Wissenschaftler raus aus dem Dornröschenschlaf (Allgemein)

MK, Donnerstag, 25.03.2004, 14:38 (vor 7329 Tagen)

Wissenschaftler raus aus dem DornröschenschlafF.A.Z., 24.03.2004, Natur und Wissenschaft

Bulmahn lässt Forschung des Bundes evaluieren

Csl.BERLIN, Die Bundesregierung wird nach Informationen dieser Zeitung erstmals die Qualität aller ihr direkt unterstehenden Forschungseinrichtungen überprüfen lassen. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) will im Mai den Wissenschaftsrat bitten, die Forschung der Ressorts einer "aufgabenkritischen Überprüfung" zu unterziehen. Darunter fallen etwa fünfzig Einrichtungen mit Forschungsaufgaben, in denen zwanzigtausend Menschen beschäftigt sind. Jährlich wendet die Regierung 1,3 Milliarden Euro für die Ressortforschung auf. Finanziert werden damit die unterschiedlichsten Einrichtungen, … Kritik an der Ressortforschung war laut geworden, nachdem der Wissenschaftsrat im Januar mehreren Instituten im Agrarbereich mangelnde Qualität zugesichert hatte. Anfang brachten SPD und Grüne daher den Antrag in den Bundestag ein, die Effizienz der Einrichtungen durch eine Evaluation überprüfen zu lassen. Gleichzeitig wurden die Bundesländer aufgefordert, ihre Forschungseinrichtungen ebenfalls zu überprüfen.

Expedition ins Unbekannte
Erstmals wir die Qualität aller Bundesforscher überprüft

Für viele Forscher wird es eine Selbstverständlichkeit sein. Anderen werden Existenzängste den Schlaf rauben. Wieder andere werden aus einem langen Dornröschenschlaf erwachen und sich wundern, was in der Zwischenzeit alles so passiert ist (z.B. die bundesbeamteten Wissenschaftler, die sich mit den Auswirkungen des Mobilfunks beschäftigen sollten.M.K)

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Wissenschaftsrat

Wissenschaftler raus aus dem Dornröschenschlaf

mops, Freitag, 26.03.2004, 13:58 (vor 7328 Tagen) @ MK

Und wann werden die Korruptionsfälle in der Wissenschaft unter die Lupe genommen?

Drittmittel

Erwin, Freitag, 26.03.2004, 16:06 (vor 7328 Tagen) @ mops

Und wann werden die Korruptionsfälle in der Wissenschaft unter die Lupe
genommen?

Das läuft heute ja ganz abgesichert unter "Drittmittel-Einwerbung".
Und die Gelder dienen ja ganz gewiss auch nur dem hehren Fortschritt der Wissenschaft. ;-)
Und die Wissenschaftler selbst wollen überhaupt nicht davon für ihren eigenen Vorteil. Alle pflegen ja nur einen ganz asketischen Lebensstil ohne besondere Ansprüche. ;-)

E.B.

SZ: DIE Drittmittel-Uni Dtlds. schlechthin: RWTH Aachen

RH, Freitag, 26.03.2004, 18:41 (vor 7328 Tagen) @ Erwin

Süddeutsche Zeitung vom 23.02.2004

RWTH Aachen
Die Drittmittel-Universität

Ein Erfolgsgeheimnis der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule ist ihre enge Beziehung zur Industrie. [/b

Von Jutta Göricke

Die Elite trägt Dreadlocks und Jeans, ist Oberingenieurin und kämpft gegen Verschleißerscheinungen. Kirsten Bobzin, 37 Jahre jung und auf dem Weg zur Professorin, entwickelt an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen Beschichtungen, die Oberflächen schützen: solche von Werkzeugen, Implantaten oder Turbinenschaufeln. Finanziert wird ihre Arbeit zu 95 Prozent aus Drittmitteln. Eine Summe, die selbst für Aachener Verhältnisse außergewöhnlich hoch ist. Von den 528 Millionen Euro, die der Hochschule als Haushalt zur Verfügung stehen, [b]kommen 142 Millionen aus der Industrie oder von öffentlichen Auftraggebern. Das ist Spitze in Deutschland
.

Diese Abhängigkeit von der Industrie werfen Kritiker der RWTH immer wieder vor. Doch die enge Beziehung ist das Erfolgsgeheimnis der Hochschule, die einst erklärtermaßen zu dem Zweck gegründet wurde, den Bergwerken und Metallhütten des Aachener Kohlereviers und des Ruhrgebietes zuzuarbeiten. 1870 ging das Polytechnicum, wie die RWTH damals noch hieß, mit 32 Lehrern und 223 Studenten im repräsentativen Gründungsbau am Templergraben in Betrieb.

Schwerpunkt Technik

Heute besuchen 31.000 Studierende die Hochschule, Tendenz neuerdings wieder steigend. Sie werden von etwa 400 Professoren und 2000 wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut. Ein Bevölkerungsanteil, der in der 250.000-Einwohner-Stadt an der Grenze zu Belgien und Holland deutlich wahrnehmbar ist. Der technische Schwerpunkt ist geblieben; fast 40 Prozent sind bei den Ingenieurwissenschaften eingeschrieben; hinzu kommen Naturwissenschaftler und Mathematiker. Das prägt die Stadt, vor allem das Nachtleben. Der karohemdige Maschinenbauer, der auf der Suche nach einer netten Damenbekanntschaft durch die Clubs streift und dabei immer nur auf andere karohemdige Maschinenbauer trifft, ist in Aachen sprichwörtlich. Werkstoffwissenschaftlerin Bobzin ist schon wegen ihres Geschlechts eine Ausnahme-Erscheinung, da fällt die Rasta-Frisur auch nicht weiter ins Gewicht.

...

Exzellente Adresse

Rektor Burkhard Rauhut sitzt im Hauptgebäude, das ein wenig aussieht wie eine Miniatur-Ausgabe des Berliner Reichstags. Er weiß, welche Bedeutung die Hochschule für den Standort Aachen hat und arbeitet eng mit der örtlichen Industrie- und Handelskammer zusammen. In den letzten 20 Jahren gab es allein etwa 800 Ausgründungen aus Forschungsprojekten. In der Region haben sich Konzerne wie Ericsson und Ford mit ihren Forschungszentren angesiedelt. Mitsubishi hat sein europäisches Halbleiterwerk in der Nachbarschaft gebaut. Positive Signale für die von Arbeitslosigkeit gebeutelte Gegend.

...

Mittel nach Leistung

Wozu braucht die Hochschule da eigentlich Geisteswissenschaftler? Damit die Ingenieure über das nachdenken, was sie tun, sagt Mathematiker Rauhut und führt ein fakultätsübergreifendes Projekt über Kreativität zwischen Metallbauern, Philosophen und Germanisten an. Das sind ganz andere Töne als noch in den achtziger Jahren, als man die Philosophische Fakultät abschaffen wollte.

Fünf Ingredienzen brauche es zu einer Elite-Uni, glaubt Rektor Rauhut: Hervorragende Lehrer, ebensolche Studenten, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Betreuern und Betreuten, eine spitzenmäßige Ausstattung - und Management. Hervorragende Professoren sind vorhanden: Da wären etwa die sechs Leibniz-Preisträger zu nennen, natürlich Ingenieure, aber auch der Bauhistoriker Michael Jansen, der, weltweit beachtet, seit Jahren Relikte der Mohenjodaro-Kultur im Industal ausbuddelt. Eine gute Ausstattung gibt es auch, zumindest dort, wo Drittmittel vorhanden sind. Und da kommt das Management ins Spiel.

Seit einem Jahr hat die RWTH einen Globalhaushalt. Sie kann frei über ihre Finanzen verfügen und kommt damit "hervorragend klar", auch wenn die Zuwendungen aus Düsseldorf großzügiger sein dürften, so der Rektor. Bereits seit 1978 gebe es eine leistungsorientierte Mittelverteilung zwischen den Fakultäten sowie Controlling-Strukturen und einen Drittmittel-Report. Wenn ein Professor bei der Eintreibung von Geldern weit unter dem Durchschnitt liegt, wird er zum Gespräch mit Dekan und Kanzler geladen. Ein eigens eingerichtetes Büro recherchiert Fördermöglichkeiten durch die EU. Seine eigene Aufgabe sieht der Rektor in der Moderation zwischen den Akteuren. "Management by Story-telling" nennt er das. Nach außen will er die "Marke" RWTH darstellen. Das dürfte leicht gelingen: Charmant und eloquent vertritt er seine Sache.

Auch Kerstin Bobzin muss überzeugend auftreten können. Denn ihr Job ist es - neben Forschung, Verwaltungsarbeit und Studentenbetreuung - die Arbeitsergebnisse an mögliche Auftraggeber zu vermitteln: um Drittmittel zu akquirieren. Schließlich hängt daran das Institut und damit auch ihr Arbeitsplatz. Elite? Ja, man habe schon das Bewusstsein, dass Aachen weit vorne liege. Aber darauf stolz zu sein, sei in Deutschland schwierig, meint Bobzin. Wohl deshalb gingen die Baseball-Kappen mit dem RWTH-Emblem auch nicht so gut. Obwohl, sagt sie, eigentlich sei die Zeit doch reif dafür.

(c)SZ vom 23.2.2004

http://sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/186/27159/

SZ: DIE Drittmittel-Uni Dtlds. schlechthin: RWTH Aachen

daisy, Samstag, 27.03.2004, 13:38 (vor 7327 Tagen) @ RH


(c)SZ vom 23.2.2004

http://sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/186/27159/


Da kann man von den Bubele die von dort kommen, ja natürlich nicht erwarten, dass sie anders denken. Waren halt brave Studenten, die sich danach richteten, was sie von ihren Profs eingetrichtert bekamen.
Das kapitalistische Gegenstück zur marxistisch-leninistischen Ideologie: nur nicht selbst frei denken! Letztere ist heute ausgestorben.
Jaja, der Kapitalismus treibt halt auch so seine Blüten.

:rotfl:

daisy

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