Mobilfunk und Gesundheit (Forschung)

Doris @, Sonntag, 05.12.2010, 22:14 (vor 5084 Tagen) @ Doris

Hier gibt es einen ganz aktuellen Artikel in Hausarzt online, in dem u.a. auch der Umgang von Ärzten mit Elektrosensiblen thematisiert ist.

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An einer Aussage störe ich mich

Die INTERPHONE-Studie war die bislang weltweit größte Untersuchung zur Frage, ob die Nutzung von Mobiltelefonen zu einer Erhöhung der Inzidenz von Gehirntumoren (Gliome bzw. Meningeome) führt [6]. In dieser retrospektiven Untersuchung wurden 5190 Fälle und 7658 Kontrollen nach ihren Nutzungen von Handys gefragt, wobei die kumulative Anzahl, Dauer und der Zeitraum, ab dem die Personen ein Handy benutzt haben (bis über 10 Jahre), durch Befragungen ermittelt wurden. Das überraschende Ergebnis der 2010 veröffentlichten Studie [6] war ein im Vergleich zu den Kontrollgruppen insgesamt signifikant erniedrigtes Risiko der Handynutzer, an einem der beiden Hirntumoren zu erkranken (Abb. 2, Seite 22). Trotz dieses negativen Ergebnisses empfiehlt die WHO weitere epidemiologische Studien, auch weil die Zeit seit der flächendeckenden Einführung des Mobilfunks zu kurz ist, um eine endgültige Aussage treffen zu können. (Hervorhebung durch mich)

Dieses "überraschende Ergebnis" ohne jegliche weitere Erklärung stehen zu lassen und es als negatives Ergebnis der der Interphone Studie zu verkaufen stößt mir doch etwas sauer auf.
Dieses "überraschende Ergebnis" wird nämlich von den Alarmkritikern auch missbraucht und zwar dahingehend, dass die Studie nichts wert ist.
Dazu gab es im hese Wissenschaftsforum eine Diskussion zwischen RDW und einem Teilnehmer, der sich für Dr. Scheingraber eingesetzt hat.

So schreibt Dr. Scheingraber

Auch die Interphone-Studie sagt mir sehr viel, sie ist der Gipfel wissenschaftlicher Fehlleistung. Dass lt. Studien-Ergebnis die Nutzung von Handys dazu beiträgt, dass Tumorerkrankungen im Gehirn gebessert werden, ist eine „kabarettreife Leistung“.
Wenn in der Studie Personen, die pro Monat 2 Stunden telefonieren als „Vieltelefonierer“ eingestuft werden – das entspricht einer täglichen Handytelefondauer von rund 4 Minuten – dann ist das eine Verkennung der Realität oder absichtliche Manipulation der Studienbedingungen. Dass das Ergebnis dann: „keine Effekte“ lautet, ist die logische Folge.

RDW kritisiert in seinem Beitrag diese Aussage so...

Nun seien Sie realistisch: Wer Studienergebnisse derart falsch versteht wie Dr. Scheingraber, der braucht doch nicht ernsthaft auf qualifizierte Antworten warten. Da müsste man ja schon mit Richtigstellungen auf Unterstufenniveau beginnen. Im Original steht schließlich:
"We have no certain explanation for the overall reduced risk of brain cancer among mobile phone users in this study, although selection bias is almost certainly a contributor."

M.E. werden in diesem Beitrag bei Hausarzt online die "überraschenden Ergebnisse" als allgemeine Entwarnung missbraucht, während sie von den Alarmkritikern als Manipulation der Interphone-Studie gesehen werden. Und an beiden Vorgehensweisen störe ich mich.

Ich meine für mich es so erkannt zu haben, dass die weiterführenden Untersuchungen im Auftrag der WHO u.a. auch durch die schwachen Hinweise nach mehr als 10 Jahren Nutzung begründet sind. Und diese werden zumindest in diesem Beitrag (vielleicht gibt es da für die Ärzte was Ausführlicheres) gar nicht erwähnt. Diese Unsicherheiten, auch was Kinder und Handys betrifft, sollten m.E. in einer korrekten Ärzteaufklärung erwähnt werden.

Sehr lesenswert, was die Interpretation der Interphone Ergebnisse betrifft, ist dieses Interview mit Elizabeth Cardis, der Leiterin der Interphone Studie.

U.a. macht Sie folgende Aussage

The study is very complex and the interpretation is not clear. And we have not demonstrated conclusively that there's a risk, but I think it's really important to note that that does not mean that there's no risk.

und auch diese...

In my personal opinion, I think we have a number of elements that suggest a possible increased risk among the heaviest users, and because the heaviest users in our study are considered low users today, I think that's something of concern.

Tags:
Missbrauch, Cardis, Gehirntumor, Kontrollgruppe, Zwergenaufstand, Scheingraber


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