ödp-Richtungsstreit: Gegen Handys oder Masten? (Allgemein)
Folgende Meldung wurde am 20. Oktober auf der Website der Bundes-ödp von ödp-Mitglied Heidrun Schall eingestellt und namentlich gekennzeichnet. Bereits einen Tag später hatte die Meldung ihre Halbwertszeit erreicht, denn schon am Nachmittag des 22. Oktober wurde sie ohne Angabe von Gründen auf Anweisung des Bundesvorsitzenden stillschweigend von der Website entfernt. Wir haben deshalb Mobilfunk-Experten der ödp eingeladen, mit uns öffentlich darüber zu diskutieren, was an der Meldung gut oder schlecht und falsch oder richtig ist.
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ÖDP Meldung Mobilfunk Allgemein II / Okt. 2007
Mobilfunk Allgemein
Handy mit Personendosimeter
Mit Sendemasten bekämpfen Mobilfunkkritiker ein Ziel, von dem nicht die größte Gefahr ausgeht. Viel riskanter ist der intensive Gebrauch von Handys über Jahre hinweg. Dies ist keine Mutmaßung mehr, sondern aktueller Stand wissenschaftlicher Forschung. Fleißigen Handynutzern drohen Spätfolgen in Gestalt von Kopftumoren, die Hinweise darauf verdichten sich. Um gezielt Vorsorge zu betreiben, müssten Handynutzer ihr persönliches Strahlenbelastungsprofil kennen. Technisch wäre dies problemlos machbar.
Seit es die Mobilfunktechnik gibt, sind wir Menschen einer zunehmenden und vor allem "unkontrollierten" Strahlendosis ausgesetzt. Die von der Öffentlichkeit am stärksten wahrgenommene Strahlenquelle sind Mobilfunk-Basisstationen, von denen es in Deutschland etwa 71 000* gibt. Aber auch Handys, W-LAN und DECT bewirken Strahlung, die, weil sie körpernah erzeugt wird, auf Menschen erheblich intensiver einwirkt als die Strahlung von Mobilfunk-Basisstationen. Und tatsächlich verdichten sich seit etwa zwei Jahren die wissenschaftlichen Hinweise auf Langzeitschäden durch Handynutzung, wer über 10 Jahre hinweg täglich sein Handy nutzt, den erwartet gegenwärtig ein etwa 30 % höheres Risiko, einen Kopftumor zu bekommen. Bevorzugt auf der Kopfseite, an die das Handy gehalten wird. Die Risikoverteilung Handy/Basisstation zu Lasten des Handys lässt sich auch in einer realitätsnahen Modellrechnung eindrucksvoll darlegen:
Sie können sich rd. 2 1/2 Jahre lang Tag für Tag in 100 m Abstand zu einer städtischen Mobilfunk-Basisstation aufhalten. Ihr Kopf nimmt in dieser Zeit nicht mehr Energie auf wie bei einem einzigen 45-Minuten-Gespräch mit einem schon ziemlich strahlungsarmen Handy!
Mit Mobilfunk-Sendemasten wird schlicht das falsche Ziel zuerst bekämpft, weil graue Sendemasten viel bedrohlicher wirken als die vermeintlich harmlosen Handys. Wenn vom Mobilfunk eine Gesundheitsgefahr ausgeht, dann zuerst von den Handys. Wird dies von der Forschung weiterhin bestätigt, können die Untersuchungen immer noch auf die Sendemasten ausgedehnt werden, um auch dort auf Nummer sicher zu gehen.
Entscheidend für jeden Handynutzer ist, wie stark sein Kopf auf Dauer durch die Funkstrahlung des Handys belastet wird. Je schwächer diese Belastung desto kleiner ist das Risiko, später einen Kopftumor zu bekommen. Da man aber bis heute im Alltag nicht feststellen kann, wie viel Strahlung (Energie) vom Kopf eines Handynutzers aufgrund seiner Telefonate aufgenommen wird, müsste die Politik die Betreiber/Handyhersteller in die Pflicht nehmen. Denn technisch wäre es mit relativ geringem Aufwand möglich, dass jedes Handy die Funktion eines Personendosimeters erfüllt und seinem Besitzer die über die Zeit aufsummierte Strahlenbelastung anzeigt. Jeder kann dann selber entscheiden, ob er aus Gründen der Vorsorge bei Erreichen seines individuell festgesetzten Strahlenkontingents weniger telefoniert oder auch mal aufs Festnetz ausweicht.
In der Monatsabrechnung eines Betreibers/Providers könnte verpflichtend nicht nur die Dauer von Handytelefonaten ausgewiesen, sondern zusätzlich aufgeschlüsselt werden, mit welcher der 14 Power-Level-Stufen (PL-Stufen = Sendeleistungsstufen) wie lange telefoniert wurde. Je höher die Sendeleistung während eines Telefonats, desto ungünstiger. Alternativ könnte am Handy-Display ein Balken die z.B. über eine Woche oder einen Monat aufsummierte Strahlenbelastung visualisieren. Bei Telefonaten mit hoher Sendeleistung würde die Länge des Balkens schneller zunehmen als bei geringer Sendeleistung. Die erforderlichen Informationen dafür können mit geringem Aufwand von der Sendeleistungssteuerung eines Handys abgegriffen werden.
Mobilfunk-Teilnehmer können auf diese Weise in Echtzeit ein persönliches Belastungsprofil erkennen, und dieses im Falle von Gesundheitsschäden möglicherweise als Nachweis vorbringen. Dies setzt freilich voraus, dass Betreiber/Provider durch politische Maßnahmen erst einmal zur Bereitstellung der Belastungsprofile verpflichtet werden.
Zusatzvorteil: Die Forschung könnte anhand vieler solcher Belastungsprofile deutlich genauere Aussagen treffen über mögliche Zusammenhänge zwischen der Intensität der Belastung und gesundheitlichen Problemen der Teilnehmer. Datenschutzrechtliche Probleme sollten sich hierbei lösen lassen.
* Zahl aus dem Jahr 2004
Weitere Forderungen von Mobilfunkkritiker
Unabhängige Forschung
Haftungsfont für Mobilfunkindustrie
ödp Mitglied Heidrun Schall
20.10.2007
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –