Interphone: Vorbereitungen zur Publikation (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 01.02.2010, 20:00 (vor 5391 Tagen)

Am 28. Januar 2010 ließ die IARC verlauten:

Statement on the distribution of embargoed material prior to the publication of the Interphone study paper

28/01/2010 -
Further to the joint IARC/UICC/CREAL statement issued simultaneously on 28 May 2009 concerning the submission of the Interphone study paper, this is to clarify the respective responsibilities in terms of communication of embargoed material to non-media interested parties.

As no single organization involved in the Interphone study has the adequate resources to organize and conduct such a complex exercise toward non-media interested parties, in an exhaustive and systematic fashion, it was decided by the Interphone Study Group, and in conformity with the Study Protocol, that the IARC Communications Group, jointly with CREAL and UICC, will communicate with international partners, including the European Commission and the World Health Organization, a maximum of 7 days ahead of publication, under embargo conditions. Communication with national interested parties will be the responsibility of the national principal investigators. These interested parties should contact the respective national scientists for more detail.


Kurz: Höchstens sieben Tage vor Publikation der Interphone-Studie bekommen EU-Kommission und WHO vorab unter dem Siegel der Verschwiegenheit die Ergebnisse zur Kenntnis. Wer sonst noch auf nationaler Ebene diese vertrauliche Vorabinformation gesteckt bekommt, liegt im Verantwortungsbereich der nationalen Studienleiter (auch oberste Strahlenschutzbehörde). Wer Interesse hat, solle sich an diese wenden. Für Deutschland müssten dies mMn J. Schüz bzw. BfS/SSK sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Interphone: Publikation am 18. Mai 2010

Doris @, Freitag, 07.05.2010, 22:23 (vor 5296 Tagen) @ H. Lamarr

Die lang erwarteten Ergebnisse der Interphone Studie werden in ein paar Tagen bekanntgegeben.

http://www.microwavenews.com/

Interessanter Artikel

Alexander Lerchl @, Dienstag, 11.05.2010, 08:08 (vor 5293 Tagen) @ Doris

Hier ist ein interessanter Artikel zu finden:

Quelle: http://www.elektrosmognews.de/news/20100510_175353.html

(Kommentar von mir am Ende)

Volltext:

Hintergrundinformationen zur Veröffentlichungs-Ankündigung der Interphone-Studie:

In dem von Louis Slesin geschriebenen Artikel „Interphone Results Due Out on May 18“ ( http://www.microwavenews.com/ ),
wird „endlich“ der 18. Mai 2010 als Termin der Veröffentlichung der Ergebnisse der „Interphone-Studie“ angekündigt, wobei darauf hingewiesen wird, dass zuerst nur die zusammengefaßten Ergebnisse zu erwarten sind, der vollständige Text dürfte in der Juni-Ausgabe des „International Journal of Epidemiology“ erscheinen.

Die vom „Internationalen Krebsforschungszentrum“ (IARC http://www.iarc.fr/ ) der WHO in Lyon koordinierte und von der EU geförderte „Interphone-Studie“ soll klären helfen, ob die häufige Nutzung von Mobilfunk-Telefonen über einen möglichst großen Zeitraum hinweg (möglichst > 10 Jahren) das Risiko erhöht, an einem Gehirn-Tumor zu erkranken. Um die erfaßten Fallzahlen zu erhöhen, konnte die Zahl der beteiligten Länder auf 13 erweitert werden, wodurch ca. 6500 an Hirntumoren Erkrankte erfaßt wurden. Im einzelnen wurden Hirnhauttumoren, Hirngewebstumoren, Hörnervtumoren und Ohrspeicheldrüsentumoren erfaßt.

Die Untersuchungsergebnisse der 13 beteiligten Ländern sollten bereits 2005 erscheinen, man konnte sich aber damals hinsichtlich der Gesamt-Bewertung der Einzelergebnisse nicht einigen, deswegen unterblieb die Veröffentlichung bis heute. D. h. 5 beteiligte Länder gaben ihre Einzel-Ergebnisse bereits nach und nach bekannt.

Weil keine gesicherten Erkenntnisse über Wirkmechanismen vorliegen, die für eine Hirntumoren auslösende Mobilfunk-Nutzung in Frage kommen, konnten keine konkreten Kausalhypothesen formuliert und in ein Studien-Design umgesetzt werden. Deswegen wurde die epidemiologische Befragungsforschung als Untersuchungsmethodik eingesetzt. Voraussetzung der Beteiligung der Betroffenen war der Ausbruch der Erkrankung und die Betroffenen berichteten, dass sie langfristig Mobilfunk-Telefone benutzten. Speziell wurde zusätzlich gefragt, ob eine Neigung zu bevorzugt einseitiger Handynutzung bestand, um zu ermitteln, ob ein Zusammenhang zwischen bevorzugter Handynutzung und der Seite des Hirntumor-Sitzes bestehen könnte. Die Untersuchungsmethodik schließt die Auswahl einer gleich großen Vergleichsgruppe von Kontrollpersonen ein, die ebenfalls ähnlich lange Mobilfunk-Telefone nutzen, bei denen aber keine Hinweise auf eine Tumor-Erkrankung vorlagen. Außerdem wurde auf weitere Ähnlichkeiten wie Geschlecht, Alter, etwaige berufliche Expositionen verschiedener Art geachtet.
Interessenten an einer gut lesbaren genaueren Beschreibung der Untersuchungen seien auf folgenden Beitrag der Schweizer Krebsliga hingewiesen:
G. Dürrenberger u. a., „Kommentar zur Interphone-Studie“, Jan. 2009; zu finden im Internet unter:
http://www.mobile-research.ethz.ch/var/kommentar_Interphone_update01.pdf

Darin wird auch der Umgang von mit der Methodik verbundenen kritischen Problemen beschrieben.
Denn die Methodik hat den Nachteil, dass man sich auf die Auskünfte der Betroffenen verlassen können muss und dass – bei erwiesenem langsamen Wachstum von Hirntumoren – nur diejenigen erfasst werden, bei denen zufällig oder auf Grund von Folgeerscheinungen die Existenz eines Tumors bereits erkannt worden ist. Außerdem werden zusätzliche Einflüsse aus der Lebensumwelt (Nahrung, Fein-Stäube, sonstige berufliche Expositionen), die sich z. B. häufig in Allergien äußern, nicht ausreichend genau genug miterfasst, um die möglichen Ursachenanteile isolieren zu können.
Deswegen sollte man an die Ergebnisse keine allzu hohen Erwartungen hinsichtlich ihrer Aussagekraft stellen. Die vorveröffentlichten Ergebnisse aus den einzelnen Länder wiesen denn auch sowohl auf „existierende Risiken“ als auch auf „keine Risiken“ hin, standen jedoch wegen zu kleiner beteiligter Fallzahlen in Frage. (Trotzdem sind solche Untersuchungen notwendig, um auf etwaige Entwicklungs-Trends aufmerksam zu werden.)

Berücksichtigt man zusätzlich, dass – nachgewiesenermaßen - die Ergebnisse und ihre Bewertung von den Interessen der Geldgeber der Forschungsmittel mitbestimmt sind, kommt eine weitere Fraglichkeits-Komponente ins Spiel. (Die Kosten stammen in diesem Fall von der EU, der Mobilfunk-Industrie (< 50%) und den an den Untersuchungen beteiligten Ländern!)

So dürfte der mit den Ergebnissen allein gelassene Laie auf die sich ausbreitende Empfehlung zurückgeworfen sein: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, also sprich: Trage selbst die Verantwortung für dein Verhalten, triff Vorsorge durch Zurückhaltung bei der Nutzung von Mobilfunk-Geräten, wie sie zunehmend von Verantwortlichen (z. B. Bundesamt für Strahlenschutz) geraten werden, oder: nimm keine Rücksicht auf deine eigene Gesundheit, beschwere dich dann aber nicht, falls sich eines Tages gesundheitliche Folgen bemerkbar machen!

Leser, die Interesse an den bereits veröffentlichten Einzelarbeiten haben, können eine Übersicht mit Internetadressen unter nachfolgendem Link finden,
http://www.hese-project.org/de/emf/Studien/StudienDiskussion/InterphoneStudie.php?lang=de&target=

Auch unter diesem nachfolgenden Link ist eine eine Übersicht zur „Interphone-Studie“ zu finden.
http://www.ralf-woelfle.de/elektrosmog/redir.html?
und darin in die Such-Datenbank „Interphone-Studie“ eingeben.

K. D. Beck
Co. Elektrosmognews.de

Kommentar von mir: Dieser Satz ist sehr aufschlussreich: "Deswegen sollte man an die Ergebnisse keine allzu hohen Erwartungen hinsichtlich ihrer Aussagekraft stellen."

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
IARC, Krebsforschungszentrum, Ohrspeicheldrüsentumor, Dürrenberger

Vorwärts Freunde, wir müssen zurück

H. Lamarr @, München, Dienstag, 11.05.2010, 10:54 (vor 5293 Tagen) @ Alexander Lerchl

Trage selbst die Verantwortung für dein Verhalten, triff Vorsorge durch Zurückhaltung bei der Nutzung von Mobilfunk-Geräten, wie sie zunehmend von Verantwortlichen (z. B. Bundesamt für Strahlenschutz) geraten werden, oder: nimm keine Rücksicht auf deine eigene Gesundheit, beschwere dich dann aber nicht, falls sich eines Tages gesundheitliche Folgen bemerkbar machen!

Für einen Kritiker-Beitrag in der Mobilfunkszene ist der Text von Herrn Beck erfreulich frei von Polemik und er verzichtet auf die übliche Blabla-Dramatik. Nur mit dem angeblich zunehmenden Rat von Verantwortlichen begibt er sich mMn ins Reich des Wunschdenkens. Die Vorsorgeempfehlungen des BfS gibt es seit eh und je - sie werden von Sendemastengegnern auch gerne fälschlich zu Warnungen hochdramatisiert - und von anderen ernst zu nehmenden Verantwortlichen sind mir keine neuen Empfehlungen dieser Art bekannt. Wie denn auch, es gibt keine besorgniserregende wissenschaftlichen Neuigkeiten, vom Munkeln und Raunen aus dem Umfeld von "Reflex" einmal abgesehen.

Kommentar von mir: Dieser Satz ist sehr aufschlussreich: "Deswegen sollte man an die Ergebnisse keine allzu hohen Erwartungen hinsichtlich ihrer Aussagekraft stellen."

Sie meinen, dass hier vorsorglich schon eine Ausfahrt gebaut wurde für den Fall, dass die Alarmierungsautobahn an einer Mauer enden sollte? Taktisch wäre dies nicht blöd, dann kann man sich unverwundet auf die Position zurückziehen: War für uns ja von vornherein klar, dass da nicht viel rauskommt. Das klingt sogar "kompetent". Und wenn die Mauer fehlt wird einfach, dann aber mit Karacho & Hurra, geradeaus weiter gefahren. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach wird Interphone beide Lager bedienen, es kommt auf die Kunst der Interpretation an, einen klaren Gewinner und Verlierer wird es mMn deshalb nicht geben.

Wegen des in den letzten Jahren infolge fallender Gebühren und Pauschaltarife völlig anderen Telefonierverhaltens der Leute, das von Interphone nicht (mehr) erfasst wurde jedoch bei einem Dosis-Wirkungs-Zusammenhang maßgebend wäre, scheint mir "Cosmos" ein ausgesprochen würdiger Nachfolger von "Interphone" zu sein. Sollte "Cosmos" keine negativen Zusammenhänge ans Licht bringen steht die Anti-Mobilfunkbewegung mMn vor dem Aus und kann sich wieder mehr ums Grasmähen oder sowas kümmern. Das dauert zwar noch ein Weilchen, erste Zwischenergebnisse soll es aber schon so um 2015 geben. Dann werden aus meiner Sicht Weichen gestellt: hopp oder top.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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Publikation der Interphone Ergebnisse

Doris @, Dienstag, 11.05.2010, 17:29 (vor 5292 Tagen) @ Alexander Lerchl

Hier ist ein interessanter Artikel zu finden:

Im neuen WIK-Brief 7/2010 steht u.a. zu der angekündigten Publikation.

Laut „Microwave News“ wird die jetzt angekündigte Publikation jedoch nur die Ergebnisse zu Hirntumoren beinhalten, nicht die zu Hörnerv-Tumoren und zu Ohrspeicheldrüsenkrebs, zu denen im Rahmen der Studie ebenfalls Daten erhoben und analysiert wurden.

Der Originaltext bei Microwavenews lautet

But, the paper to be released on the 18th will only address brain tumors, not acoustic neuromas or parotid gland tumors. Work on those parts of the project stopped years ago, as did efforts to use location data to see whether the tumors are in the cell phones' radiation plume (see "Much Remains To Be Done"). Some believe that these analyses may never be completed. "It appears unlikely that the Interphone investigators will work together to finish the rest of what was supposed to be done," Joe Bowman of U.S. NIOSH in Cincinnati told Microwave News, "It would be a crime if that happened, so I hope I'm wrong." Bowman is on the exposure assessment team for the Interphone project. (Quelle)

Tags:
WIK, Ohrspeicheldrüsenkrebs

Interphone ./. Cosmos

H. Lamarr @, München, Dienstag, 11.05.2010, 23:53 (vor 5292 Tagen) @ Doris

"It would be a crime if that happened, so I hope I'm wrong."

Verstehe ich nicht, wieso er da ein "Verbrechen" sieht. Wenn die Daten dazu im Abschlussbericht fehlen lassen sich doch relativ einfach die Daten der einzelnen Länderstudien heranziehen.

Ich für meinen Teil habe "Interphone" sowieso schon weitgehend abgehakt, mir will nicht so recht einleuchten, wieso aus der Zusammenfassung der Einzelstudien nun plötzlich dramatische Erkenntnisse resultieren sollen, die in den Einzelstudien nicht erkennbar waren.

Deshalb spechte ich schon auf "Cosmos", die sind mit der haarscharfen Expositionserfassung durch die Power-Level-Auskünfte (Sendeleistungsaufzeichnungen) der Betreiber mMn das beste, was bislang gemacht wurde. Verstehen Sie? Die Basisstationen "sagen" ja den Handys fortwährend, mit welcher Leistung sie senden sollen, damit die Verbindung erhalten bleibt. Diese Werte, die von den Betreibern bereit gestellt in die Cosmos-Studie einfließen, sind ein sehr genaues Abbild der Funkbelastung eines Studien-Teilnehmers, besser/genauer geht's nicht (bei Interphone wurde derartiges nicht erfasst, da wurde nur grob die Anzahl der Telefonate abgeschätzt). Dazu noch die große Anzahl der Teilnehmer und die lange Laufzeit - da sag' ich: Adios Interphone, Willkommen Cosmos. Schade, dass ausgerechnet die Deutschen da nicht mitmachen.

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Interphone-Abschlussbericht besteht aus zwei Teilen

H. Lamarr @, München, Montag, 17.05.2010, 16:55 (vor 5287 Tagen) @ Doris

Der Originaltext bei Microwavenews lautet

But, the paper to be released on the 18th will only address brain tumors, not acoustic neuromas or parotid gland tumors. Work on those parts of the project stopped years ago, as did efforts to use location data to see whether the tumors are in the cell phones' radiation plume (see "Much Remains To Be Done"). Some believe that these analyses may never be completed. "It appears unlikely that the Interphone investigators will work together to finish the rest of what was supposed to be done," Joe Bowman of U.S. NIOSH in Cincinnati told Microwave News, "It would be a crime if that happened, so I hope I'm wrong." Bowman is on the exposure assessment team for the Interphone project. (Quelle)

Das angebliche Verbrechen (crime), das Joe Bowman im Text oben befürchtet, ist jetzt tatsächlich eingetreten: Die heute durchgesickerten Ergebnisse von Interphone-Total gelten allein den Hirntumoren und nicht den beiden anderen Tumorarten. Kriminell ist dies dennoch nicht, denn wie J. Schüz von der Interphone Study Group auf Anfrage mitteilte, werden die fehlenden Auswertungen nicht gezielt unterdrückt, sondern lediglich separat (später) publiziert.

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