Rhein-Zeitung entdeckt "elektrosensiblen" Hammer (Elektrosensibilität)
Eigentlich wollte die Rhein-Zeitung mit einem Artikel über die Leiden des Christoph Conrad, ein Hammer aus Fleisch und Blut, ab 19. August 2019 ein bisschen Umsatz machen. Der Erlös war mitten im Sommerloch aber wohl eher bescheiden. So bekam der "Elektrosensiblen"-Verein "Weiße Zone Rhön" schon jetzt die Erlaubnis, den herzzerreißenden Artikel, der meiner Einschätzung nach sämtliche Tugenden seriösen Journalismus' vermissen lässt, auf seiner Website unentgeltlich anzubieten.
Die Story ist die übliche Fallschilderung eines "Elektrosensiblen", wie man sie seit Waldmann-Selsams berühmt-berüchtigter Kasuistikensammlung haufenweise kennt. Ein Arzt will Herrn Conrad sein Leiden bestätigt haben, auch das kennen wir ja schon zur Genüge. Eine Besonderheit aber gibt es dann doch: Gemäß dem Artikel ist Christoph Conrad Elektroingenieur mit Fachrichtung Nachrichtentechnik, also jemand, der von seiner Ausbildung her immun sein müsste gegen Elektrosmog-Märchen.
Wie immer bei solchen Sommerloch-Geschichten ist nicht ersichtlich, was die Reporterin, eine freischaffende Journalistin, zum Objekt ihrer Reportage geführt hat und wieso gerade jetzt. Vielleicht war es der freundliche Baubiologe von nebenan oder ein anderer Nutznießer der Angst vor Elektrosmog.
Die Reporterin hat das Eisen für die Rhein-Zeitung gleich zweimal geschmiedet und das August-Thema mit einem weiteren Artikel verwurstet, in dem "Experten" sich zum Leidensweg ihres Elektrosensiblen äußern. Man kann sich leicht ausrechnen, was für "Experten" das sein mögen. Leider, oder besser Gott sei dank, bietet der "Elektrosensiblen"-Verein diesen zweiten Artikel (noch) nicht zur Lektüre an.
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"Elektrosensibler" Kleber aus Taufkirchen
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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