Mobilfunk macht Schulkinder nicht dumm (Allgemein)
Von überzeugten Mobilfunkgegnern ist zuweilen die Behauptung zu hören, in Deutschland würden Schulkinder allmählich verblöden. Schuld sei die allgegenwärtige Einwirkung von Mobilfunkfeldern auf das Hirn von Schulkindern. Belege für derartige Behauptungen werden nicht beigebracht, es sind nur mehr oder weniger absurde Meinungsäußerungen.
Wäre an der Behauptung etwas dran, müsste sich dies in den länderübergreifenden Leistungsvergleichen für Schulkinder deutlich abzeichnen, denn der (in Deutschland) Mitte 1992 eingeführte Digitalfunk GSM900 wurde etwa 2000 zu einem massenhaft genutzten Konsumartikel. Just zu dieser Zeit (2001) wurde erstmals der internationale Leistungsvergleich (Iglu- und Timss-Studien) angestellt, ein trefflicher Referenzpunkt. Und heute wurden die Ergebnisse des letzten Vergleichs aus dem Jahr 2011 bekannt gegeben. Im genannten Zusammenhang interessiert nicht das Abschneiden der deutschen Kinder im internationalen Vergleich, sondern ihr Abschneiden im Jahr 2011 gegenüber dem Referenzpunkt 2001.
Die Zahlen belegen, dass die Behauptung falsch ist, deutsche Schulkinder würden unter Mobilfunkeinwirkung dümmer. Denn unsere Schulkinder wurden in den zehn Jahren zwischen 2001 und 2011 weder dümmer, noch klüger, sie sind 2011 in etwa auf dem Stand von 2001. Dies ist sogar als Fortschritt zu werten, denn in den zehn Jahren stieg der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in den Schulen deutlich an. In anderen Ländern gibt es dagegen zum Teil erhebliche Abweichungen zwischen dem alten und dem aktuellen Leistungsniveau, mal zum Guten, mal zum Schlechten. Doch ein wie auch immer gearteter Zusammenhang mit Funk lässt sich auch bei diesen Ländern in keiner Weise feststellen, der wüste Verdacht darf daher getrost als Schnapsidee zu den Akten gelegt werden.
Damit, dass die Ergebnisse der aktuellen Iglu- und Timss-Studien verbohrte Mobilfunkgegner zur Einsicht bringen, ist allerdings nicht zu rechnen. Die Wortführer erweisen sich nicht selten als ausgesprochen bockig, wenn es darum geht, Irrtümer einzugestehen und offensichtlich falsche Positionen aufzugeben. Das Schlagwort "Mobilfunk macht blöd" wird deshalb aller Voraussicht nach in der Szene weiter kursieren.
Hintergrund
Studienzusammenfassung 2001-20011 im Volltext (PDF, 127 Seiten, deutsch)
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –