Moderne Gesundheitssorgen MHW (Modern Health Worries) (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.02.2019, 21:09 (vor 1925 Tagen)

Die Sorgen über negative gesundheitliche Auswirkungen des modernen Lebens (Modern Health Worries, MHW) haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Elektrosmog ist nur eine von vielen Einwirkungsgrößen, die MHW bewirken können. Vollständig verstanden hat die Wissenschaft dieses Phänomen noch nicht. Mit Studien wird daher versucht, Zusammenhänge zwischen MHW und z.B. Angstzuständen und Depressionen zu ergründen. Gelänge dies, könnten beispielsweise Vorhersagen getroffen werden, in welchem Ausmaß anlässlich der Einführung einer subjektiv oder objektiv risikobehafteten neuen Technik wie etwa 5G die Gesundheitsstrukturen eines Landes zusätzlich in Anspruch genommen werden. Doch noch ist es nicht soweit, noch kann die tastende MHW-Forschung keine verbindlichen unwidersprochenen Ergebnisse präsentieren.

Einen Eindruck, wie komplex das Thema ist, vermittelte Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Fritz A. Muthny (Münster) 2011 mit dem Vortrag "Moderne Gesundheitssorgen – Unterschiede zwischen Frauen und Männern und Implikationen für die Psychotherapie", der wie folgt angekündigt wurde:

Viele Menschen sorgen sich vor gesundheitlichen Schädigungen durch Aspekte des modernen Lebens wie Elektrosmog oder genetisch veränderte Lebensmittel. Wenig bekannt ist bislang über die tatsächliche Verbreitung entsprechender Sorgen in unserer Bevölkerung oder gar zu der Frage, ob diese bei beiden Geschlechtern dasselbe oder evtl. auch Unterschiedliches bedeuten. Die explorative Faktorenanalyse der "Modern Health Worries" (MHW) von Petrie et al. (2001) bestätigt die vier Dimensionen:

1. belastete Lebensmittel
2. Umweltverschmutzung
3. Elektrosmog
4. belastetes Trinkwasser und Haushaltsgifte

Interessante Befunde ergaben sich im Vergleich der beiden Geschlechter, wobei die Ausprägungen der Skalen bei Frauen in allen vier Fällen wesentlich höher waren. Während bei Frauen signifikante positive Zusammenhänge mit Lebensqualität, hedonistischer Orientierung und psychosozialem Gesundheitsstatus (SF-8) festzustellen waren, zeigte sich bei Männern ein ausgeprägter Zusammenhang zur Äußerung anderer (häufig auch sozialer) Sorgen und zu höherer Stressbelastung.

Während die negativen Zusammenhänge mit dem Bildungsniveau bei Männern relativ ausgeprägt waren, ergab sich bei Frauen diesbezüglich praktisch eine Null-Korrelation. Abschließend wird diskutiert, welche Implikationen dies für die Beachtung moderner Gesundheitssorgen im psychotherapeutischen Kontext haben könnte.

Hintergrund
Wissenschaftlich Studien/Artikel zu MHW (englisch)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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