Dr. Mutter auf Abwegen (II): Hausmannstätten reloaded (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 09.07.2013, 10:46 (vor 3916 Tagen)

Der rege Mobilfunkgegner Dr. med. J. Mutter ist nicht wählerisch, was das Milieu angeht, in dem er sich bewegt. So pflegte er Kontakt mit Geistheilern und trat als Referent für die Sekte AZK auf. Erst jetzt wurde bekannt, dass er sich im Mai 2009 zu einem ellenlangen Auftritt im schrägen "Alpenparlament-TV" hinreißen ließ, und dabei auch über eine Studie parlierte, die er besser unerwähnt gelassen hätte.

Details dazu in einem Kommentar vom 8. Juli in Badische Zeitung:


08. Juli 2013 - 12:28 Uhr

Sehr geehrter Herr Schumacher,

danke für Ihre freundlichen Worte.

Das YouTube-Video mit Dr. Mutter, auf das Sie weiter oben verlinkt haben, ist eine Perle. Veröffentlicht wurde es erstmals am 19. Mai 2009 auf der Website Alpenparlament-TV (http://www.alpenparlament.tv) eines Schweizers, der bei Psiram (ehemals Esowatch) als "rechter Verschwörungstheoretiker" geführt wird: http://blog.psiram.com/2011/10/der-rechte-verschworungstheoretiker-martin-frischknecht-will-ins-schweizer-parlament/

Ist die Plattform, auf der Dr. Mutter auftritt, schon befremdlich, lässt einem Dr. Mutter selbst den Atem stocken: Ohne mit der Wimper zu zucken trägt er die berühmt-berüchtigte Oberfeld-Studie aus dem österreichischen Hausmannstätten vor. Dort soll das Hirntumorrisiko im Umkreis eines Mobilfunksenders aufs unglaubliche 121-Fache gegenüber Normal angeschwollen sein. Im Februar 2008 war dies die Panikmeldung, auf die Mobilfunkgegner so sehnlichst gewartet hatten.

Doch es sollte ganz anders kommen. Keine 30 Tage später stellte sich heraus: Den Sender, der das ganze Unheil bewirkt haben soll, den hat es überhaupt nicht gegeben. Der Autor der Studie hatte sich fahrlässig auf Schilderungen von Anwohnern verlassen, die von einem Sendemast berichteten, der dort jedoch tatsächlich nie existiert hat, und womöglich auf der Verwechslung mit einem Fahnenmasten beruht. Nach einigem hin und her wurde die Sensationsstudie schließlich zurückgezogen und um ihren bis dahin sehr regen Autor wurde es still. Eine Kurzchronik dieses spektakulären Zwischenfalls haben wir hier gebracht: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=53850

Spätestens Anfang November 2008 war jedem in der Anti-Mobilfunk-Szene klar, dass mit der Oberfeld-Studie kein Blumentopf mehr zu gewinnen war. Und jetzt schauen Sie sich bitte an, was Dr. Mutter noch im Mai 2009 dem Volk stockend über die Oberfeld-Studie zu berichten weiß. Spulen Sie vor bis zur Minute 40:00 und vergegenwärtigen Sie sich: Bereits seit 25. Februar 2008 waren jedem Insider die substanziellen Zweifel an der Studie bekannt:

http://www.youtube.com/watch?v=5U3xE9_rM2Y

Es wäre nicht zu glauben, ginge es hier nicht um die Mobilfunkdebatte, die mit ihrem schier unerschöpflichen Reichtum an schrägen Episoden zwar für Unterhaltung sorgt, sich damit aber systematisch auch selbst erdrosselt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Psiram, Oberfeld, Mutter, Badische-Zeitung, YouTube, Hausmannstätten, Alpenparlament

Dr. Mutter auf Abwegen (III): verfaulende Chinesen

H. Lamarr @, München, Freitag, 08.11.2019, 20:02 (vor 1603 Tagen) @ H. Lamarr

Der rege Mobilfunkgegner Dr. med. J. Mutter ist nicht wählerisch, was das Milieu angeht, in dem er sich bewegt. So pflegte er Kontakt mit Geistheilern und trat als Referent für die Sekte AZK auf. Erst jetzt wurde bekannt, dass er sich im Mai 2009 zu einem ellenlangen Auftritt im schrägen "Alpenparlament-TV" hinreißen ließ, und dabei auch über eine Studie parlierte, die er besser unerwähnt gelassen hätte.

Die Website zahnfilm.de ist kein Freund von Dr. Mutter, 2010 brachte sie unter dem Titel Amalgamverteufler Joachim Mutter eine zweiteilige Kritik an dem Mediziner, in der es u.a. über das giftige Vermächtnis quecksilberverseuchter Chinesen geht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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