Neuseeland: Handynutzung ohne Folgen für Gliom-Inzidenz (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 15.08.2022, 13:35 (vor 1003 Tagen)

[image]Auf Neuseeland suchten Elwood et al. nach einer Bestätigung der Hypothese, die Nutzung von Mobiltelefonen würde mit einer höheren Erkankungsrate an Hirntumoren wie Gliome bestraft. Den stärksten Zuwachs an Mobiltelefonnutzern verzeichnete Neuseeland zwischen 1990 und 2006. Die Inzidenzraten für Gliome stiegen im Beobachtungszeitraum von 1995 bis 2020 jedoch nicht steil an, sondern nahmen geringfügig ab (Grafik). Die Autoren schlussfolgern: Kein Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Mobiltelefonen und dem Risiko, sich den bösartigsten aller Hirntumoren einzufangen. Auch nicht, wenn Mobiltelefone über viele Jahre hinweg genutzt werden. Die Studie wird in der Oktober-Ausgabe 2022 der Fachzeitschrift Cancer Epidemiology veröffentlicht.

Paper (online): Trends in brain cancers (glioma) in New Zealand from 1995 to 2020, with reference to mobile phone use

Abstract

Hintergrund: Einige Fall-Kontroll-Studien deuten auf ein deutlich erhöhtes Risiko für Gliome in Verbindung mit der Nutzung von Mobiltelefonen hin; diese Risiken würden zu einem Anstieg der Inzidenz im Laufe der Zeit führen.
Methoden: Die vom nationalen Krebsregister Neuseelands erfassten Inzidenzraten für Gliome von 1995 bis 2020, aufgeschlüsselt nach Alter, Geschlecht und Ort, wurden bewertet und Trends analysiert. Die Telefonnutzung basierte auf Umfragen.
Ergebnisse: In diesen 25 Jahren traten 6677 Gliome auf, was einer altersstandardisierten Rate (WHO-Weltstandard) von 6,04 bei Männern und 3,95 bei Frauen pro 100 000 entspricht. Die Nutzung von Mobiltelefonen nahm seit 1990 rasch zu und erreichte ab etwa 2000 mehr als 50 % der Bevölkerung und ab 2006 fast die gesamte Bevölkerung. Die Inzidenz von Gliomen im Alter von 10 bis 69 Jahren ist in den letzten 25 Jahren, in denen die Nutzung von Mobiltelefonen fast universell geworden ist, leicht zurückgegangen. Die Raten in den Hirnregionen, die am häufigsten mit Hochfrequenzenergie behandelt werden, sind ebenfalls leicht zurückgegangen. Die Raten im Alter von 80 Jahren und darüber haben zugenommen.
Schlussfolgerung: Es gibt keinen Hinweis auf einen Anstieg im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen. Diese Ergebnisse ähneln denen in Australien und in vielen anderen Ländern. Die Zunahme der gemeldeten Inzidenz im Alter von über 80 Jahren ist mit der in anderen Ländern beobachteten vergleichbar und steht im Einklang mit besseren Diagnosemethoden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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