Schwachpunkt (I): Geburtenziffer der Schweiz steigt (Allgemein)
In dem sogenannten Brennpunkt von Diagnose-Funk sind zahlreiche Schwachpunkte enthalten.
In dem Papier heißt es:
Jedes fünfte Paar in der Schweiz ist heute ungewollt kinderlos und die Statistik geht davon aus, dass 7% aller Männer im Laufe ihres Lebens mit dem Problem der ungewollten Kinderlosigkeit konfrontiert sind. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die durchschnittliche Spermienzahl um mehr als ein Drittel abgenommen. Gleichzeitig haben sich Spermienfunktionen (Anzahl, Beweglichkeit, Form von Spermien in der Samenflüssigkeit), die für die erfolgreiche Befruchtung entscheidend sind, dramatisch verschlechtert.
Aha.
Der Verein sieht anscheinend den Fortbestand der Schweizer Bevölkerung wegen Zeugungsunfähigkeit in Gefahr. Doch wenn es um die Fruchtbarkeit so furchtbar schlecht bestellt ist, dachte ich mir, müsste sich dies ja zumindest ansatzweise in der Geburtenziffer der Schweiz niederschlagen. Die Geburtenziffer nennt die Anzahl der Lebendgeburten eines Jahres bezogen auf 1000 Einwohner. Je höher der Wert, umso mehr haben die Klapperstörche zu tun.
Also habe ich mich beim Schweizer Bundesamt für Statistik umgesehen und anhand der gefundenen Daten die folgende Grafik gebastelt:
Gut zu erkennen sind die Ausläufer des "Pillenknicks" in den 70-er Jahren. Danach tut sich aber nicht mehr allzu viel. Insbesondere mag der Kurvenverlauf ab 1992 (Einführung des GSM-Mobilfunks) in keiner Weise die These stützen, Mobilfunk sei am Aussterben der Schweizer schuld. Noch bis 2001 fiel die Geburtenziffer, möglicherweise weil die Eidgenossen und -genossinnen lieber mit dem Handy spielten, doch seit 2002 nehmen die Geburten in der Schweiz wieder zu. Und dies, obwohl um 2004 das UMTS-Netz übers Land gespannt wurde, dann das Polycom-Netz (Tetrapol) und jüngst das LTE-Netz. Gar nicht zu reden von dem starken Anstieg der Handy-Nutzungsdauer seit 2002.
Nicht auszudenken was passiert wäre, hätte die Menschheit die Anti-Baby-Pille gleichzeitig mit dem Mobilfunk für Jedermann geschenkt bekommen. Hätte es damals Diagnose-Funk gegeben, sie würden es vermutlich nicht bei einem "Brennpunkt" blassen haben, sondern wären, wegen "erdrückender Beweislage", dem Weltsicherheitsrat mit einer Alarmmeldung nach der anderen auf die Nerven gegangen.
Mir ist durchaus klar, Fertilität und Geburtenziffer dürfen nicht einfach gleich gesetzt werden. Dennoch sehe ich in der weitgehend konstanten Geburtenziffer eine ziemlich deutlich Absage an die Behauptung des Vereins Diagnose-Funk, die Nutzung von Mobilfunk würde mit Unfruchtbarkeit erkauft. Besonders die Trendumkehr im Jahr 2002 widerspricht dem mMn selbst dann deutlich, wenn in Betracht gezogen wird, die Geburtenziffer unterliege mehr Einflussgrößen als nur der Fruchtbarkeit.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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