiter oder Heizungsrohre erden. Dies wäre kontraproduktiv, da bekäme man den ganzen "Dreck", der sich darauf befände, auf die Abschirmung. Mit "Dreck" meinte er - glaube ich - irgendwelche elektrischen NF- oder HF-Störsignale.

Frage: Wenn Sie eine Wand erden, wo schließen denn Sie die Erdungsleitung an?

Einen netten Disput über Sinn und Zweck von Abschirmung gibt's übrigens hier. Da kann man staunend lesen, dass z. B. metallische Verlegungsrohre für Stromleitungen die magnetische Feldkomponente stromdurchflossener Leiter abschirmen. Das kann man so pauschal mMn nicht sagen. Denn nur weichmagnetische Werkstoffe, z. B. MU-Metall, eignen sich zur Schirmung von Gleich- und NF-Magnetfeldern. Unmagnetische Werkstoffe (etwa Kupfer oder Aluminium) haben praktisch keine Schirmwirkung.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Störsignal, Abschirmung, Magnetfeld, Aluminium, Erdung, Abschirmfarbe

Absorption , Reflektion und Erdung

Raylauncher @, Montag, 14.08.2006, 17:47 (vor 6585 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Raylauncher, Montag, 14.08.2006, 20:01

Wenn die Erdung nicht in Ordnung ist, kann es passieren das die Abschirmung auch nicht richtig funktioniert.

Das mag bei statischen Feldern und sehr niederfrequenten Feldern zutreffen. Im Bereich der Mobilfunkfrequenzen ist es völlig belanglos, ob ein Schirm, dessen Ausdehnung die Wellenlänge des Signals deutlich überschreitet geerdet wird oder nicht.

In so einem Fall müsste die Energie der Funkfelder von der Wand reflektiert werden, bei geerdeter Wand wäre die Wirkung Absorbtion. Bei Absorbtion wird dem Funkfeld Energie entzogen, diese steht dem Funkfeld der Basisstation (BTS) dann nicht mehr zur Verfügung. Massenhaft mit Abschirmfarbe gestrichene sauber geerdete Wände im Nahfeld einer BTS müssten daher theoretisch die Funkfeldausbreitung ziemlich behindern und die Leistungsregelung bei BTS und Handy nach oben treiben. Das Nachsehen hätten in so einem Fall die Handy-Telefonierer und die Anwohner, die auf großflächige Abschirmungen verzichten. Sehen Sie das auch so?

Unabhängig ob geerdet oder nicht, fungiert eine Abschirmung immer mehr oder weniger nach dem Reflexionsprinzip. Um Funkwellen nennenswert absorbieren zu können, müsste der wirksame absorbierende Belag mindestens in die Größenordnung von 1/4 der Wellenlänge des betrachteten Signals kommen. Werfen Sie mal einen Blick in eine professionelle Absorberhalle, welch ein Aufwand da getrieben werden muss, um die Begrenzungsflächen mit einem ausreichenden Absorptionsgrad auszustatten.
Übrigens: Selbst wenn alle in ein Gebüude eingebrachten Abschirmungen vollständig absorbieren würden, würde sich an der Funkfeldausbreitung außerhalb so gut wie nichts ändern. HF-Energie, die in ein Haus eindringt, wird dort sowieso weitgehend absorbiert, nur eben nicht an bestimmten Begrenzungsflächen sondern großräumig in Bausubstanz und Interieur. Denn es ist ein Märchen, dass nutzbare Ausbreitungspfade von Mobilfunkwellen durch Häuser hindurchgehen. Gegenüber anderen Ausbreitungspfaden spielt dieser Weg kaum eine Rolle.
In der Natur gibt es großflächige, relativ wirkungsvolle Absorber für Mobilfunksignale die bei einer anständigen Funknetzplanung zu berücksichtigen sind: Vegetation und insbesondere Wälder.

Da kann man staunend lesen, dass z. B. metallische Verlegungsrohre für Stromleitungen die magnetische Feldkomponente stromdurchflossener Leiter abschirmen. Das kann man so pauschal mMn nicht sagen. Denn nur weichmagnetische Werkstoffe, z. B. MU-Metall, eignen sich zur Schirmung von Gleich- und NF-Magnetfeldern. Unmagnetische Werkstoffe (etwa Kupfer oder Aluminium) haben praktisch keine Schirmwirkung.

Metallische Rohre, auch wenn sie nicht aus ferromagnetischen Materialien bestehen, haben sehr wohl eine Schirmwirkung auf magnetische Wechselfelder. Dies leisten sie umso besser, je höher ihr Reduktionsfaktor ist, d.h. je größer das Verhältnis Wanddicke/Durchmesser und je höher Leitfähigkeit und Frequenz sind. Ihre Wirkung beruht auf dem Prinzip der Gegeninduktion. In der Rohrwandung wird durch das von außen wirkende Magnetfeld ein Strom induziert, dessen Wirkung das Feld im Rohr mehr oder weniger kompensiert (bei supraleitenden Rohren ist der Paramagnetismus so extrem ausgeprägt, dass sogar Gleichfelder abgeschirmt werden!). In umgekehrter Richtung geht das genau so. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert übrigens auch die Abschirmung eines Coaxialkabels!

Raylauncher

Absorption , Reflektion und Erdung

H. Lamarr @, München, Dienstag, 15.08.2006, 00:04 (vor 6584 Tagen) @ Raylauncher

Ihre Wirkung beruht auf dem Prinzip der Gegeninduktion. In der Rohrwandung wird durch das von außen wirkende Magnetfeld ein Strom induziert, dessen Wirkung das Feld im Rohr mehr oder weniger kompensiert ...

Aha, wieder was dazugelernt, danke für die Nachhilfe. Nur, wo kommt denn das von außen wirkende Magnetfeld her, mit dem dann mittelbar das innere Magnetfeld (im Rohr) so kompensiert wird, dass es nur mehr geschwächt nach draußen wirken kann?

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Absorption , Reflektion und Erdung

Raylauncher @, Dienstag, 15.08.2006, 18:02 (vor 6584 Tagen) @ H. Lamarr

Aha, wieder was dazugelernt, danke für die Nachhilfe. Nur, wo kommt denn das von außen wirkende Magnetfeld her, mit dem dann mittelbar das innere Magnetfeld (im Rohr) so kompensiert wird, dass es nur mehr geschwächt nach draußen wirken kann?

Ach Spatenpaul! Lesen Sie mein Posting aufmerksam, dann erübrigt sich Ihre Frage.

Raylauncher

Absorption , Reflektion und Erdung

H. Lamarr @, München, Dienstag, 15.08.2006, 21:54 (vor 6583 Tagen) @ Raylauncher

Aha, wieder was dazugelernt, danke für die Nachhilfe. Nur, wo kommt denn das von außen wirkende Magnetfeld her, mit dem dann mittelbar das innere Magnetfeld (im Rohr) so kompensiert wird, dass es nur mehr geschwächt nach draußen wirken kann?


Ach Spatenpaul! Lesen Sie mein Posting aufmerksam, dann erübrigt sich Ihre Frage.

Habe ich gemacht, die Frage ist aber noch immer da! Ich weiß es tatsächlich nicht :no:

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Abschirmpapier

H. Lamarr @, München, Dienstag, 22.08.2006, 23:56 (vor 6576 Tagen) @ H. Lamarr

http://idw-online.de/pages/de/news160785

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