Philosophie der Dummheit (Allgemein)
Bringt Dummheit uns in Gefahr durch mutwillige Ignoranz? Oder ist sie einfach menschlich und hat moralisch sogar gute Seiten? Philosophin Petra Gehring und Psychiaterin Heidi Kastner diskutieren das vermeintlich simple Thema ziemlich kontrovers und wem dabei gelegentlich Assoziationen mit Lautsprechern der Anti-Mobilfunk-Szene durchs Hirn huschen, dem ergeht es wie mir, was vielleicht aber ein Erwartungsfehler ist.
Dummheit hat für die Philosophin und die Psychiaterin weder mit eingeschränkten geistigen Fähigkeiten etwas zu tun noch mit mangelnder Bildung. Nach Kastners Auffassung ist Dummheit "eine der größten Bedrohungen, denen wir gegenüberstehen." Denn Dummheit ist für sie eine Form "bewusster Ignoranz", die zu gravierenden Fehlentscheidungen führen kann. Besonders eklatant zeige sich das an der Klimakrise. Diese Haltung fällt für Kastner unter den Begriff einer "malignen" – also "bösartigen" und potenziell tödlichen – Dummheit, die auf die Bedürfnisse anderer keinerlei Rücksicht nimmt: "Es geht ja nicht nur um die Folgen für mich, es geht ja auch um die Folgen für größere Systeme. Und genau diese Form von maligner Dummheit hat das größte Schädigungspotenzial überhaupt." "Geht in euch", rät Kastner Betroffenen, "und bleibt dort."
Problematisch sei nicht eine angebliche Unfähigkeit, vernünftige Entscheidungen zu treffen, sondern der Unwille, sich dafür gut zu informieren und gründlich nachzudenken, meint auch Petra Gehring. Sie sagt: "Probleme wirft Dummheit auf, wenn es sich um Gedankenfaulheit handelt, Bequemlichkeit dahintersteckt oder gar Borniertheit, Rechthaberei, Unbelehrbarkeit, Oberflächlichkeit, Arroganz."
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –