Einfluss der Handynutzung auf die Fruchtbarkeit von Männern (Allgemein)
Ein heißes Thema und zwei Standpunkte, wie sie gegensätzlicher nicht sein können. Auf der einen Seite der überzeugte Mobilfunkgegner Dr. Mutter, der mit der Behandlung von "Elektrosensiblen" einen Teil seines Lebensunterhalts bestreitet, und auf der anderen Seite das Bundesamt für Strahlenschutz, das keine kommerziellen Interessen verfolgt, und deshalb neutral urteilen kann.
Dr. med. Joachim Mutter verkündet in seinem sogenannten Positions-Papier "Der Stand der Forschung zur Mobilfunkstrahlung" (PDF) anlässlich der Anhörung im Bayrischen Landtag (5.7.2012):
"Eindeutige Studienlage im Bereich Spermienschädigung
Zur Schädigung der Spermien ist die Studienlage eindeutig. Von den Zellschädigungsmechanismen, die hier in vielen Studien festgestellt wurden (Oxidativer Stress, DNA – Schädigungen), lässt sich auf das gesamte Schädigungspotential der nicht-ionisierenden Strahlung schließen. Das ECOLOG –Institut hat mit seiner Metastudie den gesamten deutschen Strahlenschutz in Bedrängnis gebracht, deshalb schweigt er dazu."
Von wegen "eindeutige Studienlage"! Das Bundesamt für Strahlenschutz sieht die Sachlage völlig anders (Stand: 28.10.2010), nämlich so:
"Eine Gesamtbewertung der vorliegenden Studien zeigt, dass es keinen gravierenden Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Hoden und Spermien gibt, sondern höchstens geringfügige Schwankungen einzelner physiologischer Parameter. Um die verbliebenen Unsicherheiten zu klären, wurden in mehreren Vorhaben des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms Langzeiteffekte, u.a. auf reproduktive Eigenschaften von männlichen und weiblichen Labornagern über mehrere Generationen hinweg unter dem Einfluss von GSM und UMTS untersucht. Dabei wurde bei Ganzkörperexpositionen im Bereich von 0,08 – 1,3 W/kg kein Einfluss auf Fortpflanzung und Entwicklung gefunden.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass mehrfach ein Zusammenhang zwischen Handynutzung und reduzierter männlicher Fruchtbarkeit beschrieben wurde, es wurde aber nicht unterschieden, ob es sich um den Einfluss der Lebensweise oder der elektromagnetischen Felder handelt. In vitro Experimente deuten nur auf einen thermischen Einfluss oberhalb der Grenzwerte hin. Tierexperimente zeigen in Abhängigkeit von der Studienqualität teilweise widersprüchliche Ergebnisse, insgesamt aber keinen gesundheitlich relevanten Einfluss elektromagnetischer Felder auf die Fruchtbarkeit. Da die beschriebenen Beobachtungen nicht abschließend geklärt sind, empfiehlt die WHO in der Research Agenda 2010 weitere Forschung auf diesem Gebiet, allerdings nicht mit einer hohen Priorität."
Hintergrund
Die erwähnte Ecolog-Studie zu Fertilitätsstörungen, die nicht allein Dr. Mutter in Verzückung stürzte, sie wird von dem norddeutschen Institut selbst weitaus weniger dramatisch gesehen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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H. Lamarr,
07.09.2012, 00:46
- Ein ausbaufähiger Markt - Lilith, 07.09.2012, 09:35
- Elektromagnetische Felder und das Fortpflanzungssystem - ths, 07.09.2012, 11:53
- GSMA-Positionspapier zu Handy und Fertilität des Mannes - Gast, 29.09.2012, 23:40