Wissenschaftsladen Bonn: Beihilfe zur EMF-Panikmache (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 06.05.2011, 00:22 (vor 4935 Tagen)

Programmhinweis zu einer Radio-Sendung des Deutschlandfunks:

Ausschalten hilft
Elektrosmog am Arbeitsplatz
Von Iris Riedel

Acht Stunden am Tag hinter dem Schreibtisch zu verbringen, ist für viele Menschen Alltag. Nicht wenige klagen über unbestimmte Symptome wie Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen oder Schlafprobleme. Eine Ursache dafür könnte Elektrosmog sein.

Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/verbrauchertipp/1445978/

Kommentar: Das ist ein mMn völlig misslungener "Verbrauchertipp" des Deutschlandfunks. Ich unterstelle Klaus Trost von der Mess- und Beratungsstelle Elektrosmog beim Bonner Wissenschaftsladen nicht mal böse Absicht, aber seine Empfehlungen empfinde ich als deplatziert. Er bedient damit lediglich die altbekannten Klischees und Angstszenarien, als ob er einem Baubiologenverband in die Hände spielen wollte. Das ist mMn keine Aufklärung, die er da betreibt, sondern er leistet Beihilfe zur Verbreitung diffuser und objektiv betrachtet völlig unnötiger Elektrosmogängste. Das hat etwas Esoterisches, was mMn bei einem "Wissenschaftsladen" nichts zu suchen hat. Warum es anscheinend aber doch so ist könnte hieran liegen: "Wir finanzieren unsere Arbeit im Wesentlichen durch Informations-, Mess- und Beratungs-Dienstleistungen, durch Kurse, Seminare und Vorträge des Bildungszentrums sowie durch Drittmittel-Projekte." Wenn ich keine weißen Mäuse sehe, müsste dies als Interessenkonflikt zu werten sein: Je heftiger das Volk eingeredeter EMF-Gefahren wegen schwitzt, desto größer ist der oben mit Unterstreichung markierte Bedarf an Dienstleistungen. Es dürfte daher wenig erfolgreich sein, den Wissenschaftsladen Bonn um mehr Objektivität und weniger Esoterik im Geschäftsbereich "Elektrosmog" zu ersuchen.

Vor echten Risiken warnen geht fraglos in Ordnung, vor baubiologisch identifizierten Schein-Risiken so zu warnen, als ob diese real seien, halte ich jedoch für ausgesprochen schädlich. Aus Sendungen wie die des DLF rekrutieren sich die 30 % "Besorgten", die das BfS bei seinen Befragungen nach Elektrosmog-Ängsten in schöner Regelmäßigkeit zur Begeisterung aller E-Smog-Nutznießer findet. Die Entwicklung steuert auf das klassische Henne-Ei-Problem zu: Irgendwann wird niemand mehr wissen, ob zuerst die überzeugten E-Smog-Kranken da waren und dann die Berichterstattung darüber einsetzte, oder ob es genau umgekehrt war. Unter dem beliebten weil so schön risikolosen Deckmantel der fürsorglichen "Vorsorge" lassen sich dann hervorragend Geschäfte machen, bei denen der Kunde irrtümlich glaubt die Vorsorge gelte ihm - und nicht dem Auftragseingang des fürsorglichen Dienstleisters :wink:.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Wissenschaftsladen Bonn


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