Fünf gute Gründe, regelmässig sein Handy abzuschalten (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 23.12.2022, 19:42 (vor 866 Tagen)

Was es auch war, vor vielen Jahren, es mögen zehn sein, zog sich Elisabeth Buchs, "elektrosensible" Vorständin des Vereins Gigaherz aus dem Gigaherz-Forum zurück. Seither postet sie dort nur noch gelegentlich unter ihrem Klarnamen. Am 22. Dezember war es wieder einmal soweit. Aufregendes hatte Buchs allerdings nicht mitzuteilen, sondern nur fünf gute Gründe – erbeutet auf der Website Utopia, regelmäßig sein Handy abzuschalten.

Was Frau Buchs an den fünf Gründen so eindrucksvoll findet bleibt rätselhaft, denn aus meiner Sicht ist keiner der Gründe wirklich überzeugend und frei von leisen Zweifeln an der Wirksamkeit. Ich fände es auch schön, würde es sich schneller herumsprechen, dass Strom sich nicht sparen lässt wie Geld im Sparschwein, sondern bestenfalls einsparen lässt.

Nach Tipp 5 habe ich dann aber über das abschließende Fazit des Autors nicht schlecht gestaunt:

Handy ausschalten in der Nacht sorgt also für viele Dinge gleichzeitig: Du senkst deine persönliche Strahlenbelastung und auch die aller anderen Menschen in der Funkzelle. [...]

Wahrscheinlich hat der Autor mit dieser Behauptung sogar grundsätzlich recht, denn wenn ein Smartphone nachts zum Leben erwacht und z.B. eine WhatsApp-Nachricht oder SMS empfängt, muss die beteiligte Basisstation zur Übertragung der Nachricht (kurz) auf Sendung gehen. Dies betrifft dann alle Personen im Wirkbereich der Funkzelle, egal ob mit oder ohne Smartphone. Nehmen wir an, besagte Nachricht/SMS bestünde inkl. Signalisierung aus 10'000 bit und würde von einer 5G-Basisstation mit einer Datenrate von 1 Gbit/s an das Smartphone auf unserem Nachttisch geliefert. Um diese Nachricht abzusetzen wäre die Sendeantenne der Basisstation 10 µs (Mikrosekunden) in Betrieb. Das ist verdammt kurz, der Wimpernschlag eines Menschen (150 ms) dauert 15'000-mal länger.

Womit ich sagen möchte: Die Behauptung des Autors ist aus meiner Sicht theoretisch zutreffend, im Alltag jedoch völlig unbedeutend. So wie ein dicker Mensch theoretisch eine höhere Massenanziehung hat als ein dünner Mensch, die Differenz jedoch unmessbar klein ist.

Nun kann man das kleine Rechenbeispiel mit mehr als einem Smartphone rechnen und mit längeren Nachrichten, bis eine nennenswerte Sendedauer der Basisstation herauskommt. Und dann? Dann passiert noch immer nichts, denn in aller Welt dürfen Basisstationen nur mit soviel Leistung und Dauer senden, dass die Grenzwerte sicher eingehalten werden und kein friedlicher Schläfer unbemerkt "verstrahlt" wird. Ergo bin ich dem Autor des Utopia-Artikels auf den Leim gegangen, indem ich mir als Entgegnung das Rechenbeispiel oben ausdachte. Zu viel Mühe. Es hätte schon genügt darauf hinzuweisen, dass bei Einhaltung der Grenzwerte weder einem Schläfer mit Smartphone auf dem Nachttisch noch den Personen in der relevanten Funkzelle ein gesundheitliches Risiko droht.

Tipp: Wer unter Funkwellenphobie leidet, kommt auch mit einem eingeschalteten "Light-Phone" auf dem Nachttisch gut durch die Nacht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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