5G-Standorte von Swisscom: Ist Geiz geil? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 09.06.2021, 00:16 (vor 1440 Tagen)

Ein Schweizer SVP-Nationalrat stellte vor dem Hintergrund der Vollzugsempfehlung für adaptive 5G-Antennen in der jüngsten Fragestunde des Nationalrats die Frage:

Teilt der Bundesrat die Einschätzung, dass die Strahlung pro Swisscom-Antennenstandort verzehnfacht werden soll, weil die Swisscom die Zahl der Antennenstandorte - und damit die Mietkosten - möglichst tief halten will?

Was für eine Frage!

► Die Vollzugsempfehlung erlaubt keine Verzehnfachung der Strahlung, sondern maximal (abhängig von der Anzahl der Elementarantennen in einer adaptiven Antenne) eine Verzehnfachung der effektiven Strahlungsleistung ERP. Daraus resultiert maximal und zudem befristet eine Zunahme der elektrischen Feldstärke (Strahlung) um Faktor 3,16 (√10) über den geltenden Anlagegrenzwert hinaus.
► Die maximal zulässige Überschreitung des Anlagegrenzwerts ist so befristet, dass über ein Mittelungsintervall von sechs Minuten hinweg der Anlagegrenzwert nicht überschritten wird. Droht eine Überschreitung, wird die ERP situationsbezogen so weit reduziert, dass es zu keiner Überschreitung kommt.
► Die Vollzugsempfehlung gilt für alle Schweizer Mobilfunknetzbetreiber, nicht allein für Swisscom.
► Die maximale Verzehnfachung der ERP ist allein bei adaptiven Antennen (3,5 GHz) zulässig und dem Umstand geschuldet, dass diese Antennen nicht ständig in eine Richtung strahlen wie herkömmliche Modelle, sondern den Funkstrahl gezielt auf (mobile) Teilnehmer ausrichten.
► Als Wirtschaftsunternehmen ist Swisscom wie jeder Mobilfunknetzbetreiber selbstverständlich daran interessiert, die Anzahl der Antennenstandorte möglichst klein zu halten. Wahrscheinlich aber hat Swisscom bereits seit LTE ausreichend viele Standorte, um auch eine gute 5G-Kapazitätsversorgung im 3,5-GHz-Band anbieten zu können. In Deutschland hat der gegenwärtige Bestand an Antennenstandorten 1 Jahr nach Ende der 5G-Auktion nur minimal von 72'925 auf 73'650 zugenommen. Noch 2018 wurde ohne viel Sachverstand gemunkelt, Deutschland benötige für die Vollversorgung der Bevölkerung mit 3,6-GHz-5G etwa 800'000 5G-Funkmasten (entspricht etwa 266'000 Standorten).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

5G-Standorte von Swisscom: Ist Geiz geil?

Gustav, Mittwoch, 09.06.2021, 18:53 (vor 1439 Tagen) @ H. Lamarr

Solche Anfragen irritieren mich schon ein wenig wenn sie von der SVP kommen, normalerweise ist diese Partei für freie Marktwirtschaft.

Von Thomas Aeschi kennen wir sonst solche Aktionen: https://www.watson.ch/imgdb/4c0e/Qx,A,0,0,6790,4527,2829,1886,1131,754/7814468725416879

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