Mobilfunkdebatte: Ein außergerwöhnlicher Medienbeitrag (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 01.01.2022, 18:16 (vor 1232 Tagen)

Im Laufe der Jahre habe ich bestimmt ein paar tausend Medienbeiträge anlässlich der schier endlosen Mobilfunkdebatte gelesen. Dieser aber ist außergewöhnlich. Inhaltlich geht es darum, warum sich die Wissenschaften so schwer damit tun, zum "Gesundheitsrisiko Mobilfunk" eine verbindliche Bewertung auszusprechen. Der Artikel von Julia Belluz erschien auf vox.com (nicht zu verwechseln mit Fox News), ist, weil vom November 2018, nicht mehr ganz taufrisch und in englisch, lässt sich nach einer Automatenübersetzung jedoch ausreichend gut auch auf deutsch lesen. Das Besondere daran ist: Die Autorin hat einen munteren Schreibstil, vermittelt nützliches Wissen, hat sich enorm viel Mühe mit eigener Recherche gegeben und es ist ihrem Text nicht anzumerken, wie sie selbst zum "Risiko Mobilfunk" steht.

Aus meiner Sicht ein vorbildlicher Artikel, der trotz seines Umfangs von A bis Z spannend bleibt. Schade, dass es von dieser Sorte in der Mobilfunkdebatte nur so wenige gibt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Mobilfunkdebatte: Ein außergerwöhnlicher Medienbeitrag

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.01.2022, 13:46 (vor 1231 Tagen) @ H. Lamarr

Das Besondere daran ist: Die Autorin hat einen munteren Schreibstil, vermittelt nützliches Wissen, hat sich enorm viel Mühe mit eigener Recherche gegeben und es ist ihrem Text nicht anzumerken, wie sie selbst zum "Risiko Mobilfunk" steht.

Und hier ein typisches Gegenbeispiel: 5G is finally here – but is it safe?. Die Autorin hat sich wenig Mühe gegeben und bezieht ihr Wissen ausschließlich von Suchmaschinen. Diese Bequemlichkeit führte sie ersichtlich aufs Glatteis, denn im Oktober 2019 schreibt sie unbekümmert:

[...] MOBI-KIDS was a five-year study, completed in 2016. The research focused on the connection between radiofrequency energy from communication technologies, including cellphones and brain cancer in children and adolescents.

It was an international, multi-center study involving 14 countries. Before releasing the complete results to the public they must be peer-reviewed. You can find a summary of the study here. [...]

Die Autorin vertraute darauf, dass es schon stimmen werde, was sie in der Forschungsdatenbank der EU über Mobi-Kids fand. Ein Irrtum, wie sich hier und dort nachlesen lässt.

Was niemanden interessiert: Für Privatpersonen mag eine oberflächliche Recherche eine lässliche Sünde sein, denn sie desinformieren sich damit in erster Linie nur selbst. An Multiplikatoren aber sind höhere Anforderungen zu stellen. Wer dies missachtet verbreitet Desinformation wie Falschgeld und wälzt die Verantwortung für sein Tun auf andere ab, die gefälligst selbst darüber entscheiden sollen, ob sie eine Nachricht als wahr einstufen oder als unwahr. Dummerweise fehlt uns allen dafür die Qualifikation, dies kompetent zu tun, sobald wir uns auf fachfremdes Terrain begeben. Faktenchecker, die uns die Entscheidung abnehmen, haben deshalb Hochkonjunktur. Doch was, wenn sich Desinformanten als Faktenchecker ausgeben? Sei es nur, um die Faktencheckbranche in Verruf zu bringen. Information wie Müll mühsam sammeln und trennen halte ich deshalb für die zweitbeste Idee, besser wäre am Anfang der Verteilungskette die strafbewehrte Müllvermeidung, wie auch immer dies in der Praxis zu bewerkstelligen ist.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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