Schlafforscher hören nicht auf Mobilfunkgegner (Allgemein)
Noch bis heute dauert die 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) e. V., die seit 17. Oktober in Wiesbaden stattfindet.
Schlafstörungen zählen bekanntlich zum Standardrepertoire der Wehwehchen und Krankheiten, die Mobilfunkgegner nur zu gerne einer Funkfeldeinwirkung andichten. Dass ausgerechnet Schlafstörungen bei den Funkgegnern so beliebt sind ist kein Zufall, sondern schlau eingefädelt. Denn weil immer mehr Deutsche unter Schlafstörungen leiden entsteht der Eindruck, zeitgleich mit der Verbreitung des Mobilfunks habe auch das nächtliche Schäfchenzählen zugenommen. Wer leichtgläubig ist, 1000 Schäfchen oder mehr zählen muss und dann vor dem Schlafzimmerfenster auch noch die Silhouette eines Sendemasten am Nachthimmel erkennt, der geht Mobilfunkgegnern nur allzu leicht auf den Leim - und wird damit zugleich potentielles Opfer von Geschäftemachern, die einem z.B. völlig unnötige "Schutzmaßnahmen" andrehen.
Forscher sind in aller Regel nicht leichtgläubig. Deshalb gibt es gut gemachte Studien, die der Mär von der Schlafstörung infolge Elektrosmog schon vor längerem den Garaus gemacht haben. Trotzdem kursiert noch immer das Gerücht, Elektrosmog verursache Schlafstörungen.
Da ist die Jahrestagung der Schlafforscher mMn eine gute Gelegenheit der Standortbestimmung, ob sich vielleicht doch noch der eine oder andere Wissenschaftler von den subjektiven Alarmmeldungen der Anti-Mobilfunk-Vereine zu einer genaueren Betrachtung hat hinreißen lassen. Um es gleich vorweg zu nehmen, die Antwort lautet: Nein, Schlafstörungen, die angeblich von Mobilfunk verursacht werden, waren auf der diesjährigen Tagung kein Thema, kein einziger der 156 Vorträge beschäftigte sich damit.
Der Suchbegriff "Mobilfunk" führte im Hauptprogramm der Veranstaltung zu nur 1 Treffer, einem Hotline-Tarif: 60 Cent pro Minute aus den Mobilfunknetzen. Keinen Treffer brachte "Elektrosmog". Lediglich das Suchwort "elektromagnetische" (Felder) brachte 2 Treffer:
- Modulation langsamer oszillatorischer Aktivität durch schwache hochfrequente elektromagnetische Felder im Schlaf
C. Lustenberger, M. Murbach, R. Dürr, M. Schmid, N. Kuster, P. Achermann, R. Huber (Zürich/CH)
- Stimulation mit elektromagnetischen Radiofrequenz-Feldern – Schlaf und Lernen
C. Lustenberger, M. Murbach, R. Dürr, M. Schmid, N. Kuster, P. Achermann, R. Huber (Zürich/CH)
Expositionspapst Niels Kuster ist auch diesmal beteiligt, es gibt mWn keinen Wissenschaftler, der an mehr Mobilfunkstudien mitgewirkt hat, als er. 2008 wirkte er z.B. an der der berühmt-berüchtigten "Reflex"-Nachfolgestudie mit, und 2013 an einem gescheiterten Replikationsversuch der Original-"Reflex"-Studie.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –