Webinar vom 1. Juli 2020: 90 vergeudete Minuten (Allgemein)
Wer eine Märchenstunde erleben wollte, musste nur an diesem Webinar als Zuschauer teilnehmen. Angeblich sollen dies rd. 300 Personen getan haben. Ein Moderator verteilte die Bälle an drei Mobilfunkgegner, ausnahmslos selbsternannte Experten, welche die "Diskussionsrunde" bildeten. Klar, dass eine Diskussion unter diesen Umständen gar nicht aufkommen konnte, die drei pflichteten sich ersatzweise gegenseitig bei. Kein einziger beruflich mit dem Thema befasster echter Experte war zugegen. So wurde denn auch behauptet, um nicht zu sagen gelogen, was das Zeug hält. Ex-Richter Budzinski tischte beispielsweise unter Berufung auf das BfS unbelehrbar wieder das Märchen von den 25'000 in Deutschland umherirrenden "Elektrosensiblen" auf. Seit 2012 erzählt der Mann diesen Blödsinn. Das ätzt deshalb so schlimm, weil das BfS dieses Märchen schon 2015 klar dementiert hat.
Auf die Ruheständler Budzinski und Buchner möchte ich nicht weiter eingehen, die beiden zogen vom Leder, wie es von ihnen zu erwarten war. Da weiß ich gar nicht, wo ich mit der Kritik anfangen soll. Zudem sind einige der vorgetragenen schrägen Behauptungen bereits hier im Forum unters Messer gekommen.
Enttäuschend war für mich der Journalist Harald Schumann, der sich offensichtlich nicht mehr unvoreingenommen zum Gegenstand seiner Recherche äußern kann und einigen Icnirp-Mitgliedern vorwirft, dieses säßen auch in thematisch verwandten Behördengremien, z.B. der schwedischen Strahlenschutzkommission. Schumann erkennt darin eine Unterwanderung. Doch soviel ich weiß, werden Icnirp-Mitglieder in andere Gremien berufen. Mutmaßlich der Fachkompetenz wegen, die ihnen auch zur Berufung in Icnirp verholfen hat, und weil es solche Leute nicht wie Sand am Meer gibt. Wer ist nun der Unterwanderung schuldig: Das Gremium, das einen Icnirpler beruft, der Icnirpler, der sich berufen lässt, beide oder keiner?
Alles in allem war Schumann für mich von den drei Gegnern immerhin derjenige, der sich mit wahnwitzigen Behauptungen am stärksten zurückhielt. Schumann hat das stellenweise groteske Geschwafel seiner beiden Mitstreiter 1:1 und in voller Länge mitbekommen, Hoffnung, dies könnte ihn zur Besinnung bringen, auf was er sich eingelassen hat, hege ich nicht. Zu überzeugt scheint er von dem zu sein, was er im Dunstkreis der Anti-Mobilfunk-Szene recherchiert hat. Wie realitätsfern Schumann ist, erkennt man an seinem Aufruf an die Bevölkerung, zu zeigen, wie Icnirp Behörden unterwandert habe. Dazu müsste bei Bürgerversammlungen lediglich ein kompetenter Mobilfunkgegner gegen einen Vertreter des BfS antreten. Wovon Harald Schumann nachts wohl träumen mag? Mobilfunkgegner gibt es reichlich, das Problem ist, er/sie müsste kompetent sein. Sollte ich jemals ein solches Exemplar sichten, seit 18 Jahren halte ich vergeblich Ausschau, gebe ich sofort Bescheid. Versprochen.
Zu Wort gekommen bin ich in dem Webinar trotz Wortmeldung nicht. Direkt konnten Zuschauer sowieso keine Fragen stellen, sondern der Moderator verlas ausgewählte. Dieses Prozedere "Bürgerdialog" zu nennen halte ich für maßlos übertrieben. Auch an einer Mikro-Umfrage konnten die Zuschauer zuhause teilnehmen, gefragt wurde, wie besorgt man wegen 5G ist. Das wertlose Ergebnis kann sich in Anbetracht der Zielgruppe jeder denken (ich meine unbesorgt waren nur zwei Prozent der Teilnehmer).
Anfangs hatte ich erhebliche Schwierigkeiten den Ton zum Laufen zu bringen, die ersten 10 Minuten gingen bei mir deshalb tonlos über die Bühne. Ursache der Ton-Blockade war eine Dialogbox, mit der man entscheiden konnte, ob man telefonisch oder via PC mitmischen will. Nur, diese Dialogbox war bei mir am Bildschirm nicht zu sehen, weil Bildfenster des Webinar-Veranstalters sie restlos verdeckten.
Das Webinar wurde aufgezeichnet, morgen sollen alle Zuschauer via Mail einen Link bekommen, um die Veranstaltung mit anderen zu teilen. Weil ich das Gesehene für eine schlimme Märchenstunde aus der Requisitenkammer unbelehrbarer Mobilfunkgegner halte, will ich morgen entscheiden, ob ich den Link teilen oder besser entsorgen werde.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Ralle,
18.06.2020, 23:49
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H. Lamarr,
19.06.2020, 01:19
- Journalist statt das Original - KlaKla, 19.06.2020, 15:10
- Webinar statt Hinterzimmer einer Wirtschaft -
KlaKla,
19.06.2020, 09:38
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H. Lamarr,
19.06.2020, 01:19