Stiftungen für "unabhängige Wissenschaft" (Allgemein)
Im Vorfeld der Gründung der Stiftung Verum (1992) findet sich eine entwaffnend ehrliche Begründung, warum die Tabakindustrie diese Stiftung gegründet hat:
Ernst Brückner, seinerzeit Geschäftsführender Direktor des Verbandes der Cigarettenindustrie, führte bei einer Vorstandssitzung im Oktober 1990 als Grund für die Veränderung der organisatorischen Struktur des Forschungsrates Rauchen und Gesundheit (Sekretär: Franz Adlkofer) folgendes an:
... die Mitglieder des jetzigen Forschungsrates mannigfachen Anfeindungen sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Politik und Verwaltung ausgesetzt seien ... und deshalb seien sie alle der festen Überzeugung, daß nur ein Stiftungsmodell ihnen die optische Unabhängigkeit gewähre, derer sie bedürfen. (Quelle)
Heute heißt es auf der Website der Stiftung Verum (Auszug):
VERUM - Stiftung für Verhalten und Umwelt - wurde 1992 in der Rechtsform einer öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in München errichtet. Das Grundstockvermögen beträgt 4,1 Millionen Euro.
Die Stiftung [...] konnte in den ersten zehn Jahren mit großzügigen Zuwendungen des Stifters mehr als einhundert Forschungsvorhaben fördern und zahlreiche wissenschaftliche Tagungen und Kongresse mit Zuschüssen unterstützen. Seit 2003 verfügt die Stiftung jedoch nur noch über die Erträge aus dem Grundstockvermögen, so dass die direkte Förderung stark eingeschränkt werden musste.[...] Es wurden vier Projekte gefördert und erfolgreich abgeschlossen.
Der dramatische Einbruch der Aktivitäten der Stiftung Verum von mehr als 100 Projekten auf nur noch vier passierte just zu dem Zeitpunkt (2003), da die berühmt-berüchtigte Wiener "Reflex"-Studie (Koordinator: Franz Adlkofer) fertiggestellt und zur Veröffentlichung eingereicht war. Das Interesse der Tabakindustrie an Verum erlosch also exakt zeitgleich mit der Fertigstellung dieser "Reflex"-Studie! Ich sehe darin einen weiteren Beleg für den lange gehegten Verdacht, das "Reflex"-Forschungsprojekt sei ein verdecktes Projekt der Tabakindustrie, um mit Ablenkungsforschung Politik und Öffentlichkeit von den Risiken des Rauchens abzulenken.
Etwa sechs Jahre später (2009) gründete Franz Adlkofer die Stiftung Pandora, über die es auf der Website heißt: Stiftungszweck ist die Förderung freier und unabhängiger Wissenschaft und Forschung als Gegengewicht zur Forschung, die von den Interessen des Staates und der Wirtschaft dominiert ist.
Kommentar: Hauptsache die "Optik" stimmt. Die Stiftung Pandora fördert meiner Beobachtung nach nicht freie und unabhängige Wissenschaft und Forschung, sondern alles, was speziell Mobilfunk in ein schlechtes Licht rückt. Bekannte Empfänger für Geldzuwendungen der Stiftung Pandora sind der Schwede Lennart Hardell und der Finne Dariusz Leszczynski.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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