Faradayscher Käfig Gin Tub: kein Pub für "Elektrosensible" (Technik)
Ein Barbesitzer in Hove, Südengland, soll Medienberichten zufolge sein Pub "Gin Tub" mit kürzlich eingebauten Metallgittern in einen Fardayschen Käfig verwandelt haben. Steve Tyler, so heißt der Mann, will damit erreichen, dass seine Gäste sich wieder miteinander unterhalten, statt auf ihr Smartphone zu starren. Eigentlich gar keine so schlechte Idee, möchte man meinen.
Eigentlich. Denn unterm Stich ist Mr. Tyler wohl eher ein cleverer Geschäftsmann, der mit dem Alleinstellungsmerkmal "Bar ohne Mobilfunkempfang" seinen Laden voll kriegen möchte.
Doch wer schon einmal sein Handy in einen (ausgeschalteten) Mikrowellenofen gelegt und angerufen hat, weiß, dass es mit einfachen Mitteln schier unmöglich ist, den Empfang zu unterbinden. Nun ist ein Mikrowellenofen jedoch um ein Vielfaches HF-dichter, als ein Pub mit Eingangstür und großem Fenster. Soll heißen: Das Pub ist aus meiner Sicht keinesfalls so gut geschirmt, dass Mobiltelefone dort keinen Empfang hätten, der Empfang wird nur schlechter als draußen sein. Schlimmer ist: Wegen der Schirmung tun sich Handys in dem Pub schwer, die Verbindung zu ihren Basisstationen zu halten, sie müssen mit unnötig hoher Leistung senden. Die Folge: Der "Elektrosmog" in dem Pub muss, vieler am Limit sendender Smartphones wegen, sehr hoch sein und wer den Laden nach ein oder zwei Stunden wieder verlässt, der wird sich über den leeren Akku seines Geräts wundern.
Wenn überhaupt funktioniert Tylers Idee deshalb, weil die Leute im Pub ein gemeinsames Thema haben und vermutlich kontrovers darüber diskutieren, wieso sie trotz Schirmung noch immer Empfang haben und, wenn sie denn wollten, aufs Display ihres Mobiltelefons starren könnten.
Hintergrund
Netzabdeckungskarte Großbritannien
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –