Gigaherz-Weihnachtsbrief 2025: Wieder einmal Realität verfehlt (Allgemein)
Der Weihnachtsbrief 2025 von Gigaherz.ch ist ein Musterbeispiel dafür, wie sich eine Organisation in bester Absicht vollkommen von wissenschaftlicher und technischer Sachlichkeit entfernt. Statt einer nüchternen, faktenbasierten Jahresbilanz servieren uns die beiden Co-Präsidenten eine Mischung aus technikskeptischen Mythen, unbelegten Kausalitäten und kulturpessimistischen Motivationsfloskeln.
Kurioses Framing statt fundierter Analyse
Die Eröffnung der Ansprache lehnt sich an das klassische Narrativ der „süchtig machenden Smartphones“ und der „digitalen Seuche“ an – Begrifflichkeiten, die eher in einer kulturpessimistischen Boulevard-Kolumne als in einer sachlichen Betrachtung der digitalen Welt zu erwarten wären. Es wird unterstellt, Mobilfunkbetreiber würden im Grunde zugeben, ihre Technologie sei schädlich, und dass Jugendliche angeblich vermehrt auf „Dump-Phones“ umsteigen. Doch für diese Aussagen werden keinerlei Belege beigebracht, nicht einmal schwache. Die Behauptungen bleibt damit im Bereich wertloser anekdotischer Vermutungen stecken.
Fehlende Unterscheidung von Technologie und Nutzung
Die Argumentation vermengt technische Infrastruktur mit individueller Nutzung: Smartphones werden pauschal als „suchtmachend“ und „schädlich“ dargestellt, wobei Ursache und Wirkung nicht sauber differenziert werden. Dies ignoriert eine Fülle an empirischer Forschung, die die psychosozialen Faktoren der Mediennutzung von der Funktechnologie selbst trennt. Eine sachliche Auseinandersetzung hätte hier auf differenzierte Studien verwiesen, nicht auf populäre Metaphern.
Verschwiegene Evidenz zur Strahlungswirkung
Bemerkenswert ist, dass in dem Brief keine belastbaren Quellen zur biophysikalischen Bewertung nichtionisierender Strahlung angeführt werden. In der wissenschaftlichen Literatur ist der Stand der Forschung klar: Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es keine tragfähigen Hinweise auf direkte Gesundheitsgefahren durch alltägliche Exposition unterhalb der internationalen Grenzwerte. Eine fundierte Kritik an Grenzwerten oder Risikobewertung müsste sich methodisch genau darauf beziehen, nicht pauschal technische Systeme verteufeln. (Vgl. verwandte Reviews in etablierten Umweltmedizin-Publikationen.) Die Gigaherz-Ansprache bildet hier mit ihren subjektiven Einschätzungen das Schlusslicht.
Argumentative Sprünge ohne Logik
Im Weihnachtsbrief wird der Aufbau von Mobilfunkinfrastruktur als „Torschluss-Panik“ verunglimpft, als sei jede bauliche Maßnahme ein bewusster Akt gegen den „Volkswillen“. Tatsächlich sind Mobilfunk- und Breitbandausbau Ergebnis von Nachfrage, regulatorischen Rahmenbedingungen und technischen Notwendigkeiten – kein Zeichen einer geheimen Verschwörung. Die Darstellung der Autoren erzeugt eine Scheinpolarisierung zwischen „Mobilfunkbetreibern“ und „aufgeklärter Bevölkerung“, die weder empirisch fundiert noch argumentativ sauber ist.
Was bleibt von der „Bilanz“?
Am Ende des Schreibens steht eine klassische Motivationsformel: Gemeinsam könne man kleine Schritte machen, um Großes zu erreichen. Ohne konkrete, evidenzbasierte Schritte, ohne Bezug auf Governance, Regulierungsprozesse oder technologische Realitäten aber bleibt diese Botschaft hohl. Sie trägt zur Polarisierung bei, nicht zur aufgeklärten Debatte über Chancen, Risiken und realistische Schutzmaßnahmen beim Einsatz moderner Kommunikationstechnologien.
Fazit
Der Gigaherz-Weihnachtsbrief 2025 ist symptomatisch für den Status quo einer mobilfunkkritischen Szene, die sich von wissenschaftlicher Objektivität verabschiedet hat und sich in narrativen Übertreibungen verliert. Wer ernsthaft zur Diskussion über Technologie- und Gesundheitspolitik beitragen möchte, sollte mehr auf methodisch robuste Argumente und weniger auf suggestive Sprachbilder setzen.
