Kontaminiertes Gedächtnis: Wenn Erinnerungen täuschen (Forschung)
Ein Schwachpunkt epidemiologischer Studien, die sich auf das Erinnerungsvermögen der Studienteilnehmer stützen, wie dies bei Lennart Hardells EMF-Krebsstudien der Fall ist, sind verfälschte Gedächtnisleistungen. Fehlerhafte Studien lassen sich verschmerzen, irrtümlich wegen falscher Zeugenaussagen Hingerichtete aber bleiben tot.
Charles Don Flores wartet auf seine Hinrichtung. Seit mehr als 20 Jahren sitzt er wegen Mordes im Gefängnis, nachdem eine Augenzeugin ihn vor einem Gericht in Texas als Täter identifizierte. In der ersten und zweiten Gegenüberstellung hatte sie ihn allerdings nicht erkannt. Sein Fall sei nur ein Beispiel für viele ähnliche Fehlurteile, mahnt ein Forschungsteam aus den USA. Nur die erste Gegenüberstellung zähle – danach sei das Gedächtnis kontaminiert. Im Fall von Charles Don Flores sprächen die Aussagen der Zeugin deshalb für seine Unschuld.
Über diese mögliche Kontamination will die Gruppe um den Psychologen John Wixted von der University of California, darunter die bekannte Gedächtnisforscherin Elizabeth Loftus, nun aufklären. Im Mittelpunkt steht die Gegenüberstellung, ein Verfahren, das Laien vor allem aus US-Krimiserien kennen: Die Ermittler mischen den Verdächtigen unter mehrere unbeteiligte Personen, mit denen er wesentliche Merkmale wie die ethnische Herkunft teilt. Mal stehen die Personen in einer Reihe hinter einem Einwegfenster, mal werden nur Fotos von ihnen vorgelegt. Das Opfer oder ein Augenzeuge soll sagen, ob er in einer der Personen den Täter wiedererkennt. weiter ...
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –