Robert C. Kane vs. Motorola: die wahre Geschichte (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 27.09.2013, 01:30 (vor 4095 Tagen)

Wer im www nach Robert C. Kane sucht, landet zuerst auf den einschlägig bekannten Seiten der hiesigen Anti-Mobilfunk-Szene, denn der Mann ist einer ihrer Säulenheiligen. Kane war Entwickler bei Motorola. Mitte der 80-er Jahre testete er an drei Tagen nahe am Kopf die Antenne für ein neues Mobiltelefon. Kurz darauf klagte er über Kopfjucken und das Gefühl, nasse Haare zu haben. Die Symptome sollen monatelang angedauert haben. 1992 wurde bei Kane ein Hirntumor im rechten Temporallappen diagnostiziert, den er auf seinen Antennentest Mitte der Achziger zurückführte. Es ist die Zeit, in der in den USA der tragische Fall von Suzy Reynard in die Öffentlichkeit dringt. Raynard hatte häufig ein Mobiltelefon benutzt, und bekam ebenfalls einen Hirntumor. Das Ehepaar Raynard verklagte daraufhin die Mobilfunkindustrie, es ist die erste Klage dieser Art.

Im Dezember 1993 zog Kane nach und verklagte seinen Arbeitgeber Motorola auf Schadenersatz. Doch er scheiterte genauso wie das Ehepaar Raynard, keiner der Kläger konnte den Gerichten gegenüber einen Kausalzusammenhang zwischen dem Hirntumor und der Einwirkung von Funkfeldern glaubhaft nachweisen. Suzy Raynard erlebte die Niederlage nicht mehr, sie starb bereits im Mai 1992.

Kane publizierte 2001 sein Taschenbuch "Cellular Telephone - Russian Roulette, A Historical and Scientific Perspective", 2002 wurde seine Klage auch in der Berufungsinstanz abgewiesen und 2004 publizierte er eine Hypothese zu Autismus und Funkimmission. Im März 2005 verstarb er in Wisconsin im Alter von 56 Jahren.

Im www finden sich viele kolportierte Meldungen über den Motorola-Entwickler, denen nicht zu trauen ist. Eine weitaus bessere Quelle ist die Entscheidung des Berufungsgericht von Illinois, das im November 2002 Kanes Revisionsklage abwies. Dort lässt sich auch etwas über die Immission erfahren, der Kane bei seiner Antennenerprobung ausgesetzt war:

Kane estimated the prototype antenna operated at a power output of about 0.6 to 1 watt. He acknowledged, however, Motorola documents indicated the antenna operated at 0.1 watt.

Ein paar Jahre später hat diese bescheidene Ausgangsleistung in "Charles'" het bitje (Oktober 2006, englisch) eine wundersame Vervielfachung erfahren: Ein gewisser Bill Curry behauptet dort ganz ungeniert:

The Mobile phone body that was used in the experiments in which Kane participated had 3 watts output [...]

So ist das halt, wenn in der Anti-Mobilfunk-Szene vermeintliche Insider zu Wort kommen und aus dem Nähkästchen plaudern. Glauben sollte man dann zunächst kein Wort, es sei denn, eine Prüfung bestätigt die Behauptungen. Doch wer macht das schon ...

Kanes Büchlein wird seit seinem Ableben übrigens zu leicht überhöhten Preisen angeboten, wovon man sich hier überzeugen kann. Die Ausgabe kann man sich sparen, denn als PDF gibt es das Werk gratis.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Motorola, ICEMS, Autismus, Schadenersatzklage, Kane, Curry, Raynard, Hirntumorklage

Robert C. Kane vs. Motorola: die wahre Geschichte

KlaKla, Freitag, 27.09.2013, 07:53 (vor 4094 Tagen) @ H. Lamarr

Gerüchten zufolge, hat die Industrie alle Bücher aufgekauft und die Verleger bekommen heute noch Fracksausen wenn jemand nach diesem Buch fragt. :surprised:

http://prd34.blogspot.de/2012/05/dariusz-leszczynski-dishes-robert-c.html

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Meine Meinungsäußerung

Robert C. Kane vs. Motorola: die wahre Geschichte

charles ⌂ @, Freitag, 27.09.2013, 10:30 (vor 4094 Tagen) @ KlaKla

Ich hatte damals das Buch bei Amazon bestellt, wie es auf deren Website angeboten wurde.
Nach einiger Zeit bekam ich die meldung das die Ausliefrung nicht mehr stattfinden würde.
Plötzlich war das Buch von dem Amazon Website verschwunden, wie auch beim Verlag, und bei allen anderen Websites.
Ich habe mich bei Amazon beschwert, und viele Monaten später hat Amazon mir das Bucxh trotzdem ausgeliefert.
Kanes' Buch behandelt Studien von etwa 1950 bis 1990. Der Kern dabei ist, dass die Mobilfunk Industrie gut Bescheid wusste von gesundheitliche Nachteile der Mikrowellen.


Bei Bill Curry ist das anders als Spatenpauli behauptet.
Bill Curry war als Experte bei dem Prozess von Kane, und er beschrieb weshalb die Klage von Kane durch den Richter zurückgewiesen wurde.
Der Grund für das Entstehen der Tumor bei Kane, war die Tatsache, dass Kane Protoypen benützt hat, die in dieser Form niemals bei normale Produkte im Handel benützt werden.
Also bei Kanes Versuche wurde extremer Gewalt angewandt, weile die Motorola Produkte das keineswegs hatten.

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Robert C. Kane vs. Motorola: die wahre Geschichte

H. Lamarr @, München, Freitag, 27.09.2013, 14:09 (vor 4094 Tagen) @ charles

Bei Bill Curry ist das anders als Spatenpauli behauptet.
Bill Curry war als Experte bei dem Prozess von Kane, und er beschrieb weshalb die Klage von Kane durch den Richter zurückgewiesen wurde.

Mensch "Charles", es ist ein Zeichen menschlicher Unreife, wenn man alles für bare Münze nimmt, was einem irgendjemand erzählt. Oder es ist infame Durchsetzung eigener Interessen, wenn man wider besseren Wissens unzutreffende/spekulative Verlautbarungen verbreitet, nur weil sie einem nutzen.

Lesen Sie doch bitte mal den oben verlinkten Gerichtsbericht. Da wird schnell deutlich, warum die von Kane aufgebotenen Experten vor Gericht ohne Wirkung geblieben sind. Die Jungs mögen mit hier hinlänglich bekannten Spekulationen Alfred und Eva begeistern, doch das Gericht in Illinois attestierte ihnen nur, keine wissenschaftlich belastbaren Argumente im Köcher gehabt zu haben. Dieser Effekt, dass "Experten" der Anti-Mobilfunk-Szene vor Gericht versagen, ist bekanntlich nicht die Ausnahme, sondern die Regel, und deckt sich mit meinen persönlichen Erfahrungen, die ich mit einigen selbsternannten Experten machen durfte. Eine Gerichtsverhandlung ist halt etwas ganz anderes, als z.B. ein Gigaherz-Kongress, eine het-bitje-Ausgabe von "Charles" oder ein Schwall Wahlpropaganda.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Mystisches über Robert C. Kanes Buch

H. Lamarr @, München, Freitag, 27.09.2013, 14:33 (vor 4094 Tagen) @ KlaKla

Gerüchten zufolge, hat die Industrie alle Bücher aufgekauft ...

Dass mit Devra Davis eine Wissenschaftlerin diese blödsinnige Verschwörungstheorie verbreitet, halte ich, vorausgesetzt sie tut es tatsächlich, für ausgesprochen erhellend, was die Beweggründe von Davis angeht, sich auf die Seite überzeugter Mobilfunkgegner zu schlagen.

So recht mag ich daran aber nicht glauben, wie ich nichts glaube, wo dieser Michael H. seine Finger mit drin hat. Denn da steckt mMn immer irgendwo ein Geschäftsmodell dahinter.

Im aktullen Fall könnte es so aussehen: Überzeugte Mobilfunkgegner entziehen sich zuweilen rationellen Entscheidungen, es dominiert der Bauch. Wer das weiß kann darauf spekulieren, Kanes Buch, das in Wahrheit ein Ladenhüter ist, mit einem irren Verschörungsmärchen für abgedrehte Mobilfunkgegner rasend attraktiv zu machen. Dann noch schnell den Restbestand von sagen wir mal zehn Exemplaren aufkaufen und diese in Online-Shops zu einem aberwitzig hohen Preis anbieten. Man muss schon vom Affen gebissen sein, um für Kanes Büchlein mindestens 500 Euro zu bezahlen, wenn aber nur einer oder zwei Spinner darauf hereinfallen, dann hat die miese Masche bereits üppigen Erfolg gehabt.

Allem Anschein nach handelt es sich jeweils um Einzelstücke, die von Privatleuten (oder von nur einer einzigen Privatperson) über diverse Online-Büchershops angeboten werden. Man nimmt nur den Shop wahr, nicht den eigentlichen Verkäufer, der auch den Preis diktiert.

Wie dem auch sei, eines ist sicher: Wo laute Mobilfunkgegner unterwegs sind, lohnt es sich immer nach dem verborgenen Geschäftsmodell dieser Leute Ausschau zu halten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Verschwörungstheorie, Geschäftsmodell, Buch, Ladenhüter

Mystisches über Robert C. Kanes Buch

charles ⌂ @, Freitag, 27.09.2013, 17:32 (vor 4094 Tagen) @ H. Lamarr

Das Buch von Robert C. Kane *Cellular Telephone Russian Roulette* kann man kostenlos vom Internet herunterladen.

Es gibt auch Bücher von ganz andere Schriftsteller, die ausverkauft sind, und im Internet für absurde Preise angeboten werden.

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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Mystisches über Robert C. Kanes Buch

H. Lamarr @, München, Freitag, 27.09.2013, 18:33 (vor 4094 Tagen) @ charles

Das Buch von Robert C. Kane *Cellular Telephone Russian Roulette* kann man kostenlos vom Internet herunterladen.

Es gibt auch Bücher von ganz andere Schriftsteller, die ausverkauft sind, und im Internet für absurde Preise angeboten werden.

Ja, der Codex Hammer, die Magna Carta oder eine Gutenberg-Bibel gibt's derzeit nicht bei Amazon, nur sind das halt auch ganz andere Kaliber als das Taschenbuch eines überzeugten Mobilfunkgegners, der von einer handvoll Gleichgesinnter zu einer Lichtfigur glorifiziert wurde.

Nein, ich bleibe dabei, das ist keine normale Marktentwicklung, hier versucht einer auf eine ganz linke Art den dusseligsten unter den lieben Mitstreitern einen Haufen Geld aus der Tasche zu ziehen.

Leszczynski warnte 2012 Michael H.:

“Michael, it is an old book that would need to be updated using present day science.”

Das passte dem lieben Michael ganz und gar nicht und Leszczynski, sonst Star unter den Mobilfunkgegnern, bekam die dunkle Seite dieser Truppe zu sehen, die normalerweise nur gegenüber Skeptikern herausgekehrt wird.

Originaltexte von Michael H. zu Leszczynskis Buchwertung:

  • He [Leszczynski, Anm. spatenpauli] and the mobile phone industry are pretty much afraid about the book.
  • Of course his argument is nonsense, if a math book that is decades old says 1+1=2, is it wrong because it is old, of course not.
  • The book has been published 2001, but vanished quickly from the bookstores, as you can see from Dariusz Leszczynski's writting it makes those in charge still pretty nervous.

Soweit ich das überblicke, hat sich Michael H. inzwischen mit allen deutschsprachigen Mobilfunkgegnern verkracht, und aus der hiesigen Szene vollständig zurückgezogen. Er war mMn einer, der mit extrem pöbelhaften Postings (bevorzugt bei GHz unter dem Pseudonym "unwichtig") das Klima vergiftete, und nennenswert zum schlechten Ruf der Anti-Mobilfunk-Szene beigetragen hat. Seinen Rückzug sehe ich deshalb als Gewinn für die Szene. Jetzt noch Jakob in den Ruhestand verabschieden und der Pöbelanteil erreicht bald Normalmaß.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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