Stellungnahme des BfS zur "Naila-Mobilfunkstudie" (Forschung)
KlaKla, Montag, 11.10.2004, 09:24 (vor 7331 Tagen)
Bei der Studie handelt es sich um eine statistische Auswertung von Patientenunterlagen einer Nailaer Ärztegruppe. Die Studie ist in keiner wissenschaftlichen Zeitschrift publi-ziert. Als Bewertungsgrundlage dienten die Folien des Vortrags, der am 21.07.2004 von der Ärztegruppe auf der Bürgerversammlung in Naila gehalten und von der Stadt Naila der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde, und ein 6-seitiger Zwischenbericht vom 27.07.2004. Zusätzlich liegt ein Schreiben von Herrn Prof. Frentzel-Beyme (Uni Bremen) an den Bürgermeister von Naila vor, in dem er der Studie eine ausreichende Qualität bescheinigt und darauf verweist , dass dies nur eine Pilotstudie sei. Er fordert aber, die Ergebnisse in einer neuen unabhängigen Studie zu reproduzieren und die Basisstation vorsorglich sofort abzuschalten.
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Meine Meinungsäußerung
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Naila-Studie, Eger
Stellungnahme der ödp
KlaKla, Montag, 25.10.2004, 11:43 (vor 7317 Tagen) @ KlaKla
bearbeitet von KlaKla, Mittwoch, 24.11.2004, 08:02
Kommentar der ödp zur Stellungnahme des Bfs zur Studie Naila
1.Das Bundesamt kritisiert, dass die Altersstruktur, das Geschlecht und andere mögliche Gründe für Krebs wie Rauchen und Alkoholmissbrauch nicht erfasst wurden. In der Studie spielt dies jedoch keine Rolle. Die Altersstruktur wurde in der Studie berücksichtigt. Rauchen und Alkohol führen zu sehr spezifischen Krebslokalisationen, die hier nicht beobachtet wurden. (Vgl. die Präsentation am 21. 7. 2004 in Naila.) Wichtiger ist, dass durch die Einteilung in eine Nahzone und eine Fernzone für diese beiden Bereiche genau dieselbe Bevölkerungsstruktur vorhanden ist. So wurde bei dieser Studie in idealer Weise ein Vergleichsgebiet für die Berechnung des relativen Risikos gefunden.
2.Das Bundesamt kritisiert, dass möglicherweise viele Personen nicht erfasst worden seien oder manche doppelt. Man könne nicht ausschließen, dass auf diese Weise die Statistik verfälscht worden sei. Wie oben bemerkt wurde, versorgen jedoch in Naila die genannten Hausärzte einen ungewöhnlich hohen Bevölkerungsanteil. Gerade diese Tatsache macht die Studie so wertvoll. Außerdem liegen hier (in anonymisierter Form) eine Fülle von Informationen über die Patienten vor, wie sie wohl bei keiner anderen Studie bekannt sind. Hier geht also die Kritik des Bundesamts völlig ins Leere.
3.Es ist richtig, dass bei der Vorstellung der Studie am 21. Juli keine Messdaten für die Strahlenbelastung der Patienten vorlag. Eine genaue Dosis-Wirkungsbeziehung ist so nicht möglich. Für eine erste Darstellung der Ergebnisse ist die Einteilung in Abstände kleiner bzw. größer 400 m jedoch sinnvoll, wenn man die Größe der Funkzelle und die baulichen Gegebenheiten beachtet.
4.Das Bundesamt kritisiert die statistische Auswertung: Es hätte damit Recht, wenn in der Nah- und der Fernzone verschiedene Bevölkerungsstrukturen vorhanden wären, wenn z.B. in der Nahzone wesentlich mehr Raucher oder viel ältere Menschen wohnen würden. Wie bereits erwähnt, ist das nicht der Fall. Daher ist die statistische Auswertung hier sinnvoll und in der wissenschaftlichen Literatur für solche Fälle üblich. Im übrigen werden alle nötigen Daten für die Anwendung anderer statistischer Verfahren angegeben. Daher kann Jeder, der dies wünscht, ein statistisches Verfahren seiner Wahl benutzen.
5. Das Bundesamt irrt, wenn es behauptet, Ergebnisse bisher durchgeführter epidemiologischer Studien zu HF-EMF zeigen keine belastbare Evidenz für ein erhöhtes Krebsrisiko. Solche belastbare Evidenz wurde jedoch in ganz verschiedenen Bereichen unterhalb (z.B. bei militärischen Radarstationen) und oberhalb (z.B. bei Rundfunk- und Fernsehsendern) der hier betrachteten Wel-lenlängen gefunden.
6. Falsch ist auch die Behauptung des Bundesamts, derzeit gäbe es keine plausible Erklärung für einen zugrundeliegenden biologischen Wirkungsmechanismus. Tatsächlich gibt es mehrere davon, die sich allein auf die Veränderung der DNA beziehen. Welcher davon hier dominierend ist, ist sicher eine interessante und wichtige Fragestellung. Aber in diesem Zusammenhang ist das bedeu-tungslos. Auf keinen Fall ist es aber seriös, deshalb die Richtigkeit der Daten aus Naila anzuzwei-feln.
Das Bayerische Umweltministerium weiß um Naila. Wir fordern eine groß angelegte Kontrolle des Gesundheitszustandes der zunehmend strahlenexponierten Bevölkerung mit großen epidemiologischen Studien. Nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen kann eine Kausalität der Mikrowellen zur Krebspromotion nicht mehr ausgeschlossen werden.
Landwirte haben gewaltige Probleme mit Ihren Tieren, wenn diese rund um die Uhr bestrahlt werden. Das Bayerische Umweltministerium hat dies kontrolliert, dokumentiert und an-schließend unter Verschluss gehalten.
Die Hinweise auf Gesundheitsschäden durch Mobilfunk, DECT, WLAN und digitales Fernsehen verdichten sich immer mehr. Daher kann man nicht mehr davon ausgehen, dass die Deutschen Grenzwerte einen sicheren Schutz bieten.
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Meine Meinungsäußerung
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ödp, Naila, Pressemitteilung
Kpl. Pilotstudie Naila
KlaKla, Freitag, 12.11.2004, 19:31 (vor 7298 Tagen) @ KlaKla
bearbeitet von KlaKla, Mittwoch, 24.11.2004, 08:08
Die kpl. Pilotstudie "Naila Studie" ist nunmehr
in der Zeitschrift umwelt-medizingesellschaft Ausgabe 4/2004 (umg 4/04) veröffentlicht.
Bezugspreis 8,00 Euro zzgl. 1 Euro Versand
Bestellung über:
im Internet: www.umwelt-medizin-gesellschaft.de
per Mail: info@umg-verlag
per Post/Fax/Telefon: UMG Verlag, Fedelhören 88, 28203 Bremen
tel: 0421/498 42 51 fax: 0421/4978 42 52
Einfluss der räumlichen Nähe von Mobilfunksendeanlagen auf die Krebsinzidenz
Autoren: Horst Eger, Klaus Uwe Hagen, Birgitt Lucas, Peter Vogel, Helmut Voit
Zusammenfassung der Veröffentlichung:
"Im Anschluss an die durch den rasanten Anstieg der drahtlosen Telephonie in den letzten Jahren bedingte Zunahme der Zahl von Mobilfunksendeanlagen in oder in unmittelbarer Nähe von Wohn-gebieten erfolgte die Aufforderung des Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, an alle Ärzte, aktiv an der Abschätzung des Risikos durch Mobilfunkstrahlung mitzuarbeiten. Das Ziel dieser Untersuchung war daher, zu prüfen, ob Anwohner in der Nähe von Mobilfunksende-anlagen einem erhöhten Risiko für Neuerkrankungen an bösartigen Tumoren ausgesetzt sind. Daten-grundlagen waren PC-gespeicherte und mit den Krankenkassen abgerechnete Patientenunterlagen der Jahre 1994 bis 2004. In die ohne Fremdmittel erstellte Studie wurden Angaben von knapp 1.000 Patienten aus Naila unter Wahrung des Datenschutzes aufgenommen. Als Ergebnis zeigte sich, dass der Anteil von neu aufgetretenen Krebsfällen bei den Patienten, die während der letzten zehn Jahren in einem Abstand bis zu 400 Meter um die seit 1993 betriebene Mobilfunksendanlage gewohnt hatten, gegenüber weiter entfernt lebenden Patienten signifikant höher war und die Patienten in durchschnittlich jüngerem Alter erkrankt waren. Für die Jahre 1999 bis 2004 - also nach fünf und mehr Jahren Betriebszeit des Senders - hatte sich das Malignomrisiko für die näher an der Sendesta-tion lebende Bevölkerungsgruppe im Vergleich mit der Gruppe im Nailaer Außenbereich verdrei-facht."
Kommentar:
Sehr empfehlenswert!
Alfred Tittmann
c/o HESSISCHER LANDESVERBAND MOBILFUNKSENDERFREIE WOHNGEBIETE e.V.
Tags:
Geschäft, Seilschaft, Naila-Studie, Eger, Umwelt-Medizin-Gesellschaft, Glaubenskrieger, Tittmann, UMG
Radiobeitrag: Was leistet die sog. Naila-Studie?
KlaKla, Dienstag, 23.11.2004, 15:29 (vor 7288 Tagen) @ KlaKla
MOBILFUNK - Was leistet die sog. Naila-Studie? Von Martin Schramm
BAYERISCHER RUNDFUNK - Redaktion Wissenschaft/Hörfunk
in: IQ - WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Sendedatum: 19.11.2004, ab 18.06 Uhr (Programm Bayern2Radio)
Wiederholung:
In: Aus Wissenschaft und Technik
Sendedatum: 21.11.2004, ab 13.35 Uhr (Bayern5 aktuell)
Sind Anwohner in der Nähe von Mobilfunksendeanlagen einem erhöhten Risiko für Neuerkrankungen an bösartigen Tumoren ausgesetzt? Das hatte ein Ärzteteam in Naila untersucht. Die Ärzte verglichen die Daten von knapp 1000 Patienten über eine Zeitraum von 10 Jahren. Das Ergebnis: die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs sei im 400-Meter-Umkreis eines Mobilfunk-Senders deutlich erhöht. Selten sorgte eine Studie für so viel Aufsehen wie die sogenannte Naila-Mobilfunk-Studie. Seit Monaten geistert sie durch die Medien - doch kaum jemand bekam sie je zu Gesicht. Inzwischen ist die Studie publiziert. In der Zeitschrift "Umwelt, Medizin,Gesellschaft", die vom Ökologischen Ärztebund herausgegeben wird.
Gesprächspartner:
Prof. Dr. Rainer Frentzel-Beyme, Abteilungsleiter am Zentrum für Umweltforschung der Bremer Universität
HD Dr. Joachim Schüz, Institut für Med. Biometrie, Epdemiologie
und Informatik, Johannes Gutenberg Universität
Manuskript
Anmoderation: Eine Mobilfunk-Studie aus Oberfranken hat im Sommer viel Staub aufgewirbelt. Ein Ärzte-Team aus Naila bei Hof hatte zehn Jahre lang tausend Patienten untersucht und erklärt, die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs sei in 400 Meter Umkreis eines Mobilfunksenders deutlich erhöht. Wer die Studie überprüfen wollte, bekam sie allerdings nicht zu sehen, selbst Bundesumweltminister Jürgen Trittin nicht. Alles was Fachwelt und Politik zu Gesicht bekam, war eine dürre Folienpräsentation. Inzwischen aber ist die Studie publiziert in der Zeitschrift 'Umwelt, Medizin, Gesellschaft' herausgegeben vom Ökologischen Ärztebund'.
Martin Schramm bilanziert: Der Befund aus Naila schien eindeutig und alarmierend. Doch was nun auf sieben Seiten Papier erschienen ist, birgt eher Zweifel an Methodik und Aussagekraft:
Kritik und Störquellen
Die Hauptkritik: die tatsächliche Strahlenbelastung der Patienten wurde nicht gemessen.
Für Joachim Schüz, Epidemiologe an der Uni Mainz, ein entscheidendes Manko:
Joachim Schüz (O-Ton): "Es ist so, dass man hier eine Methodik gewählt hat, mit der es auch sehr schwierig ist, zu belastbaren Ergebnissen zu kommen. Das heißt, viele Personen, die eigentlich dicht dran wohnen, sind in Wirklichkeit keinen höheren Feldern ausgesetzt; dafür gibt es allerdings auch Personen im weiteren Umkreis, die im Gegensatz dazu höheren Feldern ausgesetzt sind, z.B. durch Fernsehen, Radio, durch innerhäusliche Quellen, - wie auch das Schnurlostelefon. Und deshalb ist es unheimlich schwer zu beurteilen, was man eigentlich mit dieser Aufteilung - 400 Meter dicht dran an einer Basisstation, bzw. mehr als 400 Meter entfernt - wirklich misst."
Weitere Kritik: Mögliche Störgrößen wurden nicht berücksichtigt. Rauchen, falsche Ernährung, Übergewicht und Beruf. Waren diese Faktoren im Innen- und Außenbereich wirklich gleich oder kam es zu Verzerrungen?
Hinweise oder Beweise
Die Naila-Studie kann bestenfalls Indizien liefern, dass Mobilfunk möglicherweise das Krebsrisiko erhöht. Das betont auch Prof. Rainer Frenzel-Beyme. Er ist Abteilungsleiter am Zentrum für Umweltforschung der Uni Bremen und unterstützt die Studie.
Prof. Frenzel-Beyme (O-Ton): "So wie die Studie angelegt wurde, kann sie es natürlich nicht beweisen. Sie kann nur sagen: hier ist eine offene Frage und das hängt möglicherweise mit dem Mobilfunkmast zusammen, weil der der einzige Risikofaktor im Moment in dieser Studie, die wir erhoben haben, ist. Man kann alles wegdiskutieren, wenn man will. Das kann man! Und das ist mir eben auch aufgefallen. Leute, die eben nicht wollen, dass es einen Zusammenhang gibt, die finden natürlich immer Kritikpunkte. Und andere, die diesen Zusammenhang suchen, dass er bestätigt wird, die sagen sich auch: na jetzt haben wir ja solch eine Studie. Das scheint ja doch was dran zu sein."
Martin Schramm: Nur, das möglicherweise ein Risiko besteht, ist wirklich nicht neu. Ob elektromagnetische Felder Krebs auslösen, wird längst untersucht. Für Wissenschaftler wie Joachim Schüz spielt die Naila-Studie daher eine untergeordnete Rolle.
Joachim Schüz (O-Ton): "Das heißt, wenn man mal die Aussagekraft von Naila jetzt betrachtet, - eine Studie, die allein statistisch orientiert ist und das mit einer Expositionsabschätzung, von der man letztendlich nicht belastbar sagen kann, was gemacht wurde, spielte bei einer Gesamtbewertung eigentlich keine große Rolle. Selbst wenn man mutmaßt, dass Krebserkrankung mit Mobilfunk zusammenhängt, gibt es da eine Reihe anderer Studien, die deutlich bedenklicherer Natur sind."
Martin Schramm: Gefragt ist eine ganze Kaskade an Studien, die sich ergänzen. Vor allem auch Tier- und Zellversuche. Im Oktober 2000 startete dazu eines der weltweit wohl größten Forschungsvorhaben: die sogenannte Interphone-Studie', koordiniert von der WHO. Dort will man klären, ob die regelmäßige Handy-Nutzung das Risiko erhöht, an einem Gehirntumor zu erkranken. Ergebnisse werden in einem halben Jahr erwartet.
Wissenschaft und Frust
Schnelle, einfache Antworten liefern die Mobilfunk-Studien bisher also nicht. Und am Ende ist die Suche nach der Wahrheit nicht nur für viele Normalbürger anstrengend. Sie ist auch für Wissenschaftler ein hartes Geschäft.
Joachim Schüz (O-Ton): " Also diese Frustration der Bevölkerung, die teilen wir auch als Wissenschaftler zum Teil. Denn Uns wäre es natürlich auch lieber, wenn wir mit unseren Studien nicht immer neue Fragen aufwerfen, sondern auch Fragen mal beantworten können. Weil immer, wenn man dachte, man hat jetzt ein Risiko gefasst, es wieder Studienergebnisse gab, die den früheren widersprochen haben. Und eigentlich kann man der Bevölkerung nur empfehlen, die Ruhe zu bewahren. Denn bisher spricht die biologische Evidenz eher dagegen, dass es zu einem Anstieg des Krebsrisikos kommt. Aber mehr Entwarnung als das, also einen Nullbeweis, den kann die Wissenschaft sowieso nicht liefern."
- Ende -
Copyright: Bayerischer Rundfunk
Nutzung ohne weiterer Genehmigung des BR nur zu privaten Zwecken zulässig
Eingestellt durch Klaus Klawitter. Geschrieben von jemanden, der nicht genannt werden möchte. Vielen Dank für die Mühe!
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Meine Meinungsäußerung
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Seilschaft, Naila-Studie, Eger, Frentzel-Beyme, Verbandszeitschrift, UMG