Digital-TV breitet sich aus (Allgemein)

KlaKla, Dienstag, 15.11.2005, 08:27 (vor 6737 Tagen)

Magdeburg - Seit dem 27. Oktober werden im Testbetrieb die ersten Sender - MDR, RBB, NDR und WDR - digital-terrestrisch abgestrahlt. Offizieller Sendestart von elf geplanten Programmen ist der 5.12.2006 wird vermutlich auch Magdeburg in Angriff genommen. Hier wird - ähnlich wie in Halle - der Bau eines 160 Meter hohen Sendeturmes notwendig sein.
Die Tage des Antennenfernsehens sind gezählt - jedenfalls das der analogen TVAntennen, die jahrzehntelang auf Hausdächern zu sehen waren. Doch tot ist das Antennenfernsehen keineswegs. Neben dem digitalen Sat- und Kabel-TV wird es in Zukunft auch ein digitales Antennenfernsehen geben: das DVB-T ("Digital Video Broadcasting-Terrestrial"). Zum Empfang im Fernseher oder auch im PC reicht in den Kernzonen der Abstrahlung eine Empfangsbox mit Stummelantenne, die im Handel rund 70 Euro kostet.

Seit etwa drei Jahren läuft der Aufbau eines DVB-T-Sendenetzes in Deutschland. Ganz Nordrhein-Westfalen wird bereits versorgt, im Dezember folgen große Teile Norddeutschlands. Ansonsten wurden bislang vor allem städtische Ballungsräume wie Berlin, Hamburg oder Hannover erschlossen. Zur Funkausstellung in Berlin gab eine gemeinsame Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten an, dass mittlerweile 46 Prozent der TV-Haushalte, die ihre Programme über Antenne empfangen (bundesweit zehn Prozent aller Fernsehhaushalte), in der digitalen TV-Welt angekommen seien.

Die Menge der digital übertragenen Sender schwankt dabei von Region zu Region. Während in Nordrhein-Westfalen weit über 20 öffentlich-rechtliche, regionale und große private Sender empfangbar sind, beschränkt sich anderorts das Angebot auf die ARD- und ZDF-Senderfamilien. Nicht überall zeigten die Privatsender aus Kostengründen Interesse an den ausgeschriebenen DVB-T-Frequenzen. Nicht nur in Mitteldeutschland, auch in Nordhessen und Teilen Norddeutschlands startet DVB-T in diesem Jahr ohne die Sender der RTL-und Pro-7-Gruppen. Ob die Privaten in Zukunft nachziehen, ist derzeit ungewiss.

Ab dem 5. Dezember beginnt nun auch im mitteldeutschen Raum offiziell das DVB-T-Zeitalter. Sachsen-Anhalt profi tiert zunächst im Süden - vor allem im Stadtgebiet von Halle - vom Aufbau der Sendelogistik in Halle, Leipzig, Erfurt und Weimar. Neben einem MHP-Datendienst werden in Halle die elf Sender ARD, ZDF, ARTE, Phoenix, 3 Sat, KiKa/ ZDF-Dokukanal, ARD-Festival, MDRSachsen-Anhalt, RBB, WDR und NDR abgestrahlt. Zu fi nden sind die Sender auf den TV-Kanälen 22, 42 und 35.

Der weitere Ausbauplan der mitteldeutschen Landesmedienanstalten sieht in zweiter Stufe die Inbetriebnahme von DVB-TSendern in Magdeburg, Dresden, Chemnitz und Jena vor. Andreas Vierling, Vorsitzender des Lenkungsausschusses, zur weiteren Verbreitung von DVB-T: "Der Zeitplan soll erst nach dem 5. Dezember festgelegt werden. Dazu gibt es bislang keinen Beschluss."

Es deutet sich jedoch an, dass es auch in Sachsen-Anhalt zügig weitergeht. Die Planungen von ARD und ZDF sehen vor, bis 2008 90 Prozent der Bevölkerung mit DVB-T zu versorgen. Im "Digitalisierungsbericht 2005" plädierten kürzlich der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Wolfgang Thaenert, und Hans Hege dafür, die ursprünglich für das Jahr 2010 in Aussicht genommene Einstellung der analogen terrestrischen Fernsehübertragung auf 2006 oder 2007 vorzuziehen. Dass dies Versorgungslücken im ländlichen Raum mit sich bringen würde, dürfe kein Gegenargument sein, weil heute ländliche Gebiete per Satellit umfassend mit Programmen versorgt werden können.

In Sachsen-Anhalts Norden wird mit großer Wahrscheinlichkeit 2006 der Aufbau der DVB-T-Sendelogistik in Angriff genommen. Weder der Brocken noch der Frohser Berg bei Schönebeck kommen dabei übrigens als Sendestandort in Frage. Andreas Vierling: "Das Hauptziel ist nicht die Abstrahlung in die Fläche, sondern der Empfang mit der Zimmerantenne im Ballungsgebiet. Wir müssen deshalb von etwa 150 Meter Höhe direkt aus dem Stadtgebiet von Magdeburg senden, damit das Signal stark genug ist, 95 Prozent der Haushalte in den Gebäuden zu erreichen."

In Leipzig wurde deshalb der DVB-T-Sender auf einen 170 Meter hohen ehemaligen Industrie-Schornstein montiert. In Halle wurde ein 160 Meter hoher Sendemast errichtet.

Nach Auskunft des Magdeburger Stadtplanungsamtes gibt es in der Landeshauptstadt keine ähnlich hohen Bauwerke. Der Dom (106 Meter) und der "Lange Heinrich" (108 Meter) - ein ausrangierter Industrie-Schornstein auf dem Sket-Gelände - sind ungeeignet. Es scheint also, als würde auch in Magdeburg der Bau eines 160 Meter hohen Sendemastes notwendig werden. Ein dort abgestrahltes DVB-T-Signal wäre in der Fläche mit Dachantenne im Umkreis von 60 bis 100 Kilometer empfangbar.

Von Oliver Schlicht
http://www.volksstimme.de/news/anhalt/magdeburg/show_fullarticle.asp?AID=765673&Region=Magdeburg&Template=FullArticle_kurz&Column=

--
Meine Meinungsäußerung

Tags:
Sachsen-Anhalt, MDR

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum