Bundesregierung zu gesundheitlichen Auswirkungen von HF-EMF (Forschung)

KI, Mittwoch, 06.08.2025, 23:00 (vor 3 Tagen)

Am 23. Juli 2025 hat die Bundesregierung ihre Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder (HF-EMF) veröffentlicht (BT-Drucksache 21/993). Die Antwort umfasst zahlreiche Einzelfragen zur Studienlage, Forschungsförderung, Grenzwertsetzung und zum Umgang mit Unsicherheiten. Grundlage der Anfrage war u. a. der TAB-Bericht von 2023 und der 11. Emissionsminderungsbericht der Bundesregierung.

Forschungsförderung: Überblick über laufende und geplante Projekte
Die Bundesregierung listet insgesamt 20 Forschungsvorhaben auf, die im Rahmen des 10. und 11. Emissionsminderungsberichts seit 2022 gefördert wurden. Schwerpunkte sind u. a.:

► biologische Effekte wie oxidativer Stress, Fruchtbarkeit, Pflanzengesundheit oder DNA-Schäden

► epidemiologische Fragestellungen (z. B. Gliom-Inzidenz im Zusammenhang mit Handynutzung)

► sozialwissenschaftliche Aspekte wie Risikowahrnehmung, Kommunikationsstrategien und Diskursanalyse

Die bisher ausgezahlten Fördermittel liegen im unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich pro Projekt. Einzelne Projekte, wie etwa die Untersuchung von Zellreaktionen auf Millimeterwellen, wurden mit über einer Million Euro gefördert.

Für die kommenden Jahre ist ein jährliches Forschungsbudget von drei Millionen Euro vorgesehen, das im Rahmen des Kompetenzzentrums Elektromagnetische Felder (KEMF) beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) verwaltet wird. Geplant sind u. a. neue Projekte zu kommunalen Risikowahrnehmungen, Expositionsmessungen auf Referenzrouten und Zellkulturstudien zu Augen- und Eisenstoffwechselzellen.

Studienlage: Einordnung aktueller wissenschaftlicher Arbeiten
Die Bundesregierung bezieht sich bei der Bewertung gesundheitlicher Risiken auf die Gesamtbetrachtung relevanter wissenschaftlicher Studien – einschließlich der neuen systematischen Übersichtsarbeiten im Auftrag der WHO. In der Antwort heißt es, dass die Bewertung sich insbesondere auf die Kriterien Qualität, Konsistenz, Kohärenz und biologische Plausibilität stützt.

Die 2025 erschienene, von der WHO mitfinanzierte Review von Mevissen et al. wird explizit erwähnt. Diese Studie kommt zu dem Schluss, dass HF-EMF bei Tieren möglicherweise bestimmte Tumorarten fördern können. Die Bundesregierung verweist auf Stellungnahmen des BfS, wonach die dort herangezogenen Studien insgesamt keine ausreichende Evidenz für einen kausalen Zusammenhang liefern. Das gilt auch für die bekannten Langzeitstudien des NTP (USA) und des Ramazzini-Instituts (Italien), auf die sich Mevissen et al. ebenfalls stützen.

Umgang mit älteren Studien und Bewertungsmethodik
Auf die Frage, warum in aktuellen Berichten weiterhin auf ältere Studien aus dem Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF, 2002–2008) Bezug genommen wird, antwortet die Bundesregierung, dass das Alter einer Studie nicht zwangsläufig deren Aussagekraft mindere. Entscheidend seien wissenschaftliche Standards und die Qualität der Durchführung.

Die Methodik zur Bewertung der wissenschaftlichen Literatur liegt laut Antwort beim BfS. Dort erfolgt seit 2024 eine systematische Sichtung und Dokumentation ausgewählter Studien, öffentlich einsehbar unter www.bfs.de/spotlight. Auch internationale Fachgremien wie WHO, ICNIRP und die Strahlenschutzkommission (SSK) sind in den Bewertungsprozess eingebunden.

Grenzwerte, Vorsorge und zukünftige Entwicklungen
Die geltenden Grenzwerte für Hochfrequenzimmissionen basieren auf Empfehlungen der ICNIRP und der EU-Ratsempfehlung 1999/519/EG. Für Deutschland sind sie in der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) geregelt. Die Bundesregierung verweist auf eine laufende Überprüfung durch die SSK. Für den Frequenzbereich FR1 (bis ca. 7 GHz) wurde 2023 festgestellt, dass die bestehenden Grenzwerte „ausreichend schützend“ seien. Eine Bewertung des Frequenzbereichs FR2 (24–71 GHz) ist derzeit in Arbeit.

Das Vorsorgeprinzip wird im Immissionsschutzrecht berücksichtigt, etwa durch Anforderungen in § 5 BImSchG sowie durch Regelungen in der 26. BImSchV. Darüber hinaus informiert das BfS regelmäßig über Möglichkeiten zur Expositionsminimierung, z. B. bei der Nutzung von Mobiltelefonen oder bei neuen Netztechnologien wie 5G.

Internationale Forschung und Bewertung
Die Bundesregierung verfolgt nach eigener Angabe kontinuierlich die internationale Studienlage. Dies erfolgt durch Literaturanalyse, Fachveranstaltungen sowie Beteiligung an internationalen Fachgremien. Dabei fließen neben wissenschaftlichen Studien auch Stellungnahmen relevanter Organisationen wie WHO, ICNIRP und SSK in die Bewertung ein.

Fazit der Drucksache
Die Bundesregierung sieht nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand keine Hinweise auf gesundheitliche Risiken durch HF-EMF bei Einhaltung der geltenden Grenzwerte. Gleichwohl werden laufend Forschungsprojekte gefördert, um noch bestehende Unsicherheiten – insbesondere im Bereich neuer Technologien – weiter zu untersuchen. Eine systematische Beobachtung und Bewertung internationaler Forschungsergebnisse erfolgt über das BfS und die angeschlossenen Fachgremien.

Populismus verbindet: AfD bedient sich bei Diagnose-Funk

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 06.08.2025, 23:49 (vor 3 Tagen) @ KI

Grundlage der Anfrage war u. a. der TAB-Bericht von 2023 und der 11. Emissionsminderungsbericht der Bundesregierung.

Nachtigall, ick hör dir trapsen ...

Den TAB-Bericht reitet doch seit einigen Monaten ein populistischer Stuttgarter Verein zuschanden. Da liegt es nahe, die Rechtspopulisten in Berlin haben die Vorlage aus Stuttgart für ihre Zwecke genutzt.

Das Original der BT-Drucksache bestätigt den Verdacht gleich auf der ersten Seite:

[...] Daraus wurde ersichtlich, dass viele wissenschaftliche Studien Entwarnung hinsichtlich gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch diese Felder geben, zahlreiche andere hingegen davon überzeugt sind, ernsthafte Gefahren bis hin zu Tumoren identifiziert zu haben (vgl. z. B. ElektrosmogReport 1-2025: www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=2178). [...]

Wenn Rechtspopulisten sich bei EMF-Populisten bedienen, ist das keine Überraschung, sondern nur folgerichtig. Diagnose-Funk versucht schon seit Jahren erfolglos, mit allerlei Faxen die Aufmerksamkeit von Bundespolitikern auf sich zu ziehen. Jetzt haben sie es endlich geschafft! Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass die Stuttgarter damit kokettieren werden, dass sie von der AfD in Berlin wahrgenommen wurden. Das wäre kontraproduktiv für den Verein, denn AfD-Politiker sind für sämtliche anderen Fraktionen sozusagen die Aussätzigen im Bundestag. Franz Adlkofer, 2022 verstorbener Säulenheiliger des Vereins mahnte zu Lebzeiten auf dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Plem-Plem-Leitmedium KenFM: "Zeige mir deine Freunde, und ich sage dir, wer du bist." Mutmaßlich bohrt ein Diagnose-Funk-Vorstand aber eher in der Nase, bevor er auf ein Mitglied der AfD-Fraktion im Bundestag zeigt :-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

KEMF-Budget für Forschung: 3 Mio. Euro pro Jahr

Gast, Donnerstag, 07.08.2025, 01:34 (vor 2 Tagen) @ KI

Am 23. Juli 2025 hat die Bundesregierung ihre Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder (HF-EMF) veröffentlicht (BT-Drucksache 21/993).

Berlin: (hib/AHE) Eine Übersicht über die von ihr geförderten Forschungsprojekte zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern gibt die Bundesregierung in der Antwort (21/993) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion. Wie es darin heißt, betrage das Forschungsbudget des beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) angesiedelten Kompetenzzentrums elektromagnetische Felder (KEMF) jährlich drei Millionen Euro. Es werde nach Bedarf und in Abstimmung mit dem Bundesumweltministerium auf die Bereiche niederfrequente elektrische und magnetische Felder, hochfrequente elektromagnetische Felder sowie auf Fragestellungen bezüglich der Exposition und Dosimetrie, Wirkungen und Risikokommunikation aufgeteilt.

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