Warum das Mastenschieben kontraproduktiv ist (Allgemein)
Fast alle Bürgerinitiativen (BI) wollen immer nur das eine: Den geplanten Masten möglichst weit weg von der eigenen Behausung schieben. Verständlich, nachdem auf einschlägigen Seiten ja nachzulesen ist, dass mit dem näher rücken eines Masten Pest & Cholera einher gehen. Doch die Rechnung geht nicht auf, sie ist sogar kontraproduktiv, also zum Schaden der Anwohner. Warum dies so ist, macht folgende Grafik deutlich, die exemplarisch zeigt, wie sich mit wachsendem Abstand zu einem Sendemasten einerseits dessen Feldstärke verringert (schwarze Kurve), andererseits aber der SAR-Wert von Handys erhöht (blaue Kurve):
Bildquelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Bei diesem Beispiel, es kann je nach Situation durchaus auch anders gelagerte Fälle geben wobei die Grundaussage jedoch immer gleich bleibt, bei diesem Beispiel also ist der optimale Abstand zu einem Sendemasten bei 100 bis 200 Meter. Wird der Abstand z.B. durch Betreiben einer BI nun auf 600 Meter oder mehr vergrößert, ändert dies an der Funkbelastung durch den Sendemasten nur sehr wenig. Dafür steigt aber die Funkbelastung beim telefonieren mit einem Handy sehr stark an, da das Handy mit wachsendem Abstand zum Mobilfunkmasten der Basisstation die Sendeleistung hoch regeln muss, damit die Verbindung nicht abreißt.
Wer also Mobilfunkmasten vor die Tore der Stadt schiebt, wird mit einer bescheidenen Reduzierung der Dauerbefeldung durch den Masten belohnt. Die Zeche aber zahlen alle, die ein Handy haben und es auch benutzen. Zwar gibt es nach dem gestern publizierten Interphone-Abschlussbericht keine konkreten Hinweise, dass Handys Kopftumoren bewirken können, aber es muss ja nicht gleich das Schlimmste eintreten. Bis auf weiteres kann es daher nicht schaden, vorsorglich die Funkfeldeinwirkung bei Handys gering zu halten. Das einfachste Mittel dafür ist, Masten in Wohngebieten zu dulden, denn die Angst vor ihnen ist faktisch nicht begründbar und mMn nur dem dumpfen Unbehagen geschuldet, das von interessierter Seite mit einer endlosen Folge von Horrormeldungen und Gruselgeschichten am Leben erhalten wird.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –