Newsletter des DMF (Allgemein)

Doris @, Freitag, 05.09.2008, 11:08 (vor 5832 Tagen)

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Einfluss der Mobilfunkfelder auf die Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke von Labornagern (in vivo)

Fazit

Eine einzelne 2-stündige Exposition (GSM oder UMTS) erhöhte nicht die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Albumin und induzierte keine „Dunklen Neuronen“. Es wurden auch keine vorübergehenden oder erst mit zeitlicher Verzögerung sichtbaren Schäden gesetzt. Allerdings fand sich direkt nach UMTS-Befeldung mit 13 W/kg in allen untersuchten Gehirnbereichen Z1-Z3 eine signifikante Verminderung der Durchlässigkeit der BHS für Albumin. Ein nachteiliger Effekt auf die Integrität der Blut-Hirn-Schranke oder auf Nervenzellen war insgesamt nicht erkennbar, weder für GSM noch für UMTS. Die Ergebnisse von Salford et al. (2003) werden nicht gestützt.

Unmittelbar nach Beendigung der 4-wöchigen wiederholten Exposition wurde weder eine Induktion von „Dunklen Neuronen“ festgestellt, noch trat ein erhöhter Albumindurchtritt auf (Ausnahme ein einzelner Wert bei 0.26 W/kg, der nach 50 Tagen nicht mehr vorhanden war). Diese Ergebnisse fügen sich in eine Reihe aktueller Studien wie Finnie et al. (2002, 2006), Kuribayashi et al. (2005) Cosquer et al. (2005), Kumlin et al. (2007) Masuda et al. (2007) ein, die keinen Einfluss einer – auch chronischen – Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks auf die Blut-Hirn-Schranke finden.

In der vorliegenden Studie trat der konsistenteste Effekt bezüglich einer erhöhten Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Albumin unter GSM-Exposition beim höchsten SAR Wert von 13 W/kg, 50 Tage nach Beendigung der Exposition auf. Er führte zu einer Erhöhung der Zahl der Albumin-Übertritte („Albumin spots“) von ca. 1 in scheinexponierten Tieren auf durchschnittlich 2 - 3 spots in exponierten Tieren (alle untersuchten Bereiche). Die höchste Zahl der in den exponierten Tieren gefundenen Spots lag noch in der Größenordnung der maximal in den Käfigkontrollen auftretenden Spot-Zahlen. Es handelt sich also auch hier nicht um einen starken Effekt. Die Autoren sprechen die Möglichkeit an, dass die bei diesem Signaltyp (GSM, duty cycle 1/8, SAR 13 W/kg) im Experiment auftretenden maximalen Peakwerte die Schwelle für das Auftreten thermoelastischer Wellen (der bekannte Effekt des „Mikrowellen-Hörens“) für die Ratte überschreiten könnten. Dieser Punkt könnte ggf. im Rahmen einer dosimetrischen Studie genauer abgeklärt werden, auch um Ergebnisse aus Experimenten mit Labornagern hinsichtlich ihrer Aussagekraft für die Exposition von Menschen durch leistungsstarke Endgeräte besser einordnen zu können.

Unter keinem der untersuchten Szenarien zeigte sich ein plausibler Zusammenhang zwischen Expositionshöhe und Effekt. Die Autoren der Studie messen dem erhöhten Albuminübertritt bei GSM, 13 W/kg, 50 Tage nach Beendigung der Exposition die höchste Relevanz bei, v. a. wegen des konsistenten Auftretens über alle untersuchten Hirnareale. Dem wäre prinzipiell zuzustimmen, allerdings gälte dieselbe Begründung dann auch für die Verminderung der Albumin-Durchlässigkeit sofort nach der einmaligen, 2-stündigen UMTS-Exposition von 13 W/kg. Auch hier sind alle drei untersuchten Zonen betroffen. Die Annahme eines einmal unverzüglich nach einer 2-stündigen Exposition auftretenden „protektiven“, die Albumindurchlässigkeit vermindernden Effekts bei UMTS und einem erstmals zeitverzögert 50 Tage nach Absetzen der Exposition auftretenden, die Albumindurchlässigkeit erhöhenden Effekts bei GSM entbehrt jedoch der biologischen Plausibilität. Zwar wäre durchaus vorstellbar, dass eine Schwächung der Blut-Hirn-Schranke erst nach wiederholter Exposition auftritt, und/oder der erhöhte Albuminübertritt erst nach einer gewissen Zeit der Akkumulation im Gewebe nachweisbar wird. Beides müsste aber in vorliegenden Studien, v. a. unter Langzeitexposition sichtbar werden, was jedoch nicht der Fall ist.

Die Autoren kommen insgesamt zu dem Schluss, dass physio-pathologische Konsequenzen der HF-Exposition durch GSM-1800 und UMTS bis zu 13 W/kg auf die Blut-Hirn-Schranke im untersuchten System unwahrscheinlich sind. Diese Einschätzung wird geteilt.

Hier gibt es eine
Zusammenfassung der Autoren in deutscher Sprache

Der letzte Satz ist - auch wenn er nichts am Ergebnis ändert - interessant.

... Weiter zeigten Berechnungen, dass der maximale SAR-Wert in der Peripherie von Rattenhirnen ungefähr das Doppelte dieses Werts, d. h. 26 W/kg beträgt. Die Übertragung auf den Menschen ergibt einen 10g-SAR-Wert von ca. 50 W/kg,
was viel mehr ist, als die Expositionsgrenze von 2 W/kg SAR-Wert 10 gr., aber doppelt so niedrig liegt, wie die von der ICNIRP als kritisch definierte Auswirkungsgrenze.

Tags:
, DMF, Blut-Hirn-Schranke


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